Poing:Die Zeit der Rekorde

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Poing muss sich für anstehende Projekte massiv verschulden

Von Barbara Mooser, Poing

Würden Außenstehende die Kurve betrachten, die die Schuldenentwicklung in Poing abbildet, würden sie wohl erst einmal von einem Fehler in der Datengrundlage ausgehen. Jahrelang dümpelt der Schuldenstand auf einer Höhe dahin, der nicht einmal in einer kleinen Landgemeinde größeres Kopfzerbrechen bereiten würde. Und dann die Explosion: Von gut einer halben Million Euro im Jahr 2015 steigen die Schulden auf 13 Millionen im Jahr 2016, knapp 26 Millionen im Jahr 2018 und schließlich knapp 31 Millionen im Jahr 2019. Doch die Zahlen stimmen, gerade erst hat sie Kämmerer Holger Schmidt wieder an die Wand im Poinger Sitzungssaal projiziert, wo am Dienstag die Haushaltsvorberatungen des Haupt- und Finanzausschusses stattfanden. Doch die Gemeinderäte haben sich inzwischen daran gewöhnt, die Kurve mit einer gewissen Gelassenheit zu betrachten - schließlich kann sie keine Überraschung sein angesichts dessen, was die Gemeinde in den kommenden Jahr unternimmt, damit die Infrastruktur mit dem rasanten Wachstum Poings Schritt halten kann.

Konkret werden zwei Grundschulen und zwei Kindertagesstätten neu gebaut, bei einer dritten Kita übernimmt die Gemeinde den Löwenanteil der Kosten. Allein das kostet insgesamt deutlich mehr als 40 Millionen Euro. Hinzu kommt der Bau einer Unterführung unter den S-Bahn-Gleisen, der auf 10,6 Millionen Euro kalkuliert ist, und der Bau einer Bahnunterführung im Zuge der Verlängerung der Anzinger Straße für weitere 6,6 Millionen Euro. Der Neubau des Lehrschwimmbads für 3,5 Millionen fällt da schon fast nicht mehr ins Gewicht. Das bisher recht üppig gefüllte Sparkonto der Gemeinde ist weitgehend abgeräumt, auch an Grundstücken, deren Verkauf frisches Geld bringen könnte, mangelt es mittlerweile. Und so geht es halt nun ans Schuldenmachen - immerhin ist das möglich, weil sich Zins und Tilgung aus den laufenden Einnahmen bezahlen lassen, das wäre in den Vorjahren nicht immer so problemlos gegangen. Ein kleines Rücklagenpolster behält die Gemeinde, um nicht bei unvorhergesehenen Ausgaben teure Kassenkredite in Anspruch nehmen zu müssen.

Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) sagte, am meisten Sorge bereite ihm die Frage, ob man auch alle Projekte im vorgegebenen, äußerst knappen Zeitraum schaffen könne. Ansonsten beschränkten sich die Gemeinderäte am Dienstag weitgehend auf kurze Nachfragen zu einzelnen Haushaltsposten - eine umfassende Bewertung wird voraussichtlich in der Sitzung des Gemeinderats am 24. November folgen, wenn der Etat verabschiedet wird. Nur eines merkte Eva-Maria Saam (CSU) bereits kritisch an: Der Feststellung des Kämmerers im Vorbericht, man könne sich nach dem laufenden Einheimischenmodell kein weiteres leisten, könne sie sich nicht anschließen. Einheimischenmodelle hätten sich bewährt, sie seien ein Erfolgsmodell. "Das ist ein Punkt, wo man verschiedene Ansichten haben kann, was die Zielgruppe und das Kosten-Nutzen-Verhältnis betrifft", antwortete der Bürgermeister. Die Diskussion werde aber sicher zu einem anderen Zeitpunkt noch geführt werden müssen.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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