Niedergesäß-Nachfolge:Vom Bauamt aufs Wahlplakat

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Vaterstettens Gemeindebaurätin Brigitte Littke soll für die CSU als Bürgermeisterin kandidieren. Der Ortsvorstand hat sie schon vorgeschlagen, in einer Woche entscheidet die Parteibasis

Wieland Bögel

(c)HR Archivnr: 13hr0513_01 / 08.05.2013 / Vaterstetten, CSU stellt Bürgermeisterkandidatin vor. Brigitte Littke. vlnr: Michael Niebler (Fraktionsvorsitz), Robert Niedergesäß (ehem. Bgm, jetzt Landrat), Brigitte Littke, Gerald Fuchs (CSU Vorstand), Martin Wagner (2. Bgm, jetzt amtierend) ___ [ Von den abgebildeten Personen liegt KEIN / NO MODELRELEASE vor, der Nutzer ist verpflichtet auf die Einhaltung der Rechte von Dritten zu achten.. ] (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Bauamtsleiterin Brigitte Littke soll ihren ehemaligen Chef beerben. Nach dem Willen des Vaterstettener CSU-Vorstands soll die 48-Jährige als Nachfolgerin des zum Landrat gewählten Bürgermeisters Robert Niedergesäß kandidieren. Am Mittwoch gab der Vorstand bekannt, dass man Littke auf der Ortshauptversammlung am kommenden Freitag offiziell als Kandidatin vorschlagen werde.

Die Entscheidung für Littke kommt einigermaßen überraschend. Zwar gab es Aussagen aus Partei und Fraktion, dass man bei der CSU für die Bürgermeisterwahl am 15. September eine Frau aufstellen wolle. Allerdings galt es als sicher, dass diese Kandidatin aus der Fraktion oder dem Ortsvorstand kommen würde. Offenbar war dort aber keine Einigung möglich. Wie CSU-Mitglieder, die sich nicht namentlich nennen lassen wollen, berichten, waren zu viele Bewerber im Gespräch. So habe man im Vorstand befürchtete, innerparteiliche Gräben aufzureißen, sollte man einer der Favoritinnen den Vorzug geben. Doch auch als die mögliche Kandidatur Littkes auf der Fraktionssitzung am Dienstag vergangener Woche erstmals in größerem Kreis behandelt wurde, soll dort eine alles andere als harmonische Atmosphäre geherrscht haben.

Entsprechend schmallippig reagiert der Vorstand auf die Frage, warum es keine der altgedienten CSU-Frauen aufs Wahlplakat schaffen wird. "Im Vorstand gab es keine Gegenstimme und keinen Gegenkandidaten," sagt Fraktionschef und stellvertretender Ortsvorsitzende Michael Niebler. Man habe mehrere Optionen gehabt, so Ortsvorsitzender Gerald Fuchs, schließlich habe man sich für die kompetenteste Bewerberin entschieden. Der Ortsvorstand schaue eben nicht darauf, ob jemand jahrelang "Blümchen verteilt oder Feste organisiert" habe, sagt Fuchs, "sondern wer die beste Qualifikation mitbringt".

Gerade für die in den kommenden Jahren anstehenden Aufgaben in Vaterstetten sei die Gemeindebaurätin als neue Bürgermeisterin hervorragend geeignet, findet der ehemalige Bürgermeister Niedergesäß. Denn fast alle davon, ob neues Ortszentrum, Neubau der Grund- und Mittelschule oder Ortsumfahrung Parsdorf, hätten ohnehin mit dem Bauamt zu tun, so dass dessen Chefin im Falle ihrer Wahl bereits gut eingearbeitet sei. Deshalb habe er dem Vorstand "bereits zu einem frühen Zeitpunkt Brigitte Littke nahegelegt", so Niedergesäß. Dort hat man sich der Anregung des scheidenden Bürgermeisters wohl aufgeschlossen gezeigt: "Wir müssen dafür sorgen, dass die Politik in Vaterstetten ohne Brüche weitergeht", betont Fuchs.

Gleichzeitig sei die Entscheidung "auch ein Ausdruck des Vertrauens in die Mitarbeiter im Rathaus", findet der Ortsvorsitzende, schließlich sei man sehr zufrieden mit der Verwaltung. Zudem genieße Littke auch bei den Mitarbeitern im Rathaus großes Vertrauen, so Niedergesäß. Sie habe sich gut eingearbeitet und werde von den Kollegen sowohl auf fachlicher, als auch persönlicher Ebene geschätzt. Und Herausforderungen könne Littke ebenfalls meistern, lobte Niedergesäß: "Sie hat das Bauamt in einer sehr schwierigen Zeit übernommen." Nach dem Weggang zweier Amtsleiter innerhalb weniger Jahre habe die Neue vor der Aufgabe gestanden, "das Amt neu zu formen". Dies sei gelungen, inzwischen habe sich in der Behörde "eine große Zufriedenheit eingestellt."

Die Kandidatin in spe spricht von "einer für mich überraschenden Chance", die sie gerne wahrgenommen habe. "Ich glaube, dass ich das Amt gut ausfüllen kann", so Littke am Mittwoch. Schließlich verfüge sie über 23 Jahre Erfahrung in verschiedensten Bereichen der Verwaltung, und als Leiterin des Bauamtes auch über "Führungskompetenz". Gleichzeitig sei eine solche Aufgabe natürlich auch "Neuland", bekennt Littke, denn parteipolitisch sei sie noch nie aktiv gewesen. Erst seit knapp drei Wochen sei sie Mitglied der CSU, und auch eine Wohnung in Vaterstetten habe sie derzeit noch nicht.

Doch immerhin kann die Bewerberin aus ihrer Wohnungssuche ein erstes Wahlkampfthema ableiten: Wie Vaterstetten auf den Siedlungsdruck reagieren kann, werde sie zu einem Schwerpunkt machen, so Littke, die bei einer Wahl erste CSU-Bürgermeisterin im Landkreis würde. Dabei wolle sie darauf drängen, dass mehr günstige Wohnungen entstehen. So sollte das nach dem Neubau der Schule an der Gluckstraße freiwerdende Grundstück unbedingt mit Genossenschaftswohnungen bebaut werden. Auch den Ausbau der Kinderbetreuung und die Energiewende wolle sie als Bürgermeisterin weiter voranbringen. Doch auch vor der Wahl warte eine schwierige Aufgabe: "Ich denke, ich habe im Wahlkampf die harte Arbeit vor mir, bekannt zu werden."

© SZ vom 10.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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