Pliening:Aufruf zur Verteidigung der Demokratie

Bürgermeister Roland Frick zieht beim Neujahrsempfang eine positive Bilanz der Gemeindepolitik, zeigt sich aber beim Blick über die lokalen Grenzen in hohem Maße besorgt

Von Alexandra Leuthner, Pliening

Als Bürgermeister Roland Frick (CSU) zuletzt vor einem vollen Bürgersaal gestanden hatte, bei der Bürgerversammlung im vergangenen Herbst, hatte es kurz zuvor in der Traglufthalle gekracht. Eine heftige Auseinandersetzung zwischen Flüchtlingsgruppen hatte ein Großaufgebot an Polizei in den Ort gebracht, über das Frick zu den Plieningern sprechen musste. Diesmal, vor dem gemeindlichen Neujahrsempfang, hatte es nur - das "nur" in großen Anführungszeichen - einen Einbruch gegeben. Grundschule, Kinderland und Kindergarten St. Barbara waren in der Nacht auf Sonntag von Dieben heimgesucht worden. Weitere Einzelheiten konnte Frick beim Empfang am Sonntagvormittag noch nicht berichten.

Neujahrsempfang Pliening

Die Musikkapelle Gelting gibt beim Neujahrsempfang der Gemeinde Pliening vor ungefähr 150 Besuchern im Bürgersaal den Takt zum Auftakt ins Superwahljahr 2017.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

An schlechten Nachrichten, zumindest was die Gemeinde Pliening angeht, wollte es Frick damit an diesem Morgen aber auch genug sein lassen und konzentrierte sich zunächst lieber auf die guten Dinge, darunter etliche Vorhaben, die in der Gemeinde im Vorjahr umgesetzt beziehungsweise in die Wege geleitet werden konnten: Konkrete Planungen für das neue Feuerwehrhaus Pliening etwa, die Anschaffung eines neuen Feuerwehrfahrzeugs für Landsham und die Planungen für das fünfte Kinderhaus in der Gemeinde. In diesem Frühjahr, so Frick weiter, solle das große Baugebiet Landsham-Süd endlich baureif und damit auch Bauland für Einheimische geschaffen werden, zudem wolle die Gemeinde den Bau von günstigem Wohnraum ankurbeln, entweder gemeinsam mit der Ebersberger Wohnungsgenossenschaft oder dem kürzlich gegründeten Wohnungsbauunternehmen des Landkreises. Die Gemeinde besitze ein Grundstück, so Frick, auf dem dies ohne größere Probleme umgesetzt werden könne. Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der ebenso zu den geladenen Gästen von außerhalb gehörte wie der Bürgermeister der Nachbargemeinde Poing, Albert Hingerl (SPD), wird's gern gehört haben; wirbt er doch seit Monaten dafür, mehr bezahlbaren Wohnraum im Landkreis zu schaffen.

Neujahrsempfang Pliening

Bürgermeister Frick begrüßt die Gäste des Neujahrsempfangs persönlich und weist Pfarrer Michael Simonsen den Weg zu seinem Ehrenplatz.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit dem Nachbarn im Süden, Poing, hat die Gemeinde Pliening neuerdings gleich zwei Gemeinsamkeiten. Noch sind die Plieninger Flüchtlinge ja in der Traglufthalle im Poinger Ortsteil Grub untergebracht, nachdem sie vor drei Monaten aus der Plieninger Halle wegen eines Brands ausziehen mussten. Zuletzt habe er sich mit Hingerl wieder einmal in Grub getroffen, erzählte Frick, und sich gemeinsam um das Problem der schlecht funktionierenden Heizung gekümmert. Und dann gebe es seit einigen Monaten ja auch das gemeinsame Projekt einer großen Verkehrslösung für den Münchner Osten, ein Vorhaben, in das inzwischen drei Landkreise - München, Erding und Ebersberg, zehn Gemeinden und zwei Straßenbauämter, Rosenheim und Freising, eingebunden seien. Man habe ja immer eine "ein bisschen unterschiedliche Meinung zu einer Umgehungsstraße für Pliening" gehabt, sagte Frick in Richtung Hingerl. Und so werden diejenigen der etwa 150 Besucher im Bürgersaal, die die Geschichte kennen, auch einigermaßen überrascht gewesen sein über diese neue Koalition. "Albert", sagte Frick lächelnd, "wir haben bewiesen, dass wir zusammenarbeiten können."

Beim Blick über die Grenzen der Lokalpolitik hinaus allerdings wurde Frick dann spürbar ernst. Ausgehend von seinem Dank an die Ehrenamtlichen und den Asylhelferkreis der Gemeinde, schlug er einen Bogen über den Bürgerkrieg in Syrien, die Terroranschläge in Deutschland, über Sicherheit als Voraussetzung für Freiheit und Toleranz bis zum Wert der Demokratie als "Basis unseres Lebens." Er finde es besonders widerwärtig, wenn Terroranschläge von Menschen begangen werden, "die in unserem Land angeblich Schutz suchen". Aber ein weltoffenes, solidarisches Land und eine ebensolche Gemeinde müsse sich doch davor hüten, nun alle Flüchtlinge unter Verdacht zu stellen. Und noch einen Appell richtete Frick an die Plieninger: In diesem Wahljahr komme es darauf an, rechtsextremen Parteien, Antisemiten und Rassisten Paroli zu bieten. "Gehen Sie wählen", rief er. "Gerade jetzt (...) kommt es auf jede Stimme an."

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