Neuer Vorschlag eines Bürgers:Eine Brücke für Zorneding

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Statt der Renovierung des Fußgängertunnels könnte ein Übergang mit Rampen und Aufzug den heruntergekommenen S-Bahnhof wieder attraktiver machen.

Wieland Bögel

Den Zornedingern und Pöringern wird gern ein eher kompliziertes nachbarschaftliches Verhältnis nachgesagt. Doch nun könnte bald eine Brücke die beiden Ortsteile miteinander verbinden, die gleichzeitig auch den heruntergekommenen Bahnhof der Gemeinde aufwerten würde. Die Idee wurde kürzlich auf einem Infoabend zur Zukunft des Zornedinger S-Bahn-Haltepunkts vorgestellt.

Dass der Zustand des Zornedinger Bahnhofes erbärmlich ist, darüber waren sich alle Teilnehmer des "Fachgespräches" im Gasthof Neuwirt einig. Der Gastgeber des Abends, der SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer, meinte, der Bahnhof sei "weder ästhetisch noch funktional in einem Zustand, der länger zu ertragen ist". Dies gelte für die Gemeinde ebenso wie für die Fahrgäste. Diesem Urteil schlossen sich beide Zornedinger Bürgermeister, Piet Mayr (CSU) und sein Stellvertreter Werner Hintze (SPD) an. Sogar der Zuständige von der Bahn, Heiko Hamann, Leiter des Unternehmensbereichs "Station und Service", erklärte, am Bahnhof müsse etwas geschehen. Dass es dazu bislang nicht gekommen sei, liege aber nicht an seiner Abteilung, denn diese sei vorrangig leider nur für die Instandhaltung der Bahnhöfe zuständig. Umbaumaßnahmen könne man nur vornehmen, wenn es dafür Geld von Bund, Ländern oder Kommunen gebe.

Wie viel Renovierung und behindertengerechte Ausstattung des Bahnhofes die Gemeinde kosten werde, rechnete Hintze vor. Um Behinderten, Eltern mit Kinderwagen und Senioren mit Rollator einen weiten Umweg über die Rampe im Westen zu ersparen, müssten für die Fußgängerunterführung im Osten drei Aufzüge gebaut werden. Jeweils einer auf der Zornedinger und der Pöringer Seite und ein weiterer vom Tunnel zum Bahnsteig. Zusammen mit dem ebenfalls gewünschten "Service-Store" als Ersatz für den vor zwei Jahren abgerissenen Kiosk, einer Überdachung für das Treppenhaus sowie einer Toilette würde das Vorhaben rund zwei Millionen Euro kosten. Und dies sei eine Schätzung aus dem Jahr 2007, betonte er, "die Kosten sind seither sicher nicht gesunken".

Mit größeren Zuschüssen bräuchte die Gemeinde dabei nicht zu rechnen, meinte Hamann. Denn dank der Rampe im Westen gelte der Bahnhof bereits als behindertengerecht und sei deshalb nicht in das entsprechende Förderprogramm des Freistaates aufgenommen worden. Auch falls die Gemeinde einen "Service-Store" wünsche, werde sie diesen wohl selber finanzieren müssen, etwa 300 000 Euro würde allein dies kosten. Mit knapp 5300 Passagieren am Tag sei der Bahnhof für den Schienenkonzern als Verkaufsstandort nicht rentabel genug, um dort selbst zu investieren, erklärte Hamann. Dazu seien mindestens 7000 Passagiere pro Tag nötig. Lediglich für die Toilette könne man mit Zuschüssen des Freistaates rechnen. Dafür würden die übrigen Umbauten wohl deutlich teurer als angenommen, so Hamann. Denn um einen Aufzug vom Fußgängertunnel auf den Bahnsteig zu bauen, müsste man diesen verbreitern und die Gleise verschwenken.

Doch möglicherweise wird der Umbau nicht nötig sein. Der Zornedinger Ingenieur Hans-Peter Friedrich stellte auf dem Infoabend seine Idee für den Bahnhof vor. Statt einer teuren Ertüchtigung des Tunnels solle man diesen stilllegen und eine Fußgängerbrücke bauen. Wie Friedrich erläuterte, sei das Gelände rund um den Bahnhof dafür ideal. Denn die Station liegt deutlich tiefer als das umliegende Areal, so dass die Brücke nicht besonders hoch werden müsse. Zudem könne man den Überweg in Pöring und Zorneding mit Rampen ausstatten. Da das Terrain auf beiden Seiten der Gleise relativ hoch liegt, könnten diese Rampen so flach angelegt werden, dass ein behindertengerechter Zugang möglich ist. Damit könne man auf zwei der drei Aufzüge verzichten, nur zwischen Brücke und Bahnsteig müsste ein Lift gebaut werden. Die Rampen könnten gleichzeitig als Schallschutz ausgelegt werden. Zudem sei auf der Zornedinger Seite Platz für ein Parkhaus. Wenn man dieses zweistöckig baue, könnte man sogar vom Auto auf die Brücke gelangen, ohne Höhenunterschiede überwinden zu müssen.

Die Idee Friedrichs sei eine Alternative zum Tunnelausbau, befand Hamann. "Wenn man die Möglichkeit hat, eine Rampe zu bauen, bin ich dafür." Denn im Gegensatz zu Aufzügen seien Rampen wenig wartungsintensiv. Auch auf das Verschwenken der Gleise könne man verzichten. Ohne die Treppen aus der Unterführung reiche die Breite des Bahnsteiges für den Aufzug aus. Horst Fickel, Vorsitzender des Seniorenvereins "Das Alter erleben", lobte die Idee ebenfalls: "Das kommt mit sehr kompetent vor." Er stellte allerdings die Frage, wann es mit dem Umbau losgehen kann. Dies ist derzeit noch unklar. Wie Bürgermeister Mayr erklärte, habe man die Verwaltung beauftragt, bis August ein Konzept zur Finanzierung des Bahnhofsausbaus zu erarbeiten. Bislang war nur die Variante mit drei Aufzügen enthalten, Mayr sicherte aber zu, die Brücken-Variante ebenfalls prüfen zu lassen.

© SZ vom 08.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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