Parsdorfer Einkaufszentrum:Vaterstetten gegen Poinger Neubaugebiet

Großgemeinde befürchtet zusätzliche Verkehrsbelastung durch 1300 neue Einwohner im Nachbarort.

Wieland Bögel

Wachstum kann schmerzhaft sein, bei Gemeinden spürt diesen Schmerz offenbar besonders der Nachbar. Zwischen Poing und Vaterstetten gibt es neuen Streit um die Auswirkungen von Großprojekten auf den Nachbarort. Doch diesmal ist es nicht Poing, das sich über das Gewerbegebiet in Parsdorf beschwert, sondern Vaterstetten befürchtet eine zusätzliche Verkehrsbelastung, sollte Poing wie geplant sein neues Baugebiet "Am Bergfeld" verwirklichen.

Die Behandlung von Bebauungsplänen im Gemeinderat ist für gewöhnlich nicht vergnügungssteuerpflichtig. Doch als man in Poing am vergangenen Donnerstag über das neue Baugebiet "Am Bergfeld" beriet, war an einer Stelle spontanes Gelächter aus dem Gremium zu vernehmen. Grund für die - übrigens fraktionsübergreifende - Heiterkeit war ein Schreiben Vaterstettens zu dem geplanten Wohngebiet. Dieses "löst einen erheblichen Verkehr aus", befürchtet die Nachbargemeinde und meldet deshalb "Bedenken gegen das Vorhaben" an. Da Poing über keinen eigenen Autobahnanschluss verfüge, erwartet Vaterstetten "eine verkehrliche Belastung der Umlandgemeinden". Um diese Auswirkungen auf die Nachbarn genauer abschätzen zu können, bitten die Vaterstettener die Poinger um Vorlage eines Verkehrsgutachtens. In ihrer Stellungnahme verweist die Poinger Verwaltung auf ein Gutachten des Büros Transver. Demnach ergäben sich durch das Neubaugebiet "keine wesentlichen Auswirkungen auf das umliegende Straßennetz".

Auch ein Seitenhieb auf das von den Nachbarn Vaterstettens, darunter auch Poing, kritisierte neue Gewerbegebiet in Parsdorf findet sich in der Stellungnahme des Poinger Rathauses. Den erwarteten 1300 Einwohnern des Gebietes "Am Bergfeld" stünden Verkehrsströme von zusätzlich 14 200 Autos an Werktagen und 16 000 Autos an Samstagen durch das Gewerbegebiet gegenüber. Eine Untersuchung über die Folgen des Projekts auf die Nachbarorte, wie sie Vaterstetten jetzt von Poing fordert, sei die Großgemeinde bisher schuldig geblieben.

Ohne Gegenstimmen beschloss der Gemeinderat, keine Planänderung zu veranlassen. Auch für ein zusätzliches Verkehrsgutachten, das die Auswirkungen des neuen Wohngebietes auf die Nachbargemeinden untersucht, sehen die Poinger "derzeit keine Notwendigkeit".

Vaterstettens Bürgermeister Robert Niedergesäß (CSU) ist "nicht überrascht, dass Poing seine Wachstumspläne nicht wegen eines Einwands der Nachbarn überdenkt". Trotzdem sei es richtig gewesen, dass Vaterstetten den Einwand geäußert habe. Dass dieser auch mit der Kritik am neuen Gewerbegebiet in Parsdorf zu tun hat, möchte der Bürgermeister nicht bestreiten: "Man ist schon empfindlicher geworden."

Im Poinger Rathaus wird dagegen bestritten, dass es sich bei der brüsken Ablehnung der Vaterstettener Einwände um eine Retourkutsche dafür handele, wie die Großgemeinde den Einwänden ihrer Nachbarn begegnet. Allerdings traf ein ähnlicher Einwand eines anderen Nachbarn im Poinger Gemeinderat auf deutlich mehr Wohlwollen. Die Plieninger befürchten ebenfalls mehr Verkehr durch das neue Wohngebiet und regten eine Anbindung an ihre geplante Ortsumgehung an. Den Hinweis nehme man zur Kenntnis, man werde darüber beraten, sobald das Planfeststellungsverfahren für die Umgehung abgeschlossen sei.

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