Pliening:Hart kalkuliert

Pliening greift in diesem Haushaltsjahr tief in die gemeindlichen Rücklagen, um das Feuerwehrhaus, den Umbau der alten Schule und Infrastrukturmaßnahmen für die Neubaugebiete zu finanzieren

Von Alexandra Leuthner, Pliening

Manchmal zahlt es sich aus, anstehende Ausgaben nicht auf die lange Bank zu schieben. So hatte die Gemeinde Pliening bereits im Vorjahr beschlossen, die Hebesätze für Grund- und Gewerbesteuer für das Haushaltsjahr 2016 zu erhöhen, um die landesweite Anhebung der Nivellierungssätze auszugleichen. Von der damals beschlossenen Einnahmensteigerung profitiere man in diesem Jahr, erörterte Bürgermeister Roland Frick (CSU) unlängst, der vor Ostern den Haushaltsansatz seinen Gemeinderäten zur Zustimmung vorgelegt hatte.

Im Vorjahr hätte sich die Gemeinde ohne die Anpassung schwer getan, die Kreis- und Gewerbesteuerumlage zu finanzieren, so Frick, weil durch die landespolitische Entscheidung auf Anhebung der Sätze die Steuerkraft der Gemeinde höher bewertet worden und damit auch die Umlagensumme angestiegen war. Dagegen sei man in diesem Jahr aber nun in der angenehmen Situation, von der Senkung der Kreisumlage um zwei Prozentpunkte zu profitieren, "das macht für uns tatsächlich ein Minus aus." Wenn auch ein knappes: Um 145 000 Euro konnten die Zahlungen im Vergleich zum Vorjahr gesenkt werden, die Umlage liegt damit bei 3,2 Millionen Euro und macht bei einem Gesamthaushalt von 20,1 Millionen den größten Ausgabeposten des Verwaltungshaushalts aus, dicht gefolgt von den Sach- und Betriebskosten. Dazu zählt der Unterhalt von gemeindeeigenen Gebäuden wie Rathaus, Bürgerhaus und Kinderbetreuungseinrichtungen. Deutlich mehr Geld gibt die Gemeinde seit diesem Haushaltsjahr für ihr Personal aus. Von 1 632 233 Euro steigt die Gesamtsumme auf 1 850 550 Euro. Eine zusätzliche Stelle wurde im Bauhof geschaffen, die Stelle einer Amtsleiterin soll im Oktober neu besetzt werden. Mit der Einführung eines technischen Bauamts wurden die Ämter auf fünf erweitert, Geschäftsführerin Gabriele Jung, die bisher auch stellvertretende Bauamtsleiterin ist, soll entlastet werden und als eine Art Libero in der Geschäftsführung agieren können.

Pliening: Sanierung und Umbau eines Teils der alten Geltinger Schule zu Wohnungen gehören zu den Investitionen, welche die Gemeinde Pliening 2017 plant.

Sanierung und Umbau eines Teils der alten Geltinger Schule zu Wohnungen gehören zu den Investitionen, welche die Gemeinde Pliening 2017 plant.

(Foto: Christian Endt)

Von einer weiteren Entwicklung - oder eher Nichtentwicklung - des vergangenen Jahres konnte die Gemeinde finanziell profitieren. Ende 2016 betrugen ihre Rücklagen 7,8 Millionen Euro, "das hatten wir so nicht erwartet", sagte Frick. Was daran lag, dass etliche Vorhaben, für die bereits in 2016 Ausgaben eingeplant worden waren, aufgeschoben wurden, darunter die Renovierung des Bürgerhauses, der Bau eines neuen Kinderhauses in Landsham und der Einbau eines Aufzugs ins Rathaus. Die Planungen für das neue Plieninger Feuerwehrhaus, an dessen Standort direkt neben dem Gebäude der Feuerwehr Gelting vor allem aus den Reihen der Geltinger Wehr lange Kritik geübt worden war, hatte man für drei Monate auf Eis gelegt. Der Planungsstopp sei aber nun vom Tisch, erläuterte Frick, in einer letzten Besprechung seien alle Einwände beseitigt worden; die Entwurfsplanung soll in der nächsten Sitzung des Gemeinderats Ende April behandelt werden.

Mit der anstehenden Entscheidung und dem Anlaufen der Maßnahmen zum Bau des Feuerwehrhauses wird die im Vorjahr aufgeschobene Entnahme aus den Rücklagen dann aber aktuell. Knapp 6,4 Millionen sind insgesamt veranschlagt, um neben den verschobenen Maßnahmen auch den Straßenbau für die Neubaugebiete "Am Tanzfleckl" und "Landsham Süd", eine Rechtsabbiegespur an der Gewerbestraße und eine Querungshilfe in Ottersberg, den Ausbau des Semptgrabens und ein Abwasserkonzept für Gelting sowie die im März beschlossene Renovierung mit Umbau der alten Schule in Gelting zu finanzieren. Aus den Rücklagen ist 2017 eine Entnahme von 5,05 Millionen geplant. Der Rücklagenstand der Gemeinde würde damit von gut 7,7 auf knapp 2,7 Millionen Euro sinken, bei einem Gesamthaushalt von 20,1 Millionen.

Die Zahlen

Gesamthaushalt: 20,1 Mio. Euro Verwaltungshaushalt: 12,6 Mio. Euro Vermögenshaushalt: 7,53 Mio. Euro Rücklagenentnahme: 5,05 Mio. Euro Einkommenssteuer: 4,65 Mio. Euro Gewerbesteuer: 3,4 Mio. Euro Grundsteuer: 750 000 Euro Rücklagen: 2,7 Mio. Euro Schulden: 2,5 Mio. Euro Personalkosten: 1,85 Mio. Euro Kreditaufnahme: Keine

Allerdings soll er bis zum Jahr 2019 bereits wieder in etwa das Niveau vom Jahresanfang haben. Für 2020 veranschlagt die Kämmerei sogar 9,8 Millionen Euro an Rücklagen, weil dann die Verkaufserlöse aus dem Baugebiet Landsham-Süd voll durchschlagen sollen. "Wir rechnen mit rund elf Millionen Euro Einnahmen aus dem Verkauf von Landsham-Süd", erklärte Bürgermeister Frick. Dann würde, wenn die Rechnung aufgeht, die Plieninger Pro-Kopf-Verschuldung auf 135 Euro sinken. Jetzt liegt sie bei 464,16 Euro, damit aber, wie Frick betonte, immer noch unter dem Durchschnitt von 678 Euro in vergleichbaren Kommunen Bayerns.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: