Neues Netzwerk im Landkreis:Sterbebegleitung im Kreis der Familie

Neuer Verein plant für den Landkreis mobiles Palliativ-Team mit ausgebildeten Fachkräften. In Würde sterben - das fordern die Sozialverbände.

Inga Rahmsdorf

Wer im Landkreis schwer krank ist, soll die Möglichkeit haben, zu Hause betreut zu werden - und zwar von speziell ausgebildeten Fachkräften. Das ist das Ziel eines neuen Vereins, den die Caritas, die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die Kreisklinik Ebersberg und der Christophorus Hospizverein gemeinsam gegründet haben. Ein Team aus Pflegern und Ärzten mit spezieller palliativer Ausbildung soll in Zukunft Schwerkranke und deren Angehörige unterstützen, beraten und betreuen. "Unser Ziel ist es, Menschen am Lebensende zu Hause eine gute pflegerische und ärztliche Betreuung zu ermöglichen", sagt Ludwig Mittermeier, Kreisgeschäftsführer der Caritas und der Vorsitzende des neuen Vereins.

Neues Netzwerk im Landkreis: Der neue Vorstand für das neue Ambulante Hospiz- und Palliativnetz (von links oben): Maria Sommer (Hospizverein), Stefan Huber (Kreisklinik), Ulrike Bittner (AWO), Ludwig Mittermeier (Caritas), Hans Leonhard Schneider (Kreisklinik).

Der neue Vorstand für das neue Ambulante Hospiz- und Palliativnetz (von links oben): Maria Sommer (Hospizverein), Stefan Huber (Kreisklinik), Ulrike Bittner (AWO), Ludwig Mittermeier (Caritas), Hans Leonhard Schneider (Kreisklinik).

(Foto: EBE)

Das "Ambulante Hospiz- und Palliativnetz des Landkreis Ebersbergs", wie sich der Verein nennt, soll keineswegs die Arbeit des bestehenden Hospizvereins ersetzen, sondern sie durch professionelle Kenntnisse unterstützen. Denn die Ehrenamtlichen könnten die komplexe medizinische Pflege oft nicht alleine leisten, sagt Maria Sommer vom Vorstand des Hospizvereins. "Es gibt viel Unsicherheit bei der Betreuung zu Hause, und es fehlt eine Anlaufstelle." Für Schwerkranke und ihre Angehörigen sei es außerdem sehr wichtig, dass sie die Pfleger oder Ärzte kennen und Vertrauen zu ihnen haben. Mit einem festen Palliativ-Team im Landkreis sei das möglich. Auch die Pflegedienste könnten die zeitintensive Betreuung von Sterbenden nicht alleine leisten, sagt Ulrike Bittner von der AWO, "und nie und nimmer den ganzen Landkreis abdecken". Um Sterbende und ihre Angehörigen zu betreuen, seien außerdem ausgebildete Fachkräfte notwendig.

Der ärztliche Direktor der Kreisklinik, Hans-Leonhard Schneider, sieht ein ambulantes Team nicht als Konkurrenz zur stationären Palliativstation, die es seit etwa zehn Jahren in dem Krankenhaus gibt. "Der Wunsch eines Patienten, zu Hause zu sterben, kann durch ein ambulantes Team häufiger erfüllt werden", sagt Schneider, der stellvertretender Vorsitzender des neuen Vereins ist. Derzeit müssten Menschen mit schweren Krankheiten oft in der Klinik bleiben, weil einen ausreichende Betreuung zu Hause nicht garantiert werden könne. "Wir haben das Know-how, aber wir dürfen die ambulante, medizinische Versorgung nicht leisten", sagt Stefan Huber, Geschäftsführer der Kreisklinik. Seit vielen Jahren sei es schon ein Anliegen der Ärzte, ein ambulantes Projekt zu gründen. Vorbild ist das Palliativ-Team im Nachbarlandkreis Erding. Fünf spezialisierte Pfleger und fünf Ärzte stehen dort in 24-Stunden Bereitschaft zur Verfügung.

Der Ebersberger Verein rechnet mit etwa 100 bis 120 Menschen pro Jahr, die eine ambulante Palliativ-Betreuung im Landkreis in Anspruch nehmen würden. Bis das Team aber tatsächlich im Einsatz ist, wird es wohl noch mindestens ein Jahr dauern. Zuerst muss der Verein die Anerkennung durch die Krankenkassen erhalten. Um die aufwendigen Prozesse für die Genehmigung finanzieren zu können, bittet der Vorstand derzeit um Spenden und wirbt um Mitglieder. Erkennen die Krankenkassen den Verein an, soll sich das Projekt langfristig durch die Zahlungen der Krankenkassen selbst finanzieren. Mittermeier zeigt sich zuversichtlich, dass die Anerkennung gelingen wird: Der Verein erfülle die Auflagen und habe gute Voraussetzungen.

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