Wenn Mitte Januar die ersten Flüchtlinge in der Gemeinde Pliening aus dem Bus steigen, dann werden sie wohl auf eine Welle der Hilfsbereitschaft stoßen. Etwa 70 Bürger sind in dieser Woche dem Aufruf von Bürgermeister Roland Frick (CSU) gefolgt, sich am Plieninger Helferkreis zu beteiligen. Die Gemeinde hatte sich ein paar Wochen zuvor bereit erklärt, eine Fläche für eine Traglufthalle zur Verfügung zu stellen.
Der Boden auf dem gemeindeeigenen Gelände hinter der Schule und dem Bürgerhaus ist mittlerweile vorbereitet. Vor kurzem hatte ein Team, bestehend aus Mitarbeitern von Landratsamt, Gemeinde und einem Architektenbüro die Fläche in Augenschein genommen. Die Halle soll Platz für etwas mehr als 250 Menschen bieten, liegt damit unter der ursprünglich veranschlagten Höchstzahl von 300. Dafür sollen die Flüchtlinge im Innern eigene Bereiche haben. Einige Räume werden für Betreuungspersonal - Mitarbeiter des Landratsamts und Sozialarbeiter - vorgehalten. Es gibt einen Gebetsraum und es werden möglicherweise auch Unterrichtsstunden für die Asylsuchenden in abgetrennten Räumen im Innern der Halle stattfinden, erklärte Bürgermeister Frick.
Die Feinplanung, vor allem, was die Räumlichkeiten angeht, in denen der Helferkreis etwa Deutschstunden oder Kurse für kulturangemessenes Verhalten anbieten kann, ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Auch das Bürgerstüberl könnte für solche Angebote genützt werden, erklärte Frick. "Vielleicht richten wir auch ein eigenes Konto für die Flüchtlingshilfe ein." In der nächsten Woche wollen die Freiwilligen, die sich auf neun Arbeitskreise verteilt haben, ein weiteres Mal zusammen kommen, und über ihr Vorgehen beraten. Neben Deutsch- und Benimmkursen kümmern sich die Arbeitskreise auch um die Begleitung zu Behörden, um eine Kleiderkammer zur Sammlung von Kleiderspenden, um den Bereich Arbeitsvermittlung, um Transporte, um die Integration in das Gemeindeleben und nicht zuletzt um die Freizeitgestaltung. Hier habe der TSV Pliening einen großen Anteil am Funktionieren, sagte Frick.
Schließlich soll es eine eigene Supervisionsgruppe geben, in der Freiwillige, die mit den Schicksalen und Erfahrungen der Flüchtlinge überfordert sind, Hilfe finden können. Mit sehr großem Bemühen um Offenheit und frühzeitiger Information hatten Bürgermeister und Rathaus die Bürger auf die Flüchtlinge vorbereitet, in einer gemeinsamen Infoveranstaltung mit dem Landratsamt und der Polizei versucht, Bedenken und Sorgen der auszuräumen.
Dass nun die positive Resonanz auf den Aufruf für den Helferkreis so groß sein würde, hatte die Gemeindeverantwortlichen wohl doch überrascht. "Manche kennt man, manche nicht", konstatierte Bürgermeister Frick, "aber alle sprühen vor Energie, die wollen richtig anpacken." Eine besonders große Bedeutung für das Funktionieren zwischen Flüchtlingen und Einwohnern sehe er darin, den Neuankömmlingen von Anfang an die wichtigsten Grundlagen beizubringen. "Wenn klar ist, dass Mann und Frau bei uns gleich sind, dass man sich die Hand reicht und solche Dinge, dann entstehen keine Missverständnisse."
Ein Helferkreis von 20 Ehrenamtlichen hatte sich bisher schon um die sieben Asylbewerber gekümmert, die seit Herbst vergangenen Jahres im Plieninger Rathaus untergebracht sind. Sie werden von den Helfern zweimal pro Woche in Deutsch unterrichtet, erklärte Helene Hiebinger, zuständig für Öffentliche Sicherheit und Ordnung in der Gemeinde. "Das werden wir auf jeden Fall beibehalten." Zu Sprechern des neuen, vergrößerten Helferkreises wurden Salvador Serra und Konrad Weinstock gewählt.