Pliening:Zarte Bande in den Süden

Italiener bevorzugt: Die Gemeinde Pliening ist auf Partnersuche - wenn es sein muss, über eine Börse im Internet.

Alexandra Leuthner

Pliening - Die Gemeinde Pliening findet man neuerdings im Internet nicht nur unter ihrer Heimatadresse, sondern auch über www.twinning.org. Gibt man auf der Seite für Europäische Partnerschaften unter "Finding a partner" als Suchkriterium Deutschland ein, und als Einschränkung fünf bis 20000 Einwohner, dann erscheint eine kurze Liste, auf der auch die Landkreisgemeinde Pliening steht. Ebenso wie Trittau etwa in Schleswig-Holstein oder Neulingen in Baden-Württemberg ist Pliening auf der Suche nach einer Partnergemeinde.

Wo andere Kommunen schon Jahre oder gar Jahrzehnte lang Kontakte in alle Himmelsrichtungen pflegen - Vaterstetten beispielsweise hat Verbindungen nach Südfrankreich, Äthiopien und Kroatien, Unterhaching im Landkreis München hält mit sechs Gemeindepartnerschaften vermutlich einen Rekord - ist Pliening bisher ganz allein auf der Landkarte. "Weil es noch keiner in die Hand genommen hat", vermutet Johannes Muhr. Der 46-jährige Familienvater aus Landsham will das nun ändern. Kurz vor den Osterferien hat er zu einem ersten Partnerschaftstreffen eingeladen, 14 Plieninger sind gekommen, darunter Bürgermeister Georg Rittler, sein Stellvertreter Roland Frick und die Geschäftsleiterin im Rathaus Gabriele Jung. Wohin die Reise gehen soll, war schnell entschieden: Eine Gemeinde in Italien soll es sein.

"Ich denke, dass es vor allem um einen kulturellen Austausch gehen wird", sagt der Bürgermeister, für eine wirtschaftliche Zusammenarbeit sei Pliening ja auch viel zu klein. Er begrüße das Engagement seines Gemeindemitglieds Muhr im Übrigen sehr. Im Gemeinderat sei die Idee einer Partnerschaft vor einiger Zeit bereits intensiv diskutiert und beschlossen worden, dass jede Initiative, die aus der Bevölkerung heraus komme, von der Gemeinde auch unterstützt werde. Nur selbst könne man es nicht in die Hand nehmen, "wir haben erst mal andere Sachen zu erledigen." Insofern stehe es ihm auch nicht zu, so Rittler, Wünsche hinsichtlich des künftigen Partners anzumelden. Gegen Italien habe er nichts einzuwenden, wenngleich er sich auch eine Gemeinde im osteuropäischen Bereich, vielleicht Kroatien oder Rumänien, oder aber in Frankreich - der leichteren Verständigung wegen - gut hätte vorstellen können.

Für Bella Italia spricht aus Sicht von Initiator Johannes Muhr, dass es gut erreichbar sei, und dass die bayerische Mentalität und die italienische wohl ganz gut zusammen passten. Grundsätzlich finde er es einfach wichtig, mal über den eigenen Ort hinaus zu schauen, neue Menschen kennenzulernen. Besonders für die Schulen und die jungen Leute in den örtlichen Vereinen - in denen er mit seiner Idee auf begeisterte Zustimmung gestoßen sei - könne solch eine Beziehung eine Bereicherung sein.

Nun geht es zunächst einmal darum, einen Partner auszugucken, der in puncto Gemeindegröße und Bevölkerungsstruktur in etwa zu Pliening passt. Vier Kommunen hat Muhr in der engeren Wahl, eine von der Partnerschaftsidee ebenfalls infizierte Familie sei jetzt in den Osterferien unterwegs, um sich in einigen von ihnen umzuschauen. Er selber wolle demnächst nach Bovezzo, in der Nähe von Brescia, und nach Valmadrera nordöstlich von Mailand gelegen, fahren. Beide Gemeinden hätten bereits Interesse an Pliening bekundet, mit einem Vize-Bürgermeister und einem örtlichen Tourismusvertreter hat Muhr bereits kommuniziert, "auf englisch und ein bisschen auch auf italienisch". Jetzt will er die beiden Herren erst mal kennenlernen.

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