Poing/Ebersberg:Wenn es schnell gehen muss

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Beim Sofortprogramm Wohnbau des Freistaats sollen in Grub zwei Gebäude für zirka 50 Flüchtlinge mit anerkanntem Asylstatus entstehen. Für die Ewigkeit werden sie aber nicht gemacht

Von Barbara Mooser und Annalena Ehrlicher, Poing/Ebersberg

Es ist eine Premiere im Landkreis: In Poing sollen für das Sofortprogramm Wohnungsbau des Freistaats dauerhafte Wohnungen für Flüchtlinge, deren Asylstatus anerkannt ist, entstehen. Geplant sind laut Bürgermeister Albert Hingerl sechs Einzelbaukörper mit jeweils zwei Vollgeschossen, die an der Kirchheimer Straße 31 und 33 gebaut werden sollen. Eugen Bauer vom Bauamt Rosenheim zufolge werden die Wohnungen zirka 45 Quadratmeter groß und "einfach, günstig aber trotzdem anständig" sein. Die Grundstücke gehören dem Freistaat, eines ist unbebaut, auf dem anderen steht noch ein Gebäude, das abgerissen werden muss. Insgesamt soll die Wohnanlage Platz für zirka 50 Menschen bieten, Bauherr ist das Staatliche Bauamt Rosenheim.

Das Sofortprogramm Wohnungsbau basiert auf drei Säulen, wobei die erste Säule das umfasst, was die staatlichen Bauämter abwickeln, so Bauer: "Die Grundstücke, um die es in Grub geht, sind zwar relativ klein - aber vor dem Gedanken, dass wir die Gebäude in bestehende Strukturen einfügen wollen, passt das sehr gut." Welches Material beim Bau verwendet wird, ist derzeit noch offen: Möglich sind beispielsweise Holz- oder Ziegelbauten. "Das überlegt man dann zu gegebener Zeit", sagt Bauer. Wichtig ist, dass die geplanten Häuser nach der Genehmigung zügig in Angriff genommen werden; "für die Ewigkeit gedacht" sind sie Bauer zufolge aber nicht. Bürgermeister Hingerl betonte bei der Bau- und Umweltausschusssitzung vergangenen Dienstag, dass es sich bei den geplanten Gebäuden nicht um weitere Erstaufnahmestellen handelt, sondern um Wohnungen auf längerfristige Sicht.

In der Sitzung wurde einstimmig beschlossen, dem geplanten Vorhaben eine Zustimmung in Aussicht zu stellen. Noch vorzulegen sind der detaillierte Bauplan sowie der Nachweis der laut Gemeindesatzung erforderlichen Stellplätze. "Das soll dann einfach schnell gehen", sagt Hingerl dazu. Ziel ist es, dass die Wohnungen noch in diesem Jahr fertig werden. Für die erste Säule des Sofortprogramms ist ein Etat von 70 Millionen Euro vorgesehen.

Die Wohnungsgenossenschaft Ebersberg will ihr Engagement im Landkreis ebenfalls verstärken und Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge sowie Einheimische mit wenig Geld schaffen. Erste Gespräche, unter anderem mit dem Aufsichtsrat, haben dazu bereits stattgefunden, erläutert Geschäftsführer Ulrich Krapf. Bei der Bürgermeisterdienstbesprechung am 22. Februar sollen nun auch die Bürgermeister über die Pläne informiert werden. Ohne sie ginge es nicht - sie seien schließlich diejenigen, die die Grundstücke zur Verfügung stellen müssten. Innerhalb von acht Jahren will die Genossenschaft 240 Wohnungen errichten; damit würde sie im Vergleich zu den Jahrzehnten davor enorm an Tempo zulegen, wie Krapf erläutert: In den ersten 65 Jahren ihres Bestehens hat die Genossenschaft schließlich nur 630 Wohnungen gebaut.

In der Verwaltung hat die Genossenschaft bereits Personal eingestellt, um den zusätzlichen Arbeitsaufwand bewältigen zu können. Darüber hinaus wäre laut Krapf denkbar, dass sie verstärkt Aufgaben auslagert. Beispielsweise könnten Ausschreibung, Bauleitung und technische Aufgaben an Externe vergeben werden. Möglich wäre es allerdings ebenso, einen Generalunternehmer zu beauftragen, der die Wohnanlagen dann schlüsselfertig übergibt. Eines ist jetzt schon klar: Es werden immer mehr kleine Einheiten benötigt, denn viele Alleinstehende suchen verzweifelt nach einer Wohnung. Und zum Konzept gehört auch, dass die Wohnungen gerecht verteilt werden: an Einheimische ebenso wie an Menschen, die sich nach der Flucht erst eine neue Heimat aufbauen müssen. Das Zusammenleben sei schließlich "ein Beitrag zur Integration", unterstreicht Krapf.

© SZ vom 18.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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