Poings neue Pfarrkirche:Geistliches Zentrum mit Strahlkraft

Kommenden Sonntag wird die Pfarrkirche Seliger Rupert Mayer in Poing von Kardinal Reinhard Marx geweiht. Der Neubau bietet viel Platz für die Gläubigen - und eine ganz besondere Atmosphäre

Von Barbara Mooser, Poing

Wer an einem sonnigen Sommertag den Blick über das Bauwerk schweifen lässt, wird fast geblendet. Das Licht glitzert auf den weißen Keramikkacheln, die die Fassade bedecken, und bringt das Kreuz und den goldenen Hahn weit oben zum Strahlen. Doch die wahre Schönheit der neuen Poinger Pfarrkirche an der Gruber Straße erschließt sich im Inneren: Schlicht und fast ohne Zierrat erinnert sie an die Strenge romanischer Kirchen, doch im Gegensatz zu diesen ist der hohe Raum, dessen Decke ein Kreuz bildet, durchflutet vom Licht. Pfarrer Christoph Klingan hat die Schwelle zum Kirchenraum schon oft überschritten, noch immer ist er fasziniert von dem Raumeindruck, den wechselnden Stimmungen. "Ich spüre die Transzendenz", sagt er. Von Sonntag an wird die Kirche, die das Patrozinium Seliger Rupert Mayer trägt, endlich den Poingern gehören. Kardinal Reinhard Marx wird den Festgottesdienst zur Kirchenweihe zelebrieren, der um 9.30 Uhr beginnt.

Vorfreude ist angeblich die schönste Freude; ob das stimmt, müsste man die Poinger Gläubigen fragen, die sich doch etwas länger als erwartet auf diesen Moment freuen konnten oder mussten: Denn eigentlich hätte die Kirche schon im Oktober geweiht werden sollen, die Insolvenz einer Baufirma warf aber die ganzen schönen Pläne über den Haufen. Nun aber läuft alles, an ein paar letzten Details wird zwar noch gefeilt, "aber die Einweihung ist nicht mehr gefährdet", sagt Pfarrer Christoph Klingan und lacht.

Auch im Erzbischöflichen Ordinariat ist man nun froh darüber, dass die stressige Bauzeit vorbei ist. "Am Ende überwiegen Freude, Stolz und Glück", sagt Sprecherin Christina Tangerding am Montag bei einer Pressekonferenz zur anstehenden Kirchenweihe. 14,6 Millionen Euro hat der Neubau gekostet, der in seiner Bedeutung weit über Poing hinausreicht: Erstmals seit einem Jahrzehnt wird im Erzbistum München und Freising eine neue Kirche geweiht, die nicht einen Vorgängerbau ersetzt, sondern als neues geistliches Zentrum an einem neuen Ort geschaffen wurde. Die rasch wachsende Poinger Kirchengemeinde kann den Platz gut brauchen: In diesem Jahr gab es laut Pfarrer Christoph Klingan 95 Erstkommunionkinder - weil die alte Pfarrkirche St. Michael aber gerade mal 220 Plätze bietet, musste das Fest auf vier Etappen gefeiert werden. Auch an anderen hohen kirchlichen Feiertagen wurde es in der Vergangenheit bisweilen eng. Die neue Kirche bietet nun 350 Sitzplätze; mit dem Standort nah an den neuen Wohngebieten kommt man auch den vielen jungen Familien entgegen, die gerade durch ihre Kinder oft wieder einen stärkeren Bezug zur Kirche finden. Dabei wird aber Alt-Poing nicht abgehängt, in St. Michael werden weiter Gottesdienste stattfinden - auch sonntags.

Die neue Kirche, die vom Architekten Andreas Meck entworfen wurde, setzt am Rand der neuen Wohngebiete einen starken städtebaulichen Akzent, der Architekt sieht seinen Bau "im Spannungsfeld von Vertrautheit und Mysterium". Im Inneren bildet die Basis der Kirche ein Sockel aus grau-braunem Nagelfluh, darüber das strahlende Weiß der gekalkten Wände im hohen Kirchenraum. Die liturgischen Orte haben der Kölner Bildhauer Ulrich Rückriem und sein Assistent Alfred Karner künstlerisch gestaltet. Für Altar, Ambo, Tabernakel und Taufstein verwendeten sie grauen, von Fossilien durchsetzten westfälischen Anröchter Stein, Sprünge und Bohrungen durchziehen die schweren Steinblöcke. Die Kirchenbänke aus Eichenholz sind um den Altar herum gruppiert. Das Taufbecken hat einen ganz besonderen Platz bekommen: Eine große Fensteröffnung dahinter bietet nicht nur einen Blick auf die Wasserfläche des kleinen Sees im Grünzug, sondern auch auf den Turm der evangelischen Kirche.

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