Neue Reihe:Lokal-Politik

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Florian Wieser (Dritter von links) und andere Vertreter der Grafinger CSU klären über aktuelle Themen auf. (Foto: Christian Endt)

Grafings neuer CSU-Vorsitzender Florian Wieser startet mit den Wirtshausgesprächen eine Veranstaltungsreihe, bei der in lockerer Atmosphäre über die Themen aus dem Stadtrat geplaudert werden kann

Von Thorsten Rienth, Grafing

Lokalpolitik an Leute zu vermitteln, die zwar interessiert sind, aber nicht jede Woche in Stadt-, Kreis- oder Bezirkstagen sitzen, ist eine unbequeme Sache. Weil die augenscheinlich beste Option vielleicht langfristig nicht die günstigste ist und obendrein von der Zustimmung anderer Behörden abhängt. Von der Grafinger CSU gibt es nun eine neue Veranstaltungsreihe, die lokalpolitische Abläufe und Entscheidungen transparent aufbereiten soll. "Wirtshausgespräch" heißt sie, und Auftakt ist am Mittwochabend im "Kastenwirt" gewesen.

"Die Idee ist, näher dran zu sein", erklärte Ortsvorsitzender Florian Wieser - und meint das durchaus in beide Richtungen. Einmal aus der Perspektive der Stadträte: In lockerer Wirtshausatmosphäre lasse sich vielleicht nicht immer ganz einfach Erklärbares dann doch erklären. Ein andermal aus der Sicht der lokalen Politikinteressierten: Die können unter diesen Umständen so lange nachfragen, bis sie das verstanden haben, was sie verstehen wollen.

Beispielsweise, wie das nun ist mit dem Grafinger Hochwasserschutz. Seit dem Hochwasser von 2003 doktert Grafing an ihm herum. Erst seit ein paar Wochen, als der Grafinger Bauausschuss formal den Auftakt eines Planfeststellungsverfahren für zwei Hochwasserrückhaltebecken im Westen der Stadt fällte, ist Bewegung in der Sache. "Wenn mittendrin die Planer ausgetauscht werden, wird's halt kompliziert", formulierte es CSU-Stadtrat Sepp Carpus. Deshalb habe im Jahr 2011 vieles von Neuem begonnen. "Schwierig ist, dass die Grundstückseigentümer mitmachen müssen." Zumindest einige von ihnen wollen das Projekt verhindern. Ein Landwirt aus der Besucherschaft äußerte dafür Verständnis. "Wenn ihr weiterhin Flächen versiegelt, dann können wir doch nicht dafür verantwortlich sein, das Wasser aufzunehmen."

Carpus' Fraktionskollege Georg Schlechte berichtete zur anstehenden Grundschulerweiterung und -sanierung. Passenderweise kennt er die Schule bestens, denn er arbeitet dort als Hausmeister. Elf Millionen Euro koste das Vorhaben insgesamt, 6,5 Millionen Euro müsse Grafing selber bezahlen. "Das klingt ganz schön viel - aber Grafing bekommt auch was dafür", sagte Schlechte. Vor allem sind das neue Klassenzimmer und Fachräume. Auch Spezialräume wie etwa Ruhezonen kommen hinzu und schließlich noch ein überarbeiteter Pausenhof. "Schule sieht heute halt anders aus als in den Fünfziger- oder Sechzigerjahren, als man die Schule geplant hat." Das Alter sei auch der Grund, warum im Erweiterungsplan auch ein Sanierungsplan steckt. "Es macht ja nur Sinn, die beiden Sachen zusammenzulegen."

Landtagsabgeordneter Thomas Huber nutzte den Abend, um für Grafing-Bahnhof als Standort der neuen Berufsschule zu werben. "2000 Schüler bedeuten eine Riesenchance für Grafing: Einzelhandel, Gewerbe, Gastronomie", sagte Huber. "Außerdem ist bei jeder Berufsschule eine Turnhalle mit dabei, die auch die örtlichen Vereine nutzen können." Ob Grafing unterm Strich wirklich profitiere, bezweifelte eine Besucherin dagegen. "Das wird Verkehr bringen und der Wohnraumbedarf wird auch größer." Das wolle er nicht ausblenden, sagte Huber. "Bei Infrastrukturprojekten gibt's immer auch Nachteile, da muss man offen mit umgehen - aber ich meine, dass die Chancen die Risiken überwiegen."

Und wie das Wirtshausgespräch ankam? "Das finde ich ganz wichtig, um die Entscheidungen plausibel zu machen", kommentierte ein Besucher. Das müssen andere ähnlich gesehen haben. Von den gut 30 Besuchern machte sich jedenfalls auch zwei Stunden nach Veranstaltungsbeginn noch keiner auf den Heimweg.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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