Pliening:"Nur halb so gut wie 2015"

Das Ottersberger Kulturstadl verzeichnet Einbußen. Ändern will Veranstalter Rudi Zapf vorerst nichts

Von Anja Blum, Pliening

Das "Ende der Normalität" sei schon lange gekommen, sagt Rudi Zapf, Chef des Ottersberger Kulturstadls und begnadeter Musiker. Bereits seit etwa fünf Jahren beobachte er, dass Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen ein immer unkalkulierbareres Geschäft würden. Große Namen, ja, die zögen freilich immer, doch alles, was sich in deren Schatten tummle, gleiche einem Lotteriespiel, sagt Zapf. "Wen interessiert was? - Da täusche ich mich immer wieder."

Und weil Zapf in seinem Stadl eben nicht nur auf das Bewährte setzen will, bekommt er jene Schwankungen, die die neue Normalität seien, oft zu spüren - bei den diesjährigen Sommerkonzerten und Stadlkulturtagen sogar empfindlich. "Diese Saison war es nur halb so gut wie 2015", räumt der erfahrene Veranstalter ein. Von den insgesamt 16 Terminen seien nur drei, vier wirklich gut besucht gewesen, an vielen anderen Abenden mit weniger bekannten Künstlern sei man eher unter sich gewesen. "Es gibt, Gott sei Dank, einige, die wirklich oft kommen, die einfach dauerinteressiert sind", berichtet er. "Das fühlt sich an wie eine große Familie." Und damit diese sich nicht so verloren fühlte im Stadl, habe man die Bühne, nachdem sie für eine Veranstaltung vergrößert werden musste, einfach nicht mehr verkleinert.

Pliening: Ein volles Haus, wie hier bei der "Unverschämten Wirtshausmusik" vor zehn Jahren, hatte der Ottersberger Kulturstadl zuletzt selten

Ein volles Haus, wie hier bei der "Unverschämten Wirtshausmusik" vor zehn Jahren, hatte der Ottersberger Kulturstadl zuletzt selten

(Foto: Renate Schmidt)

Konsequenzen aus dieser ernüchternden Bilanz will Zapf indes nicht ziehen - zumindest noch nicht. Zumal Ursachenforschung in diesem Metier wenig zielführend sei. "Da kann man viel diskutieren", sagt er, über laute und leise Künstler, gutes und schlechtes Wetter, regionale Unterschiede, die Preisgestaltung, modernere Technik und vieles mehr. Zapf selbst ist sich jedenfalls sicher, dem Publikum in Ottersberg ein rundes, gelungenes Programm mit vielen neuen Impulsen geboten zu haben. "Jeder Abend hatte seine eigene Qualität." Die Stadlkulturtage waren dabei geprägt von Musikkabarett - hier gaben sich zum Beispiel die Jungs von Knedl und Kraut, Tubist Andreas Hofmeir, Die drei Haxn oder Lizzy Aumeier die Klinke in die Hand. Wohingegen die Sommerkonzerte Musik aus aller Herren Länder boten, von Flamenco über Zydeco oder Irish Folk bis hin zu Blues, Reggae und Ska. "Eine Entwicklung, die ich ebenfalls schon länger beobachte, ist die Zunahme größerer Gruppen gegenüber einzelnen Künstlern", sagt Zapf. "Solisten oder Duos müssen einfach sehr gut beziehungsweise bekannt sein, um die Säle zu füllen." Immer wichtiger werde außerdem das Marketing: Die Menschen informierten sich vor dem Ticketkauf online - sähen sich Videos an, prüften Tourneepläne, studierten Pressespiegel. "Ohne gute Homepage geht es heute einfach nicht mehr - außer bei Polt."

Bei der Zusammenstellung des Ottersberger Programms verlässt sich Zapf, der als gefragter Hackbrettvirtuose unzählige Bühnen und Kollegen kennt, ganz auf seine Kontakte. Sie sind ihm der beste Garant für Qualität - die auch viele Menschen zu schätzen wüssten: Die Abende im Kulturstadl seien eine wahrlich überregionale Veranstaltungsreihe, so Zapf, zu der die Gäste aus drei Landkreisen kämen, aus Ebersberg, Erding und München nämlich. "Und bei Geheimtipps fahren die Leute sogar noch viel weiter." Auch freiwillige Helfer für Auf- und Abbau fänden sich immer genügend, ebenfalls aus allen Himmelsrichtungen.

Pliening: Rudi Zapf hat Hoffnung, dass die Zuschauerzahlen wieder steigen.

Rudi Zapf hat Hoffnung, dass die Zuschauerzahlen wieder steigen.

(Foto: privat)

Aus Erfahrungen wie diesen schöpft Zapf offenbar die Kraft und den Mut, seine private Initiative namens Kulturstadl weiter aufrecht zu erhalten - nachdem er den Weinbeißer in Anzing, "die kleinste Bühne der Welt", bereits schließen musste. Außerdem ist Zapf schon zu lange im Geschäft, um sich von einer schwierigen Saison verrückt machen zu lassen. "Die Szene bleibt eben immer in Bewegung", sagt er. "Irgendwo hört jemand auf, und woanders fängt jemand wieder was Neues an."

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