Poing:Kleckse gegen den Klimawandel

Ulrike Scharf bei der Klima-Allianz in Poing

Alles ist perfekt angerichtet im Bauzentrum. Ludwig Friedl, Vorsitzender der bayerischen Energieagenturen und Ministerin Ulrike Scharf unterzeichneten gemeinsam die Verträge.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Energieagenturen im Freistaat, zu deren Verbund auch der Landkreis gehört, sind das 40. Mitglied der "Bayerischen Klima-Allianz". Beim Festakt in Poing unterzeichnet Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf die Verträge und distanziert sich von der Umweltpolitik der USA

Von Korbinian Eisenberger, Poing

Am Ende war da doch noch ein Schönheitsfehler: Die Ministerin hatte den Füller in die Hand genommen, bereit, um sechs Kopien des neuen Vertrags zu unterzeichnen. Eine Helferin reichte ihr die Akten, und damit die Tinte nicht auf dem Papier verwischt, hatten sie der Ministerin einen Tintentrockner gereicht. Jetzt verwischte also nichts, doch bei der dritten Unterschrift, da machte der Trockner plötzlich Kleckse. Sechs Unterschriften, mit Abdruckspuren. Eine Vereinbarung, die demonstrieren soll, dass sie in Bayern ihren ökologischen Fußabdruck verbessern wollen, mit Klecksen gegen den Klimawandel.

Am Montagmittag war Ulrike Scharf (CSU) nach Poing gekommen. Die bayerische Ministerin für Umwelt und Verbraucherschutz wollte das 40. Mitglied in der Bayerischen Klima-Allianz begrüßen. Beigetreten sind die "Bayerischen Energieagenturen", ein Zusammenschluss von elf Mitgliedern, zu dem auch die Agentur des Landkreis Ebersberg zählt. Und so waren zur Unterzeichnung nicht nur Vertreter der Klima-Allianz und deren Mitglieder ins Poinger Bauzentrums gekommen, sondern auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU), Ebersbergs Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr, Poings Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) und mehrere Rathauschefs aus der Region.

Die Klima-Allianz ist Teil des "Bayerischen Klimaschutzprogramms 2050", das die Staatsregierung vor drei Jahren beschlossen hat. Danach strebt der Freistaat an, die Treibhausgas-Emissionen in Bayern bis 2050 auf weniger als zwei Tonnen pro Kopf und Jahr zu senken, etwa durch die energetische Sanierung staatlicher und kommunaler Gebäude. Andere Varianten sind Renaturierungen von Mooren und Fortschritte in der Energietechnologie. Die Regierung spricht von einer "Dreifachstrategie aus Reduktion, Anpassung und Forschung."

Ministerin Scharf ging in ihrer Rede auf die Bedeutung des Klimaschutzes in diesen Zeiten ein. Den jüngsten Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen wertete sie als Paukenschlag. "Wir gehen da einen anderen Weg", sagte sie im voll besetzten Saal, etwa 150 Gäste waren gekommen. Umso mehr sei es erfreulich, mit den bayerischen Energieagenturen "ein gewichtiges Mitglied" für die Klima-Allianz begrüßen zu können. "Durch den Beitritt gewinnen wir landesweit einen Motivator." Zuletzt hatte der FC Bayern die Verträge unterzeichnet, nun ist auch Ebersberg mit dabei. Welche Ziele das Projekt verfolgt, ist im bayerischen Klimaprogramm verankert, etwa durch Hochwasserschutzmaßnahmen oder der Vorsorge gegen Gefahren durch Schädlinge. Scharf ging in ihrer Rede auf die Waldbrandkatastrophe in Portugal ein, "auch das war die Folge des Klimawandels", so Scharf.

Was genau die Verträge für den Landkreis Ebersberg bedeuten, darauf wurde während Scharfs Poing-Besuch nicht eingegangen. Nur das: Es gehe zwar um große Themen, die allerdings, so Scharf, lokal gedacht werden müssten. Die lokale Energieagentur im Landkreis Ebersberg hat ihren Sitz im Landratsamt. Geschäftsführer ist Klimaschutzmanager Gröbmayr, an seiner Seite hat er Energieberater Philipp Rinne. Zusammen mit sechs Mitarbeitern arbeiten sie daran, Bürger, Unternehmen und Rathäuser im Landkreis bei Klimaschutzmaßnahmen zu beraten und "Chancen und Potenziale der Energiewende" zu erläutern, so steht es auf ihrer Webseite. Gröbmayr hielt diesmal kein Plädoyer für den Klimawandel, er hörte Ludwig Friedl zu, dem Vorsitzenden der elf bayerischen Energieagenturen. Friedl sprach von einem "guten Tag" für ein Projekt, mit dem die schnelle Energiewende, "eine große Herausforderung des 21. Jahrhundert", voran kommen soll.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: