Pfarrer Hartmut Thumser:"Die Nazis sollen die Finger vom Rock lassen"

Priester und Rocker: Pfarrer Hartmut Thumser hat seine eigene Art, die frohe Botschaft Christi unters Volk zu bringen. Er rockt für den Frieden - und gegen Rechts.

M. Mühlfenzl

Er rockt für den Frieden, die frohe Botschaft Christi, die Liebe - und natürlich gegen Rechtsradikalismus. Im Gespräch mit Martin Mühlfenzl erläutert Hartmut Thumser, evangelischer Pfarrer in Kirchseeon und Leadsänger der Band Frische Fische, warum diese Art des Protestes schwieriger als früher - und dennoch zeitgemäß ist.

Pfarrer Hartmut Thumser: "Ich mache Musik nicht, um reich und berühmt zu werden": Pfarrer Hartmut Thumser.

"Ich mache Musik nicht, um reich und berühmt zu werden": Pfarrer Hartmut Thumser.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

SZ: "Rock gegen Rechts" - funktioniert das heutzutage noch?

Hartmut Thumser: Es ist wie mit jeder Botschaft, die durch Musik und ihre Texte transportiert wird: Sie muss glaubwürdig sein und von authentischen Menschen ausgesprochen werden. Die Musik ist ein Sprachrohr. Das war schon bei den frühen Christen so, die ihre Notlage in Liedern verpackt haben. Und in gewisser Weise machte auch die 68er-Bewegung ihre eigene Notlage durch die Musik deutlich - von Bob Dylan bis hin zu, man glaubt es kaum, den Rolling Stones.

SZ: Aber erreichen Sie heute noch Menschen mit ihrer Botschaft?

Thumser: Ich hatte erst vor wenigen Tagen bei der Abschlussfeier der Eglhartinger Grundschule ein tolles Erlebnis. Die Schüler haben im Abschlussgottesdienst ein Lied gesungen, mit voller Inbrunst. Man hat gemerkt, dass Druck von vielen abgefallen ist und jeder hat es ihnen geglaubt. Aber natürlich wird es schwieriger, vor allem Teenager zu erreichen.

SZ: Woran liegt das?

Thumser: Die Kinder und Jugendlichen werden von den Medien totgemacht, zugemüllt und stumpfen bei den ganzen überflüssigen Informationen, die auf sie einströmen, ab. Trotzdem müssen auch wir etwas Älteren weiter versuchen, sie zu erreichen. Die andere Seite tut das ja auch.

SZ: Wie erleben Sie die Vereinnahmung durch die Rechten?

Thumser: Die Rechten besetzen Nischen und sind sich nicht zu blöd, Musikrichtungen zu missbrauchen, die sie vor kurzem noch verbrannt haben. Die Nazis sollten die Finger vom Rock lassen, schließlich ist das ein Stil, der von Schwarzen erfunden wurde. Aber wo nie ein Ehrbegriff zu finden war, wird das auch künftig nicht so sein. Deshalb müssen wir weiter Flagge zeigen und sagen: Wir sind da, es gibt uns, wir werden nicht tatenlos zusehen.

SZ: Hat also die Musik die Kraft, etwas zu verändern?

Thumser: Wenn sie gehört wird. Ich mache Musik nicht, um reich und berühmt zu werden. Der Zug ist abgefahren. Ich mache es, wie meine Kollegen, um der Sache Willen - ausgestattet mit guten Gedanken.

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