Pliening entgeht knapp einer Katastrophe:Neue Hoffnung auf Umgehungsstraße

Am Montag war in Plienings Ortsmitte ein Sattelzug umgekippt - an einer sonst von Fußgängern stark frequentierten Stelle. Der Bürgermeister sieht den Unfall als Argument für die ersehnte Umfahrung.

Anja Blum

"Wir haben sehr großes Glück gehabt, dass da nicht mehr passiert ist", sagt Bürgermeister Georg Rittler. Am Montag war in Plienings Ortsmitte ein Sattelzug umgekippt und etwa zwanzig Meter weit über den Gehweg gerutscht. Dabei hatte der 40-Tonner eine Ampel, ein Haus und zwei Gärten beschädigt. Und das an einer Stelle, die laut Rittler üblicherweise stark frequentiert ist von Fußgängern, darunter viele Schüler und ältere Menschen. Insofern ist der Ort tatsächlich nur knapp einer Katastrophe entgangen.

Pliening entgeht knapp einer Katastrophe: Gerade noch einmal gut gegangen: Der umgekippte Sattelschlepper verletzt auf seiner Rutschpartie durch Pliening keine Passanten.

Gerade noch einmal gut gegangen: Der umgekippte Sattelschlepper verletzt auf seiner Rutschpartie durch Pliening keine Passanten.

(Foto: Christian Endt)

Das sieht auch Rittler so - und sieht in dem dramatischen Geschehen doch eine Chance: Der schwere Unfall, so hofft er, könnte ein weiteres Argument sein für die Ortsumfahrung, die Pliening sich seit vielen Jahren wünscht. Denn anders sei dem Verkehrsproblem schlicht nicht beizukommen.

Durch Pliening fließe mehr Verkehr als etwa auf der B 304, und wegen der Autobahnmaut habe auch die Zahl der LKW deutlich zugenommen, berichtet Plienings Feuerwehrkommandant Stefan Lang, der am Unfallort war und als Anwohner selbst von der Verkehrsproblematik betroffen ist. Außerdem seien viele Fahrer zu schnell unterwegs, klagt der Bürgermeister - auch bei dem verunglückten Lastwagen liegt laut Polizei eine Geschwindigkeitsüberschreitung nahe. Da die Ortsdurchfahrt aber eine Staatsstraße ist, kann die Gemeinde hier kein Tempolimit verhängen.

"Da haben wir keine Chance", sagt Rittler. Deswegen hofft er, dass Pliening bald grünes Licht für seine Umgehung erhält. Die Gemeinde spekuliere darauf, dass das Projekt im Frühjahr die Priorität eins im Straßenausbauplan des Innenministeriums erhalte und gehe deswegen schon fleißig auf eigene Kosten in Vorleistung. "Der Planer ist gerade dabei, die Vorlage umzuarbeiten, weil wir einen Konsens mit dem Straßenbauamt finden müssen", erklärt der Bürgermeister.

Das Amt in Rosenheim wartet derzeit auch auf die Entscheidung der Staatsregierung, denn erst wenn diese den Bedarf anerkenne, dürfe man mit der Planung beginnen, erklärt Bernhard Bauer vom Straßenbauamt. Dass ein einzelner Unfall bei der Bewertung eines Vorhabens ausschlaggebend sein kann, glaubt der Experte zwar nicht. Doch mit Blick auf Pliening sagt er: "Wir stehen hinter dem Projekt und schätzen seine Chancen als gut ein, sonst hätten wir es nicht beim Ministerium angemeldet." Das Problem in Pliening seien schließlich nicht die Unfallzahlen, sondern die extrem hohe Verkehrsbelastung und die enge Straßenführung.

Wie schnell die Umfahrung nach der Genehmigung gebaut werden könnte, hängt laut Bauer von mehreren Faktoren ab, entscheidend seien die Vorleistung der Gemeinde und der Grad des Widerstands seitens der Bürger, Naturschützer oder anderer Institutionen. "Diese Umgehung scheint jedoch auf breite Zustimmung zu stoßen, deswegen sind wir zuversichtlich, dass es vergleichsweise schnell ginge." Schnell - das sind für Bauer etwa fünf Jahre zwischen Planungs- und Baubeginn.

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