Ortsgestaltung:Ungeliebter Seitenwechsel

Bolzplatz Pöring wg. Verlegung

Ob als Fußballrasen, Park oder Freizeitfläche - der Bolzplatz in Pöring wird vielfältig genutzt. Nun befürchten viele Anwohner den Ausverkauf ihrer geliebten Grünfläche.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit einer Online-Petition will ein Pöringer verhindern, dass der Bolzplatz beim Waldspielplatz zugunsten einer Wohnbebauung verkleinert wird. In der Gemeinde spricht man allerdings von einem Missverständnis

Von Franziska Langhammer, Zorneding

Der Pöringer Bolzplatz gehört zum benachbarten Waldspielplatz wie die Krümel zum Monster, wie die Mass zur Wiesn - manch einer würde sogar so weit gehen und sagen: wie die Sonne zum Sommer. Vornehmlich in dieser Jahreszeit strömen Familien aus allen Himmelsrichtungen zu dem Abenteuerbiotop, das dank der ihn umgebenden Laubbäume selbst an extrem heißen Tagen eine schattige Oase mit zahlreichen Spielmöglichkeiten darstellt. Wer aus dem Alter für Rutsche, Seilbahn, Wippgerät rausgewachsen ist oder einfach lieber kicken geht, liebt den Bolzplatz gegenüber des Waldspielplatzes. Diesem erquicklichen Doppel droht nun das Aus, zumindest befürchten das besorgte Anwohner: Das leer stehende Acht-Familienhaus sowie die Garagen, die sich momentan mit dem Fußballrasen die großzügige Fläche teilen, sollen demnächst abgerissen und überbaut werden. Der Plan der Gemeinde ist, den Bolzplatz zu drehen - die Tore stünden sich in der erheblich kürzeren West-Ost-Achse gegenüber. Das Vorhaben ist unter dem Namen "Bebauungsplan Tannenstraße" im Rathaus einsehbar.

Damit wird der Bolzplatz deutlich an Fläche einbüßen, mutmaßt der Pöringer Harald Kummerer und startete eine Online-Petition zur "Erhaltung des Bolzplatzes in Pöring". "Wir haben ja sonst nichts in Pöring, wo Kinder spielen können", sagt er. Der Bolzplatz würde außerdem parkähnlich genutzt, im Sommer würden oftmals Leute auf Decken auf dem Rasen sitzen und den Abend genießen. Zudem hat Kummerer Bedenken, dass sich die neuen Anwohner schon bald über den Lärmpegel beschweren, den so ein Freizeitgelände für Kinder und Jugendliche naturgemäß mit sich bringt. "In zwei bis drei Jahren muss dann alles weg", befürchtet er.

Es sei ja nicht so, als ob es im Zornedinger Ortsteil Pöring nicht genügend Platz für neue Bauvorhaben gäbe. Für den Initiator der Petition ist es unverständlich, warum man nicht stattdessen die Freiflächen, die sich ortseinwärts an der Parkstraße auftun, zum Baugebiet erklärt. "Dass man am alleräußersten Rand der Gemeinde noch zusätzlich etwas hinbaut, ist nicht zu verstehen", sagt er. Schließlich verschandle das zusätzlich das Ortsbild.

Fragt man bei der Gemeinde Zorneding nach, klingt das neue Konzept zur Fläche am Bolzplatz ganz anders. "Die Spielfläche wird nicht verkleinert", sagt Diana Saiger vom Bauamt. Die Bebauung betreffe lediglich die Flächen hinter dem Ballfangzaun, der seit jeher Wohnhäuser und Spielfeld trennt. Indem man die Tore nun in Ost- und Westrichtung stelle, komme der Eindruck auf, von den freien Flächen fiele etwas weg. "Das ist eine optische Täuschung", so Saiger. Warum dann den Bolzplatz eigentlich drehen, wenn sich an seiner Fläche nichts verändert? Saiger erklärt: "Der Gedanke war, dass die Bälle, die aufs Tor geschossen werden, nicht mehr die Wohnbebauung treffen." Eine Anwohnerin habe sich schon einmal beschwert, dass sie sich von den Bällen bedroht fühle und außerdem der Vollwärmeschutz ihres Hauses so nicht gewährleistet sei. Daher die Umstellung der Tore weg aus der bisherigen Nord-Süd-Richtung.

Mit dem Abriss der leer stehenden Gebäude hinter dem Zaun will die Gemeinde auch gleichzeitig verhindern, dass Waldspiel- oder Bolzplatz nicht irgendwann wegen der Lärmbelastung geschlossen werden müssen. "In dem neuen Bebauungsplan ist rechtlich verankert, dass die neu Zuziehenden nicht gegen den Lärm klagen können", sagt Saiger. Würden in die momentan noch bestehenden Gebäude neue Mieter einziehen, könnten diese vor Gericht gehen. Und ja, in der Parkstraße seien große Flächen frei, sagt Saiger: "Aber das Fass muss man jetzt nicht aufmachen." Viel zu viel sei dafür ungeklärt, wie etwa die verkehrstechnische Infrastruktur. Bei der Bebauung am Bolzplatz hingegen handle es sich um eine "kleine organische Nachverdichtung".

Die Verunsicherung unter den Zornedingern ist dennoch groß; bislang haben 127 Unterstützer die Petition von Harald Kummerer unterschrieben. Die Gründe für ihre Unterschrift zur Erhaltung des Bolzplatzes lesen sich wie eine Liebeserklärung an die Grünflächen am Ortsrand. Ein Zornedinger schreibt etwa: "Ich bin ein Pöringer Original, so wie der Spielplatz auch (. . . )" Ein anderer Unterstützer braucht nur wenige Worte, um klarzumachen, warum der Bolzplatz erhalten bleiben soll, wie er ist: "Habe auf dem Platz meine Kindheit verbracht."

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