Planfeststellung beginnt:Bau in weiter Ferne

Im Dezember könnte die Umfahrung von Parsdorf genehmigt sein. Ob sie kommt, bleibt dennoch fraglich

Von Wieland Bögel

Noch in diesem Jahr wird sich entscheiden, ob und wie die geplante Parsdorfer Umgehung gebaut werden kann. Auf der Bürgerversammlung in Parsdorf wurde nun ein Zeitplan für die Planung und Genehmigung des Projekts vorgestellt. Wann jedoch wirklich gebaut werden kann, bleibt trotzdem unklar. Das nötige Geld dafür hat die Gemeinde nicht.

Seit Jahrzehnten wird den Bewohnern der Ortschaften Parsdorf und Weißenfeld eine Entlastung vom Durchgangsverkehr versprochen. Doch angesichts der leeren Gemeindekasse blieb der Bau der Umfahrung bislang aus. Erst mit der im Jahr 2010 auf den Weg gebrachten Erweiterung des Parsdorfer Gewerbegebietes gelangte die Umgehungsstraße wieder ganz nach oben auf die Agenda. Diese sei unbedingt nötig, um den durch das zusätzliche Gewerbe entstehenden Verkehr abzuleiten, so die mehrheitliche Meinung des damaligen Gemeinderates. Außerdem schien endlich eine Möglichkeit gefunden, die Straße zu finanzieren: Die zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen aus Parsdorf sollten für den Bau der Umgehung verwendet werden.

Diese soll im Nordenwesten von Weißenfeld entstehen. Im Westen ist ein Anschluss an die Autobahn 94 und im Osten an das Gewerbegebiet Parsdorf geplant. Der genaue Trassenverlauf ist aber noch nicht klar, mindestens acht Varianten sind derzeit im Gespräch. Im Dezember 2013 beschloss der Gemeinderat nach einer europaweiten Ausschreibung ein Planungsbüro, alle diese Varianten zu prüfen. Wie der Leiter des Tiefbauamtes Manfred Weber nun erklärte, sollen die Experten etwa die Umweltverträglichkeit und die Möglichkeiten für Lärmschutzmaßnahmen jeder einzelnen Trassen-Variante prüfen. Demnächst soll die Studie fertig sein, noch im Juni, spätestens im Juli wird sie vorlegen, kündigte Weber an. Noch vor den Sommerferien ist geplant, dass der Gemeinderat sich aufgrund dieser Ergebnisse für eine sogenannte "Vorzugs-Trasse" entscheidet. Diese kann daraufhin zum Planfeststellungsverfahren bei der Regierung von Oberbayern angemeldet werden. Sollte die Regierung der Trasse zustimmen, könnte bereits bis Ende des Jahres eine gültige Planung für die Umgehung vorliegen.

Einen Baubeginn nannte Weber auf der Bürgerversammlung indes noch nicht. Denn bevor die Bagger anrollen können, sind noch mehrere Probleme zu lösen. Das erste ist der Grunderwerb. Zwar rechnet Weber damit, dass man bereits in diesem Sommer in die Verhandlungen mit den Eigentümern eintreten kann. Doch es gibt Zweifel, ob wirklich alle Besitzer ihre Grundstücke hergeben wollen. Für diesen Fall hat der stellvertretende Bürgermeister Martin Wagner (CSU) bereits vor einigen Monaten mit Enteignung gedroht, ein Vorgehen, das bei der Mehrheit im Gemeinderat allerdings höchst umstritten ist. Umstritten ist auch die Umfahrung selbst. Zwar befürworten CSU und SPD den Bau der Straße, Grüne, Freie Wähler und FBU sind jedoch strikt dagegen. Auch außerhalb des Gremiums ist die Umgehung unbeliebt. Naturschutzverbände kritisieren das Projekt als unnötig und warnen vor Flächenversiegelung.

Das größte Problem für die neue Straße ist aber deren Preis. Etwa 15 Millionen Euro betragen die reinen Baukosten ohne Grunderwerb nach einer Schätzung aus dem Jahr 2010. Da in Vaterstetten derzeit andere teure Großprojekte, etwa der Neubau der Grund- und Mittelschule für mehr als 30 Millionen Euro anstehen, und die Gewerbesteuereinnahmen aus Parsdorf wohl frühestens im übernächsten Jahr in voller Höhe fließen dürften, wird auch eine genehmigte Umgehung wohl nicht so bald gebaut werden können.

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