Neuer Takt:S-Bahn: In Baldham und Vaterstetten müssen Passagiere künftig länger warten

Neuer Takt: Von 2026 an sollen die S-Bahnen zwischen Ebersberg und München insgesamt öfter fahren - im Berufsverkehr kommen sie dagegen seltener.

Von 2026 an sollen die S-Bahnen zwischen Ebersberg und München insgesamt öfter fahren - im Berufsverkehr kommen sie dagegen seltener.

(Foto: Christian Endt)

Das Verkehrsministerium gibt neue Details zum S-Bahnverkehr nach Fertigstellung der zweiten Stammstrecke bekannt. Was sich am Takt ändert.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Verzögerungen bei Großprojekten werden oft als Ärgernis empfunden - außer man ist S-Bahnpendler aus Baldham oder Vaterstetten. Denn wer von dort aus Richtung München fährt, freut sich vermutlich über jeden Tag, an dem die zweite Stammstrecke noch nicht fertig ist. Geplant war der Termin für 2026, vermutlich wird es ein Jahr länger dauern. Bis dahin gilt im Berufsverkehr der S4/S6 noch ein Zehn-Minuten-Takt, danach kommt der Zug nur noch alle 15 Minuten.

Dies geht aus einer aktuellen Stellungnahme des Bayerischen Verkehrsministeriums hervor, aus der nun der CSU-Landtagsabgeordnete Thomas Huber zitiert. Demnach wird zwar auf der S4/S6 ganztägig ein 15-Minuten-Takt eingeführt - allerdings heißt ganztägig dann auch: kein Zehn-Minuten-Takt in der Hauptverkehrszeit. Dafür gebe es "nach heutigem Stand keine Notwendigkeit", sagt Huber auf Nachfrage der SZ. Der Abgeordnete verweist darauf, dass ja geplant sei, zusätzlich eine Express-S-Bahn einzurichten. Diese soll ebenfalls ganztägig auf der Linie S4/S6 verkehren, und zwar im 30-Minuten-Takt. Dadurch, so Huber weiter, gebe es zusammen mit der Bahn sechs Verbindungen pro Stunde.

Aber eben nicht für alle. Denn zwar soll die Express-S-Bahn bis zur Endstation durchfahren - aber ausgerechnet in den beiden Stationen der größten Landkreisgemeinde soll sie nicht halten. Auch, wer das Glück hat, an einer der Stationen zu wohnen, die von der Express-S-Bahn angefahren werden, fährt damit nicht unbedingt besser, in Berg am Laim oder Leuchtenbergring hält sie nämlich ebenso wenig wie an den meisten Stationen der Innenstadt. Halten würde sie zwar noch am Ostbahnhof, nächste Station ist Marienhof, dann Hauptbahnhof und dann erst wieder in Laim.

Auch im Norden des Landkreises könnte es für Pendler unbequemer werden. Zumindest legt dies eine kürzlich im Gemeinderat Poing vorgelegte Planung der DB Netz AG nahe. Demnach wird zwar auf diesem S-Bahn-Ast die Taktfrequenz von 20 auf 15 Minuten erhöht. Gleichzeitig fallen aber die Entlastungszüge zwischen Markt Schwaben und Riem weg, die verbleibenden Züge dürften deutlich voller werden. Längere Züge einsetzen kann die Bahn nicht, dafür sind die Bahnhöfe, wie etwa St. Koloman, nicht ausgelegt.

In Poing ist man erwartbar verstimmt: "Eine Verschlechterung der Situation nach Fertigstellung der zweiten Stammstrecke für die Bevölkerung in der Gemeinde Poing ist für mich nicht hinnehmbar," sagt Bürgermeister Albert Hingerl (SPD). Wobei es auch um Sicherheit gehe - schließlich sei mehr Gedränge an den Bahnhöfen auch gefährlich. Daher habe die Gemeinde eine Anfrage an die Bayerische Eisenbahngesellschaft gestellt, wie sich die Situation - auch die aktuelle - verbessern lässt, eine Antwort gebe es noch nicht.

Auch in Vaterstetten wünscht man sich eine Beibehaltung des Zehn-Minuten-Taktes im Berufsverkehr, sagt Bürgermeister Georg Reitsberger (FW). Sämtliche Fahrgastzählungen auf der S4/S6 hätten ergeben, dass in Baldham und Vaterstetten die meisten Passagiere nach München zusteigen. Das Problem des wegfallenden Zehn-Minuten-Takts sei bekannt, so Reitsberger, "wir haben schon jede Menge Eingaben gemacht", leider ergebnislos. Reitsberger hofft auf seinen Amtsvorgänger, Landrat und Sprecher der MVV-Verbundlandkreise Robert Niedergesäß (CSU). Als Vaterstettener kenne er das Problem, "wir hoffen, dass er das Beste rausholt".

Was man auch versuchen werde, sagt Niedergesäß' Büroleiter Norbert Neugebauer. "Das Thema ist ja schon länger virulent." Es habe bereits eine Besprechung zwischen Landratsamt, MVV und Bayerischer Eisenbahngesellschaft gegeben. Dabei sei vor allem eines klar geworden: "Bis 2026 wird man noch viele Runden drehen müssen", ob der jetzt vorgestellte Fahrplan wirklich umgesetzt werde, sei noch lange nicht sicher.

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