Poing:Mehr Menschen, mehr Autos

Poing: An der Kreuzung der Kirchheimer Allee mit der Bergfeldstraße soll ein Kreisel entstehen. Denn gerade hier wird sich das Verkehrsaufkommen massiv erhöhen.

An der Kreuzung der Kirchheimer Allee mit der Bergfeldstraße soll ein Kreisel entstehen. Denn gerade hier wird sich das Verkehrsaufkommen massiv erhöhen.

(Foto: Christian Endt)

Bürgermeister und Planer informieren bei einer Anhörung, wie sich der Verkehr in der Bergfeldstraße, am Westring und in der Kirchheimer Allee entwickeln wird. Viele Anwohner fürchten, dass sich ihre Lebensqualität verschlechtert

Von Barbara Mooser, Poing

Eine Eier legende Wollmilchsau zu züchten, ist ein Klacks. Jedenfalls wenn man dieses Experiment vergleicht mit dem, was die Poinger in den Neubaugebieten nördlich der Bahn von ihrem Bürgermeister und Gemeinderat erwarten: Einige wünschen sich, den Verkehr auf der Bergfeldstraße und am Westring flüssiger zu machen, andere fürchten, dass dann noch mehr Autos diesen Weg wählen. Einige wünschen sich mehr Parkplätze, andere, dass das Gebiet für Autos so unattraktiv wie möglich gemacht wird. Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) und die Mitglieder seiner Verwaltung sammelten nun bei einer Anhörung in der Aula der Anni-Pickert-Schule zuerst einmal alle Wünsche und Anregungen ein, diskutiert werden soll darüber dann im Gemeinderat. Hingerl dämpfte aber zu hohe Erwartungen: "Der Gemeinderat kann die Situation nicht so gestalten, dass sie 100-prozentig zufriedenstellend ist."

Für die Anhörung, zu der mehr als 100 Bürgerinnen und Bürger gekommen waren, gab es gleich mehrere Anlässe. Zum einen entsteht im Zauberwinkel gerade eine neue Schule mit Kita, die auch neuen Verkehr nach sich ziehen wird. Zum anderen gibt es einerseits einen Antrag der CSU-Fraktion, die Verkehrsführung am Westring und in der Bergfeldstraße zu ändern, und andererseits einen Antrag von dort lebenden Bürgerinnen und Bürgern, das nicht zu tun. Vor allem aber wird sich in den nächsten Jahren im Norden ganz gewaltig was tun. Derzeit füllt sich gerade das Wohngebiet W 6, doch die nächsten, W 7 und W 8, werden unmittelbar danach in Angriff genommen.

Und es werden dort doppelt so viele Menschen leben wie ursprünglich geplant war: 4000 statt 2000. Diese Entscheidung hat der Poinger Gemeinderat im Februar einstimmig gefällt. Auf diese Weise soll gleich in großem Umfang bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden, der in der Wachstumsgemeinde momentan so furchtbar knapp ist.

In den bestehenden Wohngebieten entlang der Bergfeldstraße und des Westrings stößt diese Entscheidung des Gemeinderats nicht nur auf Begeisterung. Es gab Appelle von Anwohnern, sie nochmals zu überdenken, da durch den zusätzlichen Verkehr die Lebensqualität entlang der bestehenden Erschließungsstraßen leide. Hingerl stritt das nicht ab, er unterstrich aber auch, er nehme das in Kauf, um auch Menschen mit weniger Geld Wohnraum in Poing bieten zu können.

Der Verkehr wird aber tatsächlich deutlich zunehmen. Im Vergleich zum jetzigen Zustand rechnen Planer etwa am Westring mit einer Verdoppelung, bis zu 6500 Fahrzeuge sind nach dem Bezug der neuen Wohngebiete hier wohl unterwegs. Sogar etwa 10 000 Fahrten täglich werden es künftig wohl auf Höhe des Badesees sein. Deshalb plant die Gemeinde auch, zwei Kreuzungen umzubauen: Zum einen die Kreuzung der Kirchheimer Allee mit der Bergfeldstraße, wo die abknickende Vorfahrt heute schon viele Autofahrer überfordert. Hier soll ein üppig dimensionierter Kreisverkehr errichtet werden.

Zum anderen wird die Kreuzung des Westrings mit der Plieninger Straße mit einer Ampel ausgestattet; auf der Plieninger Straße wird es zudem eine Linksabbiegerspur geben. Zwar wäre nach Einschätzung der Planer auch hier ein Kreisverkehr theoretisch denkbar, doch wird die Gemeinde laut Bürgermeister Albert Hingerl wohl nur schwer an den nötigen Grund kommen. Eine Tempo-30-Zone wie bisher werden Bergfeldstraße und Westring wohl aus rechtlichen Gründen nicht bleiben können. Es soll aber geprüft werden, ob abschnittsweise Tempo 30 vorgeschrieben werden kann. Offen ist auch, wie die Radwege geführt werden, wo Fußgängerüberwege entstehen und ob weiterhin entlang der Straße geparkt werden darf.

Nicht nur die Anwohner entlang der Erschließungsstraßen äußerten angesichts des zunehmenden Verkehrs ihre Sorgen, auch Bewohner des Zauberwinkels. Wenn die neue Schule erst eröffnet sei, sei "Chaos jeden Morgen" zu befürchten, sagte eine Anwohnerin. Auch in den Straßen rundherum seien Autofahrer auf Parkplatzsuche zu erwarten; schon jetzt werde teilweise in Feuerwehreinfahrten geparkt, merkte eine andere Anwohnerin an. "Wir haben das alles auf dem Schirm", versprach der Bürgermeister. Der Gemeinderat wird sich wohl bereits im Juli mit dem Thema erneut auseinandersetzen.

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