Pliening:Vor dem Kollaps

Koronarsportgruppe steht ohne Leitung da

Von Julian Carlos Betz, Pliening

Gravierende Eingriffe am menschlichen Körper sind etwas, das man nicht so schnell vergisst. So auch bei Operationen am Herzen, die nach wie vor zu den heikelsten in der Welt der Chirurgie zählen. Wer sie erfolgreich und unbeschadet übersteht, muss erst einmal wieder in den Alltag zurückfinden. Die Herzsportgruppen im Landkreis helfen dabei. Gemeinsam werden dort unter ärztlicher Aufsicht sportliche Übungen zur Kräftigung und Erhaltung der Herzfunktionen absolviert. Ob Patienten mit einer Herzerkrankung auch künftig in Pliening Unterstützung durch Sport erhalten können, ist jedoch die Frage. Bisher jedenfalls fehlen Helfer, um die offenen Angebote wie bisher aufrecht zu erhalten.

Angelika Gasmann, die die Gruppe bisher betreut hat, hört auf, ebenso die Kassiererin. Somit ist derzeit unklar, wie es Mitte September mit der Koronarsportgruppe weiter geht. Unklar ist freilich auch, wer sich um den Fortbestand eigentlich kümmern müsste. Die Mitglieder der Koronarsportgruppe sehen den Vorstand des TSV Pliening in der Pflicht und erheben Vorwürfe: Es seien keine Bekanntmachungen irgendwelcher Art erfolgt, berichtet Angela Sinning, Mitglied der Gruppe. Man habe Vorschläge gemacht, um jemanden einzustellen, habe aber keine Antwort erhalten. Es sei "sehr schmerzhaft, dass die Gruppe aufhören soll", sagt auch Edith Seidl, ein ehemaliges Mitglied. Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass die Treffen maßgeblich zum positiven Selbstempfinden beitragen. "Nur so kann man die Leute wieder zurückführen", sagt sie. Alternativen gäbe es für die Plieninger Mitglieder kaum: Die Markt Schwabener Gruppe nehme keine neuen Mitglieder auf, andere Gruppen seien für die Betroffenen nur schwer oder gar nicht zu erreichen.

Danijel Bobovecki, Vorsitzender des TSV Pliening, in den die Gruppe als Abteilung eingebunden ist, sieht dagegen die Verantwortung vor allem bei den Mitgliedern der Gruppe selbst. Man dürfe nicht vergessen, dass es sich hier um eine "Interessengemeinschaft" handle. Es sei nach der Satzung des Vereins nicht vorgesehen, dass man einfach eine Annonce für eine Beschäftigung auf Minijob-Basis aufgebe. Vielmehr könnten die Aufgaben der Betreuung nur durch ehrenamtlich tätige Mitglieder ausgeführt werden. "Wir sind zunächst einmal an die Satzung gebunden", versucht Bobovecki klar zu machen. Auch habe Agnes Brummer, die dritte Vorsitzende des Vereins, sich bereits bei der Nachbarschaftshilfe um Unterstützung bemüht, jedoch ohne Erfolg.

Zudem hätten sich die Mitglieder der Gruppe aus seiner Sicht keineswegs interessiert daran gezeigt, selbst Aufgaben zu übernehmen - mit dem Argument, man wolle ja auch mal ins Theater gehen und Reisen machen, weswegen man für solche Aufgaben keine Zeit habe. Er sei ja selbst umfassend durch seinen Beruf in Anspruch genommen und sehe in dem Verhalten der Gruppe dem Vorstand gegenüber eine "unangemessene Erwartungshaltung", sagt Bobovecki.

Auch Barbara Stöhler, Kassiererin der Abteilung Gymnastik, sieht die Koronargruppe in der Pflicht. So habe es unter anderem eine Überlegung des Vorstands gegeben, die Koronargruppe durch die Gymnastikabteilung mitbetreuen zu lassen. Doch könne man aufgrund der eigenen Aufgaben eben nicht zu 100 Prozent alles übernehmen. "Ich habe denen auch gesagt, wenn ihr weiter bestehen wollt, müsst ihr was tun", bekräftigt sie. Die Initiative müsse aus der Gruppe selbst kommen, da sind sich Stöhler und Bobovecki einig. Möglicherweise lässt sich ja doch noch eine Lösung finden: Am 10. September soll schließlich die nächste und vielleicht entscheidende Versammlung stattfinden. Bis dahin muss sich etwas bewegen.

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