Poing:Ruhe-Wiese

Poing: Auf immer mehr Friedhöfen - hier in Unterschleißheim - werden inzwischen Baumbestattungen angeboten. In Poing sollen auf den Urnenfeldern bunte Blumen wachsen.

Auf immer mehr Friedhöfen - hier in Unterschleißheim - werden inzwischen Baumbestattungen angeboten. In Poing sollen auf den Urnenfeldern bunte Blumen wachsen.

(Foto: Catherina Hess)

Im neuen Poinger Bestattungsgarten sind Grabsteine, Gestecke und Lichter tabu. Auf den Friedhof-Feldern sollen bunte Blumen blühen - unter ihnen ist Platz für 276 Urnen

Von Barbara Mooser, Poing

Ein Besuch am Grab der Lieben bedeutet für viele nicht nur Kontemplation und Erinnerung an die Verstorbenen: Mindestens zweimal im Jahr muss die Grabstelle neu bepflanzt werden, im Sommer hetzen viele nur deshalb regelmäßig auf den Friedhof, damit die Blümchen in der Hitze nicht gleich verdorren. Immer mehr Menschen wollen das entweder ihren Angehörigen nicht zumuten - oder sie haben vielleicht gar niemanden, der sich um die Grabstelle später kümmern könnte. Mit einem neuen Bestattungsgarten will die Gemeinde Poing den sich ändernden Ansprüchen Rechnung tragen. Hier sind künftig anonyme Bestattungen möglich, auch die Grabpflege entfällt gänzlich: Eine bunte Blumenwiese soll die Urnenfelder bedecken, auf den Gräbern wird es keine Gedenksteine geben, auch Grabschmuck wie Kerzen oder Gestecke sind dort nicht erlaubt.

Bisher gibt es auf dem alten Friedhof zwar klassische Urnengräber und Urnenwände, doch anonyme Bestattungen sind derzeit in der Gemeinde Poing noch nicht möglich. Dass der Bedarf dort vorhanden ist, beweist auch die Tatsache, dass Standesamts-Chefin Renate Karisch bereits jetzt Anfragen erhält, wann der neue Bestattungsgarten denn endlich fertig sei. Bevor es mit den Bauarbeiten losgehen kann, sind allerdings noch einige Vorarbeiten und archäologische Bodenuntersuchungen notwendig.

Der Bestattungsgarten wird auf einem Grundstück am Endbachweg, direkt angrenzend an den vorhandenen Friedhof, gebaut und wird Platz für 276 Urnengräber bieten. Geplant ist derzeit, dass es keinerlei Markierungen auf den Gräbern geben soll; lediglich in der Gemeindeverwaltung ist festgehalten, welcher Verstorbener wo seinen letzten Ruheplatz gefunden hat. Belegt werden die Gräber der Reihe nach, Ehepaare können sich also nicht, wie auf dem konventionellen Friedhof, Grabstätten nebeneinander sichern. Und ein Grab hat auch nur zwölf Jahre Bestand, so lange dauert die Ruhefrist. Eine Verlängerung ist danach nicht möglich.

Nicht ganz so streng wird es die Gemeinde möglicherweise mit der Anonymität halten. Sollte dies der Wunsch der Poinger sein, könnte etwa auf einer Tafel in einem kleinen Eingangsgebäude an die Verstorbenen erinnert werden, auch ein zentraler Platz im Eingangsgebäude, wo Blumen und Kerzen abgestellt werden könnten, wäre laut Planerin Annette Wrulich denkbar. "Wir wollen nicht am Bedarf vorbei planen", sagte Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) am Dienstag im Bau- und Umweltausschuss.

Sein Parteikollege Peter Maier wies aber auch nachdrücklich darauf hin, dass die Unterschiede zwischen dem Friedhof und dem Bestattungsgarten den möglichen Nutzern deutlich gemacht werden müssten, ansonsten lägen in der Wiese schnell Grablichter und Gestecke. "Wenn jemand sichtbar trauern will, soll er eine Urnennische oder ein Urnengrab nehmen", sagte er. Renate Karisch versicherte, dass die Friedhofsverwaltung beim Erwerb einer Grabstätte durchaus über die Möglichkeiten und Vorgaben informiere. Sie kündigte auch an, dass dennoch abgelegter Grabschmuck oder Kerzen regelmäßig entfernt würden. Auch nach Bestattungen abgelegte Kränze und Schalen sollen höchstens drei Tage auf den Gräbern liegen. Wie chaotisch es aussehe, wenn Naturgräber geschmückt würden, könne man beispielsweise am Ebersberger Friedhof sehen,wo die Gräber teilweise mit einer zusätzlichen kleinen Betonstele mit Namensschild versehen seien, sagte Karisch: Blumentöpfe in Plastikhülle, verwitterte Gestecke und verwelkte Schnittblumen habe sie bei ihrem Besuch auf dem Ebersberger Friedhof auf den Gräbern gesehen.

Auch wenn der Bestattungsgarten in vielem ganz anders ist als der konventionelle Friedhof nebenan - in einem soll er ihm doch gleichen: Auch der Bestattungsgarten solle ein schönes schmiedeeisernes Tor, ähnlich wie die Bergmeistertore am Friedhof, erhalten, regte Franz Langlechner (CSU) an, und erntete die Zustimmung seiner Ausschusskollegen. "Auf ein günstigeres Tor umzuschwenken, wird dem Ganzen nicht gerecht", sagte Peter Maier. In diesem Fall allerdings werden die 97 000 Euro, die derzeit für den Bau des Gartens vorgesehen sind, nicht ausreichen, wie die Planerin ankündigte. Eine endgültige Entscheidung über den Bestattungsgarten wird in der Sitzung des Gemeinderats an diesem Donnerstag fallen.

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