Poing:Poings Pfarrer wird strafversetzt

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Bereits im Sommer 2015 hat das Ordinariat eine interne Untersuchung gegen Michael Holzner in Gang gebracht. Ihm wird vorgeworfen, Gelder nicht ordnungsgemäß verwendet zu haben.

Von Barbara Mooser, Poing

Pfarrer Michael Holzner unterschreibt die Urkunde bei der Grundsteinlegung für die neue Kirche. Eigentlich hatte er gehofft, auch bei der Einweihung Ende 2017 noch in Poing zu sein. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Poing wird von März an ohne Pfarrer auskommen müssen: Michael Holzner, der fast 19 Jahre lang die Katholiken in der Gemeinde betreut hatte, wird zum Pfarrverband Neuaubing-Westkreuz versetzt. Hintergrund ist eine interne Untersuchung, die das Ordinariat gegen den Pfarrer in Gang gesetzt hat. Ihm wird vorgeworfen, Gelder nicht ordnungsgemäß verwendet zu haben. Der Pfarrer selbst hat die Gläubigen im Gottesdienst am Sonntag über die Vorwürfe und seine Versetzung informiert. Einen Nachfolger für Holzner soll es erst im September geben.

Für die Poinger kommt die Tatsache, dass Michael Holzner so bald die Gemeinde verlassen muss, völlig unerwartet. Holzner selbst hatte immer gesagt, er habe mit dem Ordinariat ausgehandelt, dass er mindestens bis zur Fertigstellung der neuen Kirche Ende 2017 bleiben dürfe. Doch die Untersuchungen des Ordinariats laufen im Hintergrund schon länger.

Im Pfarrgemeinderat ist der Ärger groß

Bereits im Sommer 2015 soll eine interne Revision Unregelmäßigkeiten zutage gebracht haben. Seitdem kümmerte sich auch Dekan Josef Riedl um die Personal- und Finanzangelegenheiten der Poinger Pfarrgemeinde. Dies wurde allerdings nur einem sehr engen Personenkreis bekanntgegeben, der darüber hinaus zum Schweigen verpflichtet wurde. Der Pfarrgemeinderat wurde in der vergangenen Woche über den anstehenden Weggang Holzners informiert.

Der Ärger über diese Entscheidung sei sehr groß, sagt ein Mitglied des Gremiums. Dass sie gefällt wurde, noch bevor die interne Untersuchung abgeschlossen war, sei für niemanden nachvollziehbar. "Uns ist völlig unverständlich, warum so agiert wird", so das Pfarrgemeinderatsmitglied. Weder Pfarrgemeinderat noch Kirchenverwaltung seien in die Entscheidung eingebunden worden. "Nicht menschenwürdig" sei auch der Umgang des Ordinariats mit Holzner selbst. Dass der Pfarrer tatsächlich Geld unterschlagen haben könnte, könne sich niemand vorstellen, der Holzner kenne.

Der Pfarrer hatte zwei Großprojekte zu betreuen

Denkbar sei viel eher, dass die Unregelmäßigkeiten eine Folge von Fehlern in der Buchführung und Unerfahrenheit in finanziellen Dingen seien. Schließlich handle es sich bei Pfarrern um Theologen, nicht um Finanz- und Verwaltungsfachleute - und in Poing seien mit dem Bau der neuen Kirche und eines neuen Kindergartens gleich zwei Großprojekte zusätzlich zu den normalen Verwaltungsangelegenheiten zu betreuen. "Und dann soll noch genügend Zeit für die eigentliche Aufgabe eines Gemeindepfarrers bleiben: die Seelsorge und Sakramentenspendung in all ihren Ausprägungen", so das Pfarrgemeinderatsmitglied.

Holzner selbst wollte sich angesichts des laufenden Verfahrens nicht zu den Vorwürfen äußern. Der Pfarrgemeinderat hat eine offizielle Pressemitteilung zum Abschied verschickt: "Mit Bedauern nehmen wir zur Kenntnis, dass Herr Pfarrer Holzner unsere Pfarrei St. Michael zum 1. März verlässt. Wir blicken dankbar zurück auf nahezu 19 Jahre, in denen Herr Pfarrer Holzner uns in der Pfarrei als Begleiter in unseren persönlichen Sorgen und Nöten des Alltags, aber auch bei freudigen Ereignissen zur Seite stand", heißt es darin. Geplant ist eine Abschiedsfeier für Holzner am Sonntag, 28. Februar, 11 Uhr, im Pfarrheim St. Michael.

© SZ vom 08.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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