Pliening:Feine Früchte, feine Tropfen

Ludwig Widmanns Hofbrennerei ist eine der besten in Bayern. Zuletzt gewann der Plieninger neun Gold- und drei Silbermedaillen für seine Obstbrände

Von Anja Blum, Pliening

Große Feste mit langen Tafeln sind für Ludwig Widmann meist ein Graus. "Da werden die Gäste nämlich oft gezwungen, Schnaps zu trinken, weswegen sie ihn dann einfach nur schnell hinunterstürzen." Außerdem werde zu solchen Gelegenheiten beim Hochprozentigen nicht selten an der Qualität gespart. Der Plieninger hingegen hat zu Spirituosen ein ganz anderes Verhältnis: Er ist Brennmeister aus Leidenschaft und weiß daher, dass man nicht nur bei der Herstellung, sondern auch beim Verzehr von Obstbränden Sorgfalt, Muße und Genuss walten lassen sollte. "Sonst war doch die ganze Mühe umsonst", sagt er und lächelt verschmitzt. Schwenken, riechen, nippen - so laute hier die Devise. Außerdem brauche man das passende Glas, eines mit langem Stiel nämlich, und der Schnaps müsse unbedingt die richtige Temperatur haben.

Widmann jedenfalls macht sich sehr viel Mühe mit seinen Schnäpsen - erwiesenermaßen: Bei der bayerischen Obstbrand-Prämierung erhielt der Plieninger in diesem Jahr neun Goldmedaillen und drei Mal Silber für seine Produkte. "Mehr Gold hatte keiner", sagt er nicht ohne Stolz, schließlich trat er gegen etwa 400 Teilnehmer an. In seinem Refugium, einer kleinen Brennerei in einem ehemaligen Stall, hängen sie denn auch fein säuberlich aufgereiht an der Wand, die zahllosen Medaillen, die der 64-Jährige für seine Schnäpse bereits gewonnen hat. Die Flaschen stehen in einem Bauernschrank, zum Probieren steht ein Holztisch bereit, und über allem wachen ein Gekreuzigter und ein mächtiges Hirschgeweih.

Pliening: Schon als Kind hat er in der Kartoffelbrennerei in Landsham mitgeholfen, doch erst 2008 hat er ein Brennrecht erworben.

Schon als Kind hat er in der Kartoffelbrennerei in Landsham mitgeholfen, doch erst 2008 hat er ein Brennrecht erworben.

(Foto: Christian Endt)

Eigentlich ist Widmann Landwirt - mit Bullenmast, Wald und Streuobstwiesen. Doch bereits in jungen Jahren half er im Winter, wenn auf dem Hof weniger zu tun war, in der Kartoffelbrennerei in Landsham mit. "Damals kam der Brennmeister gleich nach dem Pfarrer", erinnert er sich, "der hatte wirklich was zu sagen im Dorf." Und er selbst habe von ihm etwas gelernt, das ihm heute sehr nutze: das Putzen. Darin nämlich liege ein Teil des Geheimnisses guten Schnapses: "Man muss immer sauber arbeiten, alles muss lupenrein sein", erklärt Widmann. Und wenn man sich in seiner Brennerei umsieht, wird klar, was er meint: Der Kessel glänzt, alle Gerätschaften sind gespült, nirgends entdeckt man Dreck - und das, obwohl die Produktion gerade still steht.

Den anderen Teil des Erfolges mache das Obst aus, sagt Widmann: Nur die besten und schönsten Früchte wanderten in seine Fässer. Nicht wie früher, als das Brennen vor allem eine Resteverwertung von Streuobst gewesen sei. Außerdem brennt der 64-Jährige alle seine Erzeugnisse ohne Zucker, ohne künstliche Aromastoffe und vor allem sortenrein.

