Ortsgestaltung:Was Dorf ist, muss Dorf bleiben

Hörmannsdorf Bauland

Ein Ort wie auf der Postkarte ist der Weiler Hörmannsdorf. An seinem nördlichen Rand soll nun ein neues Wohngebiet entstehen, für die Landwirtschaft könnte dies mit Einschränkungen verbunden sein.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Hörmannsdorf will die Stadt Ebersberg ein kleines Wohngebiet entwickeln. Dies könnte aber negative Folgen für die ansässigen Landwirte haben. Eine Sonderregelung im Baurecht soll nun Abhilfe schaffen

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Wenn etwas aussieht wie ein Dorf, heißt das noch lange nicht, dass es sich auch um ein Dorf handelt. Zumindest nicht, wenn es nach dem Baugesetzbuch geht. Denn dort gibt es strenge Regeln, wann ein Dorf- zu einem Wohngebiet wird, etwa wenn, wie in Hörmannsdorf geplant, am Ortsrand zusätzliche Häuser gebaut werden. Den ursprünglichen Dorfbewohnern, vor allem wenn sie eine Landwirtschaft betreiben, eine Werkstatt oder ein sonstiges Gewerbe, kann dies unter Umständen Probleme bereiten. Denn in einem Wohngebiet gelten strengere Vorschriften, was Lärm oder Geruch betrifft. Für das Vorhaben in Hörmannsdorf will man bei der Stadt Ebersberg darum nun eine Möglichkeit suchen, wie diese Umwidmung zu verhindern ist.

Bereits als das Projekt im Frühjahr zum ersten Mal im Technischen Ausschuss vorgestellt wurde, gab es Warnungen vor einer Umwandlung der nordwestlichen Ecke Hörmannsdorf in ein Wohngebiet. Dadurch würden die in Hörmannsdorf ansässigen Landwirte früher oder später in Konflikt mit dem Emissionsschutz geraten, hieß es etwa aus den Fraktionen von CSU und Freien Wählern. Im Bauamt sah man die Sache gelassener, in dem umzuwandelnden Gebiet gebe es nämlich gar keine Landwirtschaft und soll es auch künftig keine geben. Auf dem Grundstück, das der Stadt Ebersberg gehört, ist der Bau von fünf Einzelhäusern, einem Reihenhaus mit vier Wohneinheiten sowie ein Doppelhaus geplant. Der Ausschuss fasste damals keinen Beschluss, zunächst sollten die Fraktionen über das Vorhaben beraten.

Bei den Grünen hatte diese Beratung in einen Antrag gemündet, das Dorf Hörmannsdorf unbedingt als solches zu erhalten und zu entwickeln. Eine Umwidmung in ein allgemeines Wohngebiet sehen die Grünen kritisch, sie verweisen auf den Flächennutzungsplan, in dem ein Dorfgebiet vermerkt ist - daran solle sich auch der Bebauungsplan orientieren. Auch die künftige bauliche Struktur solle dörflich bleiben, die Grünen schlagen darum vor, zwar Wohnhäuser auf dem städtischen Grundstück zu bauen, allerdings sollten sich diese in ihrer Größe und Form an den bestehenden Bauernhöfen orientieren. Neben Wohnungen - ein Teil davon Sozialwohnungen - könnte dort "auch ruhiges Kleingewerbe integriert werden."

Laut Bauamtsleiter Christian Stöhr sei dagegen die Umwidmung zwingend vorgeschrieben. Denn da in dem Gebiet keine Landwirtschaft entsteht, sei es nach Baugesetzbuch eben Wohngebiet, der Flächennutzungsplan müsste dementsprechend geändert werden. Ebenfalls unzulässig sei es, bereits bestehende Höfe in den Umgriff aufzunehmen, also das Dorfgebiet einfach auf die neue Wohnsiedlung auszuweiten.

Ein Ausweg könnte allerdings eine Sonderregelung im Baurecht geben, die "Einbeziehung von Außenbereichsflächen in das beschleunigte Verfahren". Dieses erleichtert die Ausweisung von Wohngebieten an den Ortsrändern - wenn die Flächen weniger als einen Hektar groß sind. Neben Erleichterungen bei natur- und artenschutzrechtlichen Auflagen kann auch auf eine Änderung des Flächennutzungsplanes verzichtet werden. Für Hörmannsdorf bedeutet dies, dass sich das Dorfgebiet auf die neue Bebauung ausweiten lässt. Ob das möglich ist, müsse man aber erst prüfen, sagte Stöhr.

Bis das Ergebnis vorliegt werde man den Antrag zurückstellen, erklärte Rosemarie Will (Grüne). Sie regte aber auch an, die in dem Antrag vorgeschlagenen Änderungen bei der Gestaltung der Häuser ebenfalls zu prüfen. Seitens der SPD gab es Sympathien für die Idee, Ziel solle sein, "Wohnraum zu schaffen, ohne den Dorfcharakter zu zerstören", sagte Elisabeth Platzer. Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) sah dafür ebenfalls Spielraum: Man werde die Planer bitten, "noch einmal drüberzuschauen".

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