Poing:Spurensuche in Brasilien

Aktivistin Rosi Reindl kämpft gegen genverändertes Saatgut

Von Sophia Kleiner, Poing

Eigentlich ist die ÖDP-Politikerin und Gentechnik-Aktivistin Rosi Reindl von Brasilien begeistert. Die unendliche Weite, die Vegetation, das Klima, die Leute - die Glonnerin kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Allerdings hatte ihre dreimonatige Reise einen ernsten Hintergrund. Reindl war auf Spurensuche nach genverändertem Saatgut. Unterstützt wurde sie dabei von Antonio Andrioli, einem befreundeten brasilianischen Professor. In der "Poinger Einkehr" erzählte Reindl bei einer Veranstaltung der "Bürger und Bürgerinnen gegen den Krieg" kürzlich von ihren Gesprächen mit Kleinbauern, die selbst genverändertes Saatgut anbauen oder aber auch am Genmais-Anbau umliegender Landwirte leiden.

Die Behauptung, nur mit genmanipuliertem Mais könne der Hunger in der Welt gestillt werden, ist der Gentechnik-Aktivistin ein Dorn im Auge. Der BT-Mais habe einen Genabschnitt aus einem Bakterium eingepflanzt bekommen. Dieser wirke als Gift gegen den Maiszünsler. Allerdings hätten sich die Versprechen von höheren Erträgen und weniger Schädlingen nicht erfüllt. "Je mehr Gentechnik angebaut wird, desto resistenter werden die Insekten", sagte Reindl. Gentechnik sei lediglich ein Rückschritt zu mehr Chemieeinsatz. Während allerdings normalerweise chemischer Dünger innerhalb von zwei Tagen abgebaut sei, schade das Gift, das der BT-Mais produziere, Nützlingen auf lange Sicht und hemme die Aufnahme von Mineralien aus dem Boden.

Reindl bezweifelt, dass das genveränderte Saatgut zum Nutzen der Kleinbauern ist. Profiteure seien Firmen wie BASF, Bayer und Monsanto. Für viele Bauern gebe es keinen Ausweg aus diesem System. Auch diejenigen, die - häufig aus Kostengründen - auf genverändertes Saatgut verzichteten, seien Leidtragende. Wenn die Sojafelder gespritzt werden, müssten die Menschen Atemmasken tragen und könnten das Haus bis zu vier Tage lang nicht verlassen, berichtete Reindl. Allerdings fehle manchen Bauern auch ein Bewusstsein für ein gesundes Umweltverhältnis. "Wenn der Boden nicht mehr gut ist, nehmen wir einen anderen", habe ein Bauer zu ihr gesagt. In Brasilien kennzeichne ein gelbes T für Transgenic genmodifizierte Lebensmittel. Der Verpackung sind außerdem genaue Hinweise zum Anbau zu entnehmen. Viele Menschen würden aber dennoch auf das günstigere genetisch veränderte Produkt zurückgreifen, sagte Reindl. Teils auch nur, weil es schwierig sei, an eine gentechnikfreie Alternative zu gelangen.

Auch im Landkreis Ebersberg spiele genverändertes Saatgut eine Rolle. Viele heimische Landwirte bezögen genmodifiziertes Soja für die Tierfütterung. Dies sei den Bauern jedoch nur klar, wenn sie sich explizit mit der Thematik auseinander gesetzt hätten. In Poing-Grub sei bereits ein zweijähriger Versuch mit BT-Mais durchgeführt worden. Dieser sei an heimische Kühe verfüttert worden. Von Seiten der Initiatoren des Projekts sei der genmodifizierte Mais sowohl für Verbraucher als auch für die Kühe als harmlos bewertet worden. Tatsächlich aber habe innerhalb von zwei Jahren die Hälfte der Tiere wegen Krankheit oder Unfruchtbarkeit ausgetauscht werden müssen, erklärte Reindl. Die Ergebnisse seien so massiv verfälscht und damit unbrauchbar. Dank dem erfolgreichen Widerstand in der Bevölkerung sei der Landkreis Ebersberg nun aber ohnehin gentechnikfrei.

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