Pliening:Linke kündigen Demo gegen AfD in Pliening an

Pliening: Eine Antifa-Demo im Oktober 2006 in Ebersberg.

Eine Antifa-Demo im Oktober 2006 in Ebersberg.

(Foto: EBE)

Mehrere Gruppierungen kritisieren den geplanten Auftritt von Martin Hohmann.

Von Anselm Schindler und Alexandra Leuthner, Pliening

Wer im Plieninger Bürgerhaus einen Raum mieten will, der muss ein Formblatt ausfüllen. So hat das auch der AfD-Kreisverband Ebersberg-Erding gemacht. 50 solcher Miet-Formulare landeten im Schnitt pro Jahr auf seinem Schreibtisch, erklärt Bürgermeister Roland Frick (CSU). Normalerweise werden sie von ihm unterschrieben, doch den Zettel für die AfD habe nicht er selbst unterzeichnet, sondern ein Stellvertreter, Frick selbst war da im Urlaub. Und dass Martin Hohmann, der Ex-Bundestagsabgeordnete, der wegen geschichtsrevisionistischer Aussagen aus der CDU geflogen ist, bei der Veranstaltung auftreten werde, davon habe er auch nichts gewusst, ärgert sich Frick.

Rechtlich jedenfalls seien seiner Gemeinde die Hände gebunden, sagt Frick: In der Gemeindeordnung wird politischen Parteien die Nutzung der Räumlichkeiten im Bürgerhaus gestattet. "Ich mag die nicht", sagt Frick mit Blick auf die AfD, "aber ich muss mich an Recht und Gesetz halten".

Diverse Bündnisse und Organisationen aus dem linken Spektrum rufen für den heutigen Abend zu Protesten gegen die Veranstaltung auf. Sie kritisieren dabei auch den Plieninger Gasthof Forchhammer, welcher am Donnerstag das Catering für die AfD-Veranstaltung stellen wird. "Wer diese frauenfeindliche und rassistische Partei mit auch nur einem Knödel unterstützt, macht sich zum Komplizen", erklärt eine Aktivistin der Demokratischen Jugend Rosenheim. Sie will anonym bleiben. Martin Forchhammer, Wirt des Betriebes, verteidigte vergangene Woche, dass er die Verpflegung übernehme, bei der AfD handele es sich schließlich um eine legale Partei.

Die Demokratische Jugend fordert den Gasthof hingegen dazu auf, die Gäste nicht zu bewirten. Die Jugendorganisation hatte schon im November mit einem öffentlichen Brief auf sich aufmerksam gemacht, das die Ebersberger Wirte in ihren Räumen keine AfD-Veranstaltungen zuzulassen sollen. Diesmal rufen wieder Initiativen zum Protest auf, von der Antifa Wasserburg bis hin zum Jugendzentrum Dorfen.

"Seid laut und kreativ"

Hohmann wird darin als Antisemit bezeichnet - es wird dazu aufgerufen, sich der AfD "laut und kreativ" entgegenzustellen. Mit dabei sind auch Plieninger Bürger, gemeinsam mit dem Bündnis Bunt Statt Braun Ebersberg und den Bürgerinnen gegen den Krieg. Sie rufen für 18 Uhr, also eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn, zu einer Kundgebung gegen Rechtsradikalismus auf. Die Veranstalter der Kundgebung rechnen mit bis zu 100 Demonstranten. Das Catering für die AfD, so heißt es, habe sich ebenfalls auf 100 Gäste eingestellt.

Martin Hohmann machte 2003 - damals saß er für die CDU im Bundestag - bundesweit Schlagzeilen. In einer Rede zum Tag der deutschen Einheit setzte er die Verbrechen der Nationalsozialisten mit den angeblichen Verbrechen von jüdischen Russen während der Oktoberrevolution gleich und relativierte damit den Holocaust. In seiner Rede bezog er sich auch auf die antisemitischen Hetzschriften des US-Automagnaten Henry Ford. Das ging den meisten in der CDU zu weit, die Partei warf ihn erst aus der Fraktion, 2004 wurde er endgültig ausgeschlossen. Einige Jahre später trat er der AfD bei.

Neben Martin Hohmann wird am heutigen Abend auch Brigitte Fischer auf dem Podium des Plieninger Bürgersaals sitzen. Die Baldhamerin wurde von der Partei Anfang März zur Direktkandidatin für die Bundestagswahl erkoren.

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