Naturschutz:Wasser gegen Wind

Erneut gibt es Kritik an den geplanten Rotoren im Forst. Die Stadt Ebersberg moniert, dass die Anlagen zu nahe am Schutzgebiet für ihre Brunnen stehen und fordert weitergehende Untersuchungen

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Geschmack des Windes ist in zahlreichen Schnulzen schon besungen worden - über den Geschmack der Windkraft macht man sich derzeit in der Kreisstadt Sorgen. Genauer um einen möglichen Nachgeschmack im Trinkwasser, sollten die fünf im Ebersberger Forst geplanten Rotoren tatsächlich aufgestellt werden. Denn drei von ihnen liegen sehr nahe am Schutzgebiet für die Brunnen, aus denen die Ebersberger ihr Leitungswasser beziehen - zu nahe meint ein nun von der Stadt vorgestelltes Gutachten.

Fünf Windräder mit einer Nabenhöhe von 140 Metern sollen nach den Vorstellungen der Firma Green City einmal im Norden des Ebersberger Forstes entstehen. Bereits seit das Unternehmen seine Pläne 2011 öffentlich vorgestellt und der Kreistag sein Einverständnis gegeben hatte, gibt es Protest. Die Bewohner der umliegenden Ortschaften stören sich an einer angeblichen Landschaftsverschandelung, Umweltschützer kritisieren den Eingriff in den Forst. Ebenfalls Widerstand gegen das Projekt kommt von der Flugsicherung, diese sieht in den Windrädern eine potenzielle Störquelle für ihre Radarstationen. Ob dieses Risiko tatsächlich besteht, muss aber noch geklärt werden, Green City hat ein Gegengutachten dazu vorgelegt.

Gar kein Gutachten gibt es von der Firma dagegen zu Auswirkungen auf das Grundwasser, moniert Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU), obwohl die Stadt bereits 2012 auf mögliche Konflikte mit dem Wasserschutz hingewiesen habe. Daher habe die Stadt im vergangenen Jahr selbst ein hydrologisches Gutachten beim Fachbüro Crystal Geotechnik in Wasserburg in Auftrag gegeben. Das Ergebnis liegt nun vor und sollte am Dienstagabend im Technischen Ausschuss des Stadtrates vorgestellt werden.

Als problematisch könne sich der relativ hohe Grundwasserstand im Forst erweisen, erklärt Christian Pfeifer vom Bauamt, in der Kreisstadt zuständig für die Wasserversorgung. In regnerischen Jahren beginnt die wasserführende Schicht an manchen Stellen schon in 8,5 Metern Tiefe. Ähnlich tief müssten die Fundamente für die Windräder reichen, was nicht nur wegen der Statik Probleme machen könnte, meint Bauamtsleiter Thomas Spindler. Vor allem befürchtet man bei der Stadt dass es zu "Einträgen aus dem Fundament" ins Grundwasser kommen könnte. Auch Betriebsstoffe könnten das Ebersberger Wasser gefährden, sagt Pfeifer, etwa wenn Maschinenöl auslaufe oder - im schlimmsten Fall - die Anlage Feuer fange: Ein Windrad sei nur schwer zu löschen, und gebe daher viele giftige Brandreste an die Umgebung - und eben das Wasser - ab.

Ob durch den Windpark das Ebersberger Wasser beeinträchtigt wäre, lässt sich auch durch das neue Gutachten nicht zweifelsfrei belegen - aber eben auch nicht ausschließen. Die Geologen ziehen daher ein deutliches Fazit: Aufgrund der Auswertung der vorhandenen Daten und einer Empfehlung des Landesamtes für Umwelt, "wird die Errichtung von Windrädern im vorgesehenen Umfang im Ebersberger Forst sehr kritisch beurteilt".

"Unser Ziel ist es nicht, die Windräder zu verhindern, die stören uns überhaupt nicht", ist es Brilmayer wichtig zu betonen, "unser Ziel ist es, das Ebersberger Trinkwasser zu schützen". Ob und wie sich dies erreichen lässt, könne aber nur durch weitere Untersuchungen geklärt werden. Darauf verweisen auch die Gutachter. Sie empfehlen "die großräumigen Grundwasserfließverhältnisse und die Zustrombereiche zu den naheliegenden Trinkwasserbrunnen durch kontinuierliche und mehrjährige Wasserstandsmessungen zu erheben und auszuwerten."

Diese langfristige Perspektive habe die Stadt auch bewogen, das Gutachten nun bereits öffentlich zu machen und die dort genannten Untersuchungen zu fordern. Man wolle nicht als Verzögerer des Projektes dastehen, sagt der Bürgermeister, darum sollte man die neuen Tests möglichst schnell beginnen. Wer diese in Auftrag geben - und bezahlen - soll, ist für die Stadt klar: "Das Gutachten müsste der Antragsteller liefern", sagt der Bürgermeister, also die Firma Green City.

An diesem Mittwoch soll das Gutachten des Wasserburger Büros an die Beteiligten des Windpark-Projektes gehen. Wie man dann weiter vorgeht, sollte am besten in einem Gespräch geklärt werden, wünscht sich Brilmayer. Er macht aber auch klar, dass die Stadt in der Sache hart bleiben will: "Rechtlich haben wir sehr gute Karten, der Trinkwasserschutz hat immer Priorität."

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