Pliening:Eine Verbindung aus Alt und Neu

Pliening: Das alte Schulhaus aus dem Jahr 1830 soll erhalten und renoviert werden, der kleine Anbau hingegen wird abgerissen.

Das alte Schulhaus aus dem Jahr 1830 soll erhalten und renoviert werden, der kleine Anbau hingegen wird abgerissen.

(Foto: Christian Endt)

Pliening will den historischen Teil der Schule Gelting erhalten und den jüngeren Anbau durch ein neues Gebäude mit geförderten Wohnungen ersetzen

Von Alexandra Leuthner, Pliening

"Jetzt wird's spannend", flüsterte jemand aus den Reihen der Zuhörer, als der Gemeinderat am Donnerstag zum Tagesordnungspunkt "Alte Schule Gelting" kam. Vier Wochen zuvor hatten sich die Gemeinderäte eine heftige Diskussion über Abriss und den Neubau von Wohnungen oder Sanierung und Erhalt des ortshistorisch wertvollen Gebäudes geliefert, an deren Ende keine der Alternativen eine Mehrheit fand. Nun präsentierte Bürgermeister Roland Frick (CSU) einen Kompromissvorschlag, und die Erleichterung war ihm anzuhören, als er von einer Sitzung mit den Fraktionssprechern am Montag berichtete, und von seinem Eindruck, den gordischen Knoten durchschlagen zu haben.

Tatsächlich bekommen mit der neuen Lösung beide Parteien Recht: Die alte Schule bleibt, zumindest der östliche Gebäudeteil, der aus dem Jahr 1830 stammt. Hinter den beiden Reihen aus je drei hohen Fenstern im Erdgeschoss und im ersten Stock verbergen sich die beiden Klassenräume, die viele Geltinger noch in einprägsamer Erinnerung haben - was in einer höchst emotionalen Gemeinderatsdebatte vor vier Wochen spürbar wurde. Nach dem Vorschlag von Architekt Udo Hübschmann wird sich an diesem Teil des Hauses wenig ändern, lediglich zwei kleine Fenster werden den anderen angepasst.

Abgerissen wird dagegen der Anbau im Westen. Er stammt aus dem Jahr 1940 und hatte einmal Lehrerzimmer und -wohnung beherbergt. Hier soll ein komplett neues Gebäude gebaut werden, in Front und Höhe dem Schulhaus entsprechend, aber um etwa sechs Meter im Vergleich zum bestehenden Anbau verlängert. In seinem Inneren sollen sieben geförderte Wohnungen entstehen, sowie zwei Wohnungen für Obdachlose. Eingerechnet die Förderung für Sozialen Wohnraum aus dem Wohnungspakt Bayern werde der Neubau die Gemeinde brutto etwa eine Million Euro kosten, bei einem veranschlagten Gesamtbetrag von etwa 1,45 Millionen, führte der Rathauschef aus. Für die Sanierung des Schulhauses und den Anbau einer Art Lobby, in dem Toilettenanlagen untergebracht werden könnten, rechne man mit etwa 835 000 Euro. Die Gebäudeteile sollen getrennte Stellplätze im von der Straße abgewandten Bereich erhalten, mit getrennten Zufahrten von Ost und West. "Und da ist auch noch genug Platz für Grün", erläuterte der Architekt.

Josef Bauer-Eberhart (CSU), der sich in der vergangenen Sitzung als vehementer Verteidiger des Schulhauses gezeigt hatte, war auch diesmal einer der ersten, der Stellung nahm: "Jetzt sind wir der Sache ein bisschen näher gekommen", rief er, auch wenn man dafür Geld in die Hand nehmen müsse. Frank Birk (Neues Forum) hatte zuvor erneut darauf hingewiesen, dass Renovierungen immer teurer kämen als geplant. "Auch ein Neubau würde etwas kosten", hielt Bauer-Eberhart dagegen, "aber das Gebäude ist es wert, es zu sanieren." Auch SPD-Fraktionssprecherin Eva Strauss begrüßte das Konzept. "Und wir gewinnen neue Wohnungen", sagte sie.

Angesichts solcher Einigkeit schien der einzige Streitpunkt die Frage zu sein, ob man das Dach zwischen beiden Gebäuden über die Fuge und das dazwischen geplante Treppenhaus hinweg ziehen solle oder nicht. Was aber erst im Zuge der Feinplanungen geklärt werden muss. Wenn nicht Kurt Strehlow ( SPD) moniert hätte, dass das sanierte Schulhaus nach dem Willen der Gemeinderatsmehrheit wie bisher der Theaterbagasch und dem Heimatverein zur Verfügung gestellt werden soll und nicht auch anderen Vereinen Plienings. Die Theaterbagasch hatte das Erdgeschoss des vor mehr als 50 Jahren außer Schulbetrieb gestellten Gebäudes 2003 übernommen und für ihre Zwecke hergerichtet. Der Heimatverein hat sich vor wenigen Jahren in einer Garage, die zum Anbau gehört, eingerichtet. Sie wird nun dem Neubau zum Opfer fallen. Im Gremium stieß Strehlow, dem sein Fraktionskollege Jan Widmann beipflichtete, auf Unverständnis. Bürgermeister Frick wies darauf hin, dass allen Vereinen das Bürgerstüberl zur Verfügung stehe. Es gehe hier aber vor allem darum, die Schule zu erhalten, nicht für einen Verein zu bauen. Michael Klaß und Markus Uffinger (Alternative für Pliening) argumentierten damit, dass es zwischen den Vereinen im Ort einen guten Kontakt gebe und man sich immer gegenseitig geholfen habe. Er warne davor, so Klaß, eine Neiddebatte zu schüren. Es habe kein einziger Verein mit Blick auf den sanierten Schulbau Bedarf angemeldet. Letztlich stimmten die Räte gegen drei Stimmen aus der SPD für die Sanierung und einstimmig für den Neubau mit Wohnungen.

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