Das heißt, bei ihm ist zum Beispiel Apfel nicht gleich Apfel. Roter Boskop, Rheinischer Bohnapfel, Goldparmäne, Brettacher Gewürzapfel oder Wildapfel steht auf den schlanken Flaschen. "Ich lege eben Wert auf alte Sorten", erklärt er, momentan umfasse sein Portfolio etwa 17 Geschmacksrichtungen. Stolz ist er auch auf seine Quitte, die "bislang immer Gold geholt hat". Das Obst stammt teils von seinen eigenen Feldern, teils von anderen Bauern, aber über einen Umkreis von 30 Kilometern gehen Widmanns Zukäufe nicht hinaus.

Pliening: Seine Spezialität sind unter anderem die sortenreinen Apfelbrände, das Obst dafür stammt von den eigenen Feldern und von Bauern aus der Umgebung.

Seine Spezialität sind unter anderem die sortenreinen Apfelbrände, das Obst dafür stammt von den eigenen Feldern und von Bauern aus der Umgebung.

(Foto: Christian Endt)

Noch weiter in das Brennereiwesen eingeführt wurde der Plieninger später von einem Bekannten - lernte Leute und Regeln kennen, durfte bei anderen Schnapsbrennern seine eigenen flüssigen Kreationen erschaffen. Erst 2008 wurde aus dem Hobby mehr: Da konnte der Landwirt endlich ein Brennrecht erwerben und investierte in eine eigene Anlage. Seitdem ist die Hofbrennerei ein kleiner, erfolgreicher Familienbetrieb. Bereits 2010 gewann Widmann seine ersten drei Medaillen, zwei Mal Gold, einmal Silber. "Aber ohne meine Frau und meine drei Söhne könnte ich das vergessen", sagt der Schnapsbrenner bescheiden. "Wir helfen alle zusammen" - sei es bei der Ernte, beim Brennen oder beim Zuschneiden der Etiketten.

Und auch um die Zukunft muss sich Widmann keine Sorgen machen: Einer seiner Söhne werde den Hof übernehmen, es sei nur noch nicht entschieden, welcher. Das hat aber auch noch ein bisschen Zeit, denn ans Aufhören denkt der 64-Jährige noch nicht. "Schließlich ist das meine Leidenschaft", sagt er und strahlt über sein ganzes freundliches Gesicht.

Was wohl die wenigsten wissen, ist, dass das Schnapsbrennen strengstens reglementiert ist. Jedes Mal, wenn Widmann seinen Kessel füllen will, muss er das ein paar Tage vorher beim Zoll anmelden. Unter genauer Angabe von Datum, Uhrzeit und Menge. Danach wird der Kessel vom Zoll wieder verplombt.

Pliening: "Mehr Gold hatte keiner", sagt Ludwig Widmann stolz über seine Auszeichnungen.

"Mehr Gold hatte keiner", sagt Ludwig Widmann stolz über seine Auszeichnungen.

(Foto: Christian Endt)

Erlaubt ist nämlich nur die Erzeugung von 300 Litern Reinalkohol pro Jahr. Und auch mit einer umfassenden Überprüfung an Ort und Stelle müsse er jederzeit rechnen, so Widmann. Ihre Wurzeln hätten diese Regelungen in einer Zeit, in der das Schwarzbrennen ein sehr lukratives Geschäft war - und noch heute müssen die Schnapsbrenner auf ihre Erzeugnisse Steuern zahlen.

Zu 86 Prozent aus Alkohol besteht das Destillat, das nach etwa drei Stunden aus der Anlage in der Hofbrennerei tropft. "Ganz langsam, sonst wird es zu scharf", sagt Widmann. Mit gereinigtem und entkalktem Wasser werden bei ihm daraus Obstbrände mit einem Alkoholgehalt von 42 Prozent. "Zu viel davon ist natürlich Gift", sagt der 64-Jährige, doch sein Motto ist ein anderes: "Der liebe Gott hat nicht gewollt, dass edles Obst verderben sollt'. D'rum hat er uns, um gut zu leben, den Schnaps als Medizin gegeben." So steht es jedenfalls an der Wand der Plieninger Hofbrennerei zu lesen.

Die Obstbrände von Ludwig Widmann gibt es ausschließlich in seiner Hofbrennerei zu kaufen: Siglweg 11, in Pliening, Telefon (08121) 81481

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