Pliening:Helden des Rhythmus

Pliening: Spritzig: die "Drum-Stars" im Ottersberger Kulturstadl.

Spritzig: die "Drum-Stars" im Ottersberger Kulturstadl.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Kraftvolle Show der "Drum-Stars" bei den Ottersberger Sommerkonzerten

Von Peter Kees, Pliening

Dunkelheit. Spannung. Auf die Bühne fällt ein Lichtstrahl: Ein Schlagzeug wird in blaues Licht getaucht. Auf ein anderes fällt rotes Licht, Nebel dazu und Elektroklänge. Plötzlich wechseln die Farben. Dann wieder Dunkelheit. Der Sound bleibt. Als die Lichter wieder angehen, stehen vier Drummer in weißen T-Shirts und weißen Hosen mit fast heldischer Körperspannung auf der Bühne des Ottersberger Kulturstadls. Kraftvoll wirken sie und energiegeladen. Ihre Gesichter strahlen. Mit stakkatoartigen, kräftigen und zielsicheren Trommelschlägen setzen sie ein. Die LED-Drums wechseln blitzartig mit jedem Schlag das Licht. Die Trommelschlegel in den Händen der Schlagwerker leuchten. Was die Drum-Stars da spielen, ist Rhythmus und Energie pur. Dabei schlagen sie nicht nur auf klassisches Schlagwerk, sondern auch auf Fässer, Rohre und andere klingende Gegenstände. Bald spritzen Wassertropfen effektvoll auf den Fellen der Trommeln, während die Sticks darauf tanzen. Der Beginn dieser gewaltigen und lautstarken Performance erinnert ein wenig an die legendäre Blue Men Group. Mitreißender Applaus stellt sich gleich nach dem Intro ein, bereits beim zweiten Stück animieren die Percussionisten ihr Publikum mitzuklatschen. Die Stimmung steigt.

Die vier jungen Männer wirken durch ihr Tun fast wie Tänzer: Sie trommeln nicht nur, jede Bewegung ist exakt einstudiert. Das ist mehr als Musik, das ist Performance. Bald werden zwei Klappleitern aufgestellt und zwei der Trommler wetteifern im Duett auf deren einzelne Stufen schlagend. Die beiden anderen verbinden die Leitern mit einer metallenen Platte, eine Art Tisch entsteht, und sogleich stehen alle Vier in Formation und trommeln auf diese Platte, jede ihrer Bewegungen ist nuancenreich inszeniert. Viele schnell wechselnde Lichteffekte sorgen dabei für ein optisches Spektakel. Die Drum-Stars haben ihre Show bis ins Detail konzipiert, ihre kraftvollen Rhythmen in einer feinsäuberlich inszenierten Choreografie verpackt. Aber auch leisere Momente gibt es, etwa ein Stück für Bongo, einen Holzblock, an dem auch Schellen aktiviert werden können, ein vasenartiges Instrument und ein mit etwas Wasser gefülltes Schlaginstrument, auf dem Klänge in verschiedenen Tonhöhen erzeugt werden können. Dieses Waterphone steht im Zentrum und wird von den anderen wunderbar begleitet, jeder Schlag sitzt - bis zum großen Crescendo, das sich fast wie bei einer Stretta steigert.

Der zweite Teil allerdings ist schwächer als der erste, denn er erinnert schon mal ein wenig an Party oder Techno. Außerdem wenig überzeugend sind die Slapstickeinlagen: überzogene Gesten und überdrehte Mimik, alles etwas zu groß. Ein wenig plump wirkt auch das Bemühen der Trommler, in Kostümen zu agieren. In dem Moment jedoch, in dem sie die Comedy wieder verlassen, vibrieren sie erneut. Derart fulminant wie zu Beginn sind die Drum-Stars spätestens bei den Zugaben wieder. Am Ende gehen sie durchs Publikum und fordern Zuschauer zu einem Trommelsolo auf, darunter auch den Veranstalter der Ottersberger Sommerkonzerte, Rudi Zapf. Einer der Drum-Stars, Bernhard Pricha, stammt übrigens aus direkter Nachbarschaft des Stadls: aus Pliening. Das Publikum war mitgerissen und dankte mit kräftigem Applaus.

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