Neues Angebot:Offene Türen, neue Wege

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Das Zornedinger Servicebüro will den Herzogplatz beleben. Zum Beispiel mit einem Internetkurs für Senioren in Kooperation mit der VHS

Von Camille Scherer, Zorneding

Eine der schon etwas älteren Damen des EDV-Kurses im Zornedinger Servicebüro sitzt mit ihrem Tablet-PC am Tisch und wartet darauf, dass es losgeht. E-Mails schreiben und Videos über begleitetes Sterben auf Youtube anschauen könne sie bereits, und "außer Sterben hab' ich ja eh nix mehr vor", sagt die geborene Münchnerin mit ordentlich Galgenhumor und lacht über ihren eigenen Scherz. "Und wenn ich recht grantig bin, dann tu' ich Karten spielen". Allerdings sei die Werbung, die immer auf dem Monitor erscheint, lästig und sie wisse noch nicht so recht, wie sie diese wegschalten kann. So geht es auch einer anderen Seniorin, die mit ihrem Computer im Büro am Herzogplatz erscheint. Auch sie hat viele Fragen und möchte mehr über ihr Gerät erfahren.

Im Servicebüro bringen Gymnasiasten zum Beispiel Senioren den Umgang mit dem Internet näher. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mittlerweile sind auch die erwarteten Schüler des Gymnasiums Kirchseeon eingetroffen und der Kurs kann losgehen. Der Mitbegründer des Servicebüros, Gerhard Wolf, sitzt mit einem der Schüler am Tisch. Von nun an wollen sie regelmäßig gemeinsam üben, so dass das Labyrinth der neuen Technologien ein wenig begehbarer wird. "Aus der Praxis für die Praxis Tipps geben", so lautet das Motto des Angebots.

Eine Lehrerin des Gymnasiums, hat einigen ihrer technikbegeisterten Schülern angeboten, bei diesem Projekt mitzumachen, wie Florian Pscheidl, einer der Schüler, erzählt. "Wir beschäftigen uns ohnehin viel mit Technik", berichtet er. Den Gymnasiasten ist anzumerken, dass der "Nebenjob" als Tablet-Trainer ihnen durchaus Spaß bereitet. Allerdings wird das Team deutlich von Jungen dominiert. Mädchen? "Nur eins", sagt Florian. Aufmerksam hören Florian Pscheidl und seine Schulkameraden zu und beantworten Fragen. "Wo ist jetzt mein Fenster hin verschwunden?", ruft eine Teilnehmerin, die gerade ein zweites Internet-Fenster auf ihrem Tablet geöffnet hat. "Und warum ist da jetzt so eine Werbung?" Auf solche und noch sehr viel mehr Fragen haben die Heranwachsenden eine Antwort.

Die Macher des Servicebüros, Michael Jäger, Gabi Wappler und Gerhard Wolf haben ihre Räume auch für die VHS geöffnet. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Idee für den Kurs stammt von Helmut Ertel, Geschäftsführer der Volkshochschule Vaterstetten. Die Einrichtung nutzt die Räume des Servicebüros auch für andere Angebote. Montagabends findet dort beispielsweise ein Nähkurs statt und dienstags eine Aquarellstunde. Miete muss die VHS nicht bezahlen, nur das Geld für die Getränke geht in die Servicebüro-Kasse. Die Kirchseeoner Gymnasiasten bekommen sogar ein kleines Honorar. Die zehn Euro pro Teilnehmer und Teilnehmerin werden komplett an die Jugendlichen ausgezahlt. Außerdem bekommen sie ein Zertifikat. "Das sieht im Lebenslauf natürlich gut aus. Sozusagen eine klassische Win-Win-Situation", sagt Gerhard Wolf vom Förderverein.

In Vaterstetten gibt es einen EDV-Sensibilisierungskurs schon länger. Dort habe sich ein gutes Miteinander zwischen Schülern und Senioren eingependelt, berichtet VHS-Chef Ertel. Weil es für die Teilnehmer aber einfacher ist, an ihren Wohnorten Kurse zu besuchen, freut er sich, dass es in Zorneding nun zusätzliche Räumlichkeiten für verschiedene Angebote gibt. Geplant ist im Zornedinger Servicebüro auch ein Lern-und Gedächtnis-Training, auch ein solcher Kurs habe in Vaterstetten bereits regen Zulauf gefunden, berichtet er.

© SZ vom 27.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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