Naturschutz:Kirchseeon: Geschützter Walnussbaum wird gefällt

Walnussbaum Eglharting wg. Fällung

Wie alt der Wahlnussbaum in Eglharting ist, darüber waren sich die Gemeinderäte genuso wenig einig wie über dessen Zukunft.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Der Baum muss einer Doppelgarage weichen. Weil mehrere SPD-Gemeinderäte im Urlaub sind, erreichen CSU und Freie Wähler eine knappe Mehrheit.

Von Sandra Langmann, Kirchseeon

Mehr Menschen, mehr Wohnraum, mehr Gebäude. Der Landkreis Ebersberg wächst, und es wird fleißig gebaut. Das bedeutet aber auch, dass in den Gemeinden immer wieder einmal Bäume weichen müssen - denn irgendwo müssen die Neubauten ja hin. Um dem entgegen zu wirken, haben sie in Kirchseeon am 25. Oktober 2005 eine Satzung beschlossen, die das verhindern soll. Diese bestimmt über den Erhalt von Bäumen für das Straßen- und Landschaftsbild im Ort.

Diese Verordnung betrifft auch einen Walnussbaum in Eglharting. Der Baum gehört zu jenen, die laut Satzung als schützenswert gelten. Allerdings, und das ist das aktuelle Problem, steht der Nussbaum einem Doppelhaus - besser gesagt, dessen geplanter Doppelgarage - im Weg. Auf der jüngsten Kirchseeoner Marktgemeinderatssitzung wurde nun beschlossen, dass der Baum weichen soll. Nach Einschätzungen eines Mitarbeiters des Landratsamts sei der Baum zwar gesund und erhaltenswert. Probleme mit dem Baum gebe es also nicht, nur dass er im Weg stehe, sagte Kirchseeons Bürgermeister Udo Ockel (CSU). "Der Baum wurde vor langer Zeit einmal geschützt. Doch ich habe schon größere und schönere gesehen", so Ockel.

Obwohl der Walnussbaum an der Hauptstraße in Eglharting laut Satzung als geschützt gilt, entschied sich der Marktgemeinderat am Ende dazu, den Baum zu fällen. Mit acht von 15 Stimmen bildeten CSU und die Freien Wähler ganz knapp die Mehrheit. Die Grünen und die SPD-Fraktion waren ganz klar dagegen. Wegen der Pfingstfeiertage, in denen die Gemeinderatssitzung statt fand, fehlten aber mehere Gemeinderäte. Wäre die SPD vollzählig gewesen, wäre es für den Baum vermutlich anders ausgegangen. Nun wird er aber gefällt.

Wäre die SPD vollzählig gewesen, hätte es wohl anders ausgesehen

Natalie Katholing von den Grünen hatte noch einen Vorschlag parat, um den Baum doch zu erhalten. Laut eines Experten könne der Baum noch 150 Jahre dort stehen. Ihrer Meinung nach sei das Grundstück groß genug, um das Gebäude zu drehen. Somit könnte die Doppelgarage an einer anderen Stelle des Grundstücks gebaut werden. Ockel erinnerte die Grünen-Gemeinderätin daran, dass sie an jenem Abend lediglich über das Fällen des Baumes entschieden. Nicht aber über das weitere Bauvorhaben. Katholing beharrte auf ihr Anliegen, man müsse ein "Signal senden", damit nicht weitere geschützte Bäume gefällt werden.

Wie lästig es sei, einen riesigen Baum auf dem Grundstück zu haben, dazu äußerte sich Maria Wollny (CSU). Es sei einfach grauenhaft, wenn der Baum direkt vor dem Wohngebäude stehe. Der sorge für zu viel Schatten. Und das Zurückschneiden könne man "sowieso vergessen", denn dann werde der Baum nur kaputt. Ockels Informationen zufolge gebe es kein "extremes Schattenproblem", da der Stamm weit genug vom Gebäude entfernt sei. Er müsse nur einer Doppelgarage weichen.

Rüdiger Za (Grüne) war der Ansicht, dass es doch einen Gedanken dahinter gegeben haben muss, als man darüber entschied, den Baum als schützenswert zu erachten. Zudem müsse dieser Baum doch auch einen Wert für den Besitzer haben. Vielleicht habe ihn der Uropa gepflanzt. Ockel macht abermals darauf aufmerksam, sich darüber keinen Kopf zu machen. Wenn der Eigentümer einen Antrag zur Fällung des Baumes eingereicht hat, hat der Baum anscheinend keinen Wert für ihn. Wenn der Gemeinderat sich einmal entschieden hat, was mit dem Baum geschieht, dann sei daran nicht mehr zu rütteln.

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