Oberpframmern:Bürokratie und andere Probleme

Oberpframmern: Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner erhält in einer Schnellführung Einblicke in den Berufsalltag der Firma Schröter Modell- und Formenbau.

Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner erhält in einer Schnellführung Einblicke in den Berufsalltag der Firma Schröter Modell- und Formenbau.

(Foto: Christian Endt)

Unternehmer aus dem Landkreis sprechen mit Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner über Fachkräftemangel und Erbschaftssteuer. Konkrete Ergebnisse gibt es aber nicht

Von Isabel Meixner, Oberpframmern

Es war angerichtet für den großen Besuch, einzig: Die Hauptperson der Veranstaltung, Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU), ließ auf sich warten. Mit 30-minütiger Verspätung konnte der Gesprächsabend zwischen Wirtschaft und Politik in der Firma Schröter Modell- und Formenbau in Oberpframmern dann beginnen. Konkrete Ergebnisse brachte die Veranstaltung zwar nicht - Aigner sprach davon, ein paar Punkte "mitzunehmen" -, dafür hatten die Unternehmer aus dem Landkreis eineinhalb Stunden lang Zeit, der Wirtschaftsministerin persönlich ihre Probleme zu schildern.

Etwa, Fachkräfte zu bekommen. Volker Ruderer, Geschäftsführer von Ruderer Klebetechnik in Zorneding, kritisierte die "Akademisierung" der Gesellschaft. Stellen in Ausbildungsberufen zu besetzen, werde immer schwieriger: "Wir brauchen auch Menschen, die mit der Hand arbeiten." Norbert Günther, Geschäftsführer von Gottinger Orthopädietechnik, berichtete von Problemen, Bewerber aus Ländern außerhalb der Europäischen Union anzustellen. Aigner versprach im Herbst eine Imagekampagne, die Ausbildungsberufe salonfähig machen soll. "Ich bin aber Realist: Jahrzehntelang war es wichtig, einen möglichst hohen Abschluss zu bekommen." Aigners Tipp an die Unternehmen: hinein in die Schulen und um Auszubildende werben. Heinz Drobe von DGT Anlagen und Systeme Sauerlach, selbst Diplom-Physiker, war das zu wenig: "So schön Imagekampagnen sind: Wenn im öffentlichen Dienst mehr gezahlt wird, werden die jungen Leute immer studieren."

Auch das Thema Bürokratie und Auflagen brannte den Anwesenden auf den Nägeln. Maximilian Lörzel, Geschäftsführer der gastgebenden Firma Schröter, ärgerte sich über statistischen Date, die vierteljährlich en detail abzuliefern seien: "Das ist ein Wahnsinn, der da abverlangt wird." Landrat Robert Niedergesäß (CSU) sprach von "enormen Grenzen", die es den Behörden erschwerten, möglichst wirtschaftsfreundlich zu handeln: "Die Auflagen für sich einzeln betrachtet sind sinnvoll, aber in der Gesamtschau den Antragstellern schwer zu vermitteln." Niedergesäß nannte als Beispiel leer stehende Bauernhöfe, in denen es dem Landrat nicht möglich sei, Gewerbe anzusiedeln: "Bei bestehenden Gebäuden sind wir in sehr strengen Restriktionen. Da würde ich mir mehr Freiheit wünschen." Gleiches gilt bei Ausschreibungen: 150 Millionen hat der Landkreis in den vergangenen Jahren allein in die Schulen investiert. Ein Großteil der Aufträge ging jedoch nicht in die Region, bedauerte Niedergesäß: "Unsere Betriebe schauen mit dem Ofenrohr ins Gebirge."

Bei der Erbschaftssteuer waren Aigner und die Unternehmer auf einer Linie: Sie lehnen es ab, dass bei Firmenübergaben mehr Steuern gezahlt werden müssen. "Es ist doch etwas Anderes, wenn ich im Privaten eine Gemäldesammlung oder Grundstücke am Starnberger See vererbe oder ob ich ein Unternehmen übergebe, das ich quasi aus dem Nichts erschaffen habe", fand Volker Ruderer. Man müsse der Politik besser erklären, dass Unternehmen nicht so leicht zu veräußern seien wie etwa Immobilien. Aigner sagte, ein Unternehmen zu übernehmen sei kein leistungsloser Erwerb; viele Gründerfamilien hätten über Jahre verzichtet, auf den Vater oder auf Urlaube. "Ich will partout nicht in die Substanzbesteuerung hinein", sagte sie und versprach: "Wir tun, was wir können. Da gebe ich Ihnen mein Wort." Organisator Thomas Huber (CSU) stellte am Ende zufrieden fest: Man habe gemerkt, dass die Lage in der Wirtschaft zwar nicht optimal sei, aber alles in allem doch sehr gut.

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