Nutzung von Biomasse:Alternative Energiegewinnung in Grub

Nutzung von Biomasse: Auf dem Feldtag erklärt Andrea Sobczyk, die Leiterin der Forschungsgruppe, wie sich verschiedene Pflanzenarten für die Energiegewinnung nutzen lassen.

Auf dem Feldtag erklärt Andrea Sobczyk, die Leiterin der Forschungsgruppe, wie sich verschiedene Pflanzenarten für die Energiegewinnung nutzen lassen.

(Foto: Christian Endt)

Die Landesanstalt für Landwirtschaft forscht schon seit langem dazu, wie man die Biomasse effizienter und nachhaltiger nutzen kann. Neben anbautechnischen Problemen sehen die Experten politische Hindernisse auf dem Weg zu grüner Energie

Von Max Nahrhaft, Poing

Energie aus Biomasse gilt als umweltfreundlicher als die Erzeugung aus fossilen Energieträgern. Unumstritten ist sie dennoch nicht, denn nach Ansicht vieler Kritiker führt der Anbau von Energiepflanzen zum Monokulturen auf den Feldern. Auch im Landkreis ist diese oft als "Vermaisung" bezeichnete Entwicklung zu beobachten. Wie es anders gehen könnte, wurde nun in der Landeanstalt für Landwirtschaft in Grub vorgestellt.

Dort haben die Mitarbeiter der lokalen Forschungsstation die Öffentlichkeit zu einem geführten Rundgang über ihr Informations- und Demonstrationszentrum für Energiepflanzenbau eingeladen. Gekommen sind an diesem diesigen Vormittag vor allem Landwirte aus dem weiteren Umkreis und Berufsschüler, die sich während ihrer Ausbildung mit den Feldpflanzen befassen. Den 40 Besuchern wurde auf über 30 Schauplätzen gezeigt, welche Pflanzen - abgesehen vom herkömmlichen Silomais - sich am besten und ökologischsten für die Biogasverwertung nutzen lassen.

"Wir forschen zu den klassischen landwirtschaftlichen Kulturen und wie diese sich am nachhaltigsten pflanzen lassen", sagte Andrea Sobczyk, die Leiterin der Arbeitsgruppe Biomasse. Damit sind Kulturen, wie die Zuckerrübe, der Grünroggen oder die Sonnenblume gemeint. All diese Arten sind aber alle nicht in gleichem Maße lukrativ, wie der herkömmliche Mais, da sie einen niedrigeren Methangehalt haben und der ist für die spätere Verarbeitung in der Biogasanlage entscheidend.

Eine weitere Expertin der Landesanstalt ist Tatjana Lunenburg, die sich in ihrer Forschung überwiegend mit exotischen Pflanzen befasst. Diese können sich zwar hinsichtlich des Methans fast mit dem Mais messen, bringen jedoch andere Probleme mit sich: "Die Saatgutpreise für die Exoten sind immens hoch. Außerdem treten immer wieder Probleme auf, wenn man die Pflanzen wieder von den Feldern entfernen will, um eine andere Kultur anzubauen - da sind die echt hartnäckig."

Neben Grub gibt es noch neun andere Zentren über ganz Bayern verteilt, in denen eine ähnliche Forschung betrieben wird. Diese haben alle auch einen weiteren Aufgabenbereich, nämlich die Entwicklung verschiedener Pflanzenmischungen, die in Kombination mit anderen Arten angebaut werden sollen. Experimentiert wird in erster Linie mit unterschiedlichsten Wildkräutern, die um den Mais herum gepflanzt und dann gemeinsam mit diesem geerntet werden sollen. "Wenn auf den Feldern der Mais nicht nur in Monokulturen steht, sondern mit anderen Arten gemischt wird, schaffen wir nicht nur einen vielfältigen Naturraum für Vögel und Schmetterlinge, sondern bietet den Vögeln auch einen geschützten Raum, wo sie brüten können", erklärt Kornella Marzini aus dem Forschungszentrum in Veitshöchheim. Da die Felder erst nach den Brutzeiten der Vögel gemäht werden, bräuchte man auch keine Bedenken haben, dass die kleinen Nister unter die Räder einer bäuerlichen Maschine kommen. Außerdem seien die Kräuterpflanzen mit ihren verzweigten Wurzelnetzen bestens geeignet, den Boden vor einer übermäßigen Ausschwemmung bewahren.

Diese moderne Anbaumethode wäre also für alle Seiten vorteilhaft, sei aber politisch nicht gewollt, so Marzini: "Das Abmähen von Kräutern ist bei uns nicht zulässig. Einerseits wird der Schnitt der Kräuter immer also böse verklärt, obwohl sie doch wieder nachwachsen. Andererseits sieht der Bauernverband in den Kräutern eine Konkurrenz zum Mais, die es einfach nicht gibt." Machtpolitische Entscheidungen hätten schließlich auch zur Streichung von Fördergeldern geführt - das Forschungsprojekt wird aber dennoch weiter gehen.

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