Nahverkehr:Schneller, öfter, weiter

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Die Regionalbusse im Landkreis werden von immer mehr Bürgern genutzt. Das Liniennetz wächst ebenfalls, wenn auch langsam. Verkehrsexperten empfehlen den Ausbau von Rufbuslinien

Von Johannes Hirschlach, Ebersberg

Der Weg durch den Ebersberger Forst kann lang sein. Zumindest für Leute, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind. Denn durchgehende Busse von Markt Schwaben nach Ebersberg lassen sich auf der Strecke täglich nur sechs- beziehungsweise siebenmal pro Richtung blicken. Das verursacht zum Teil große Lücken im Fahrplan. Wer die Linie 446 um 9.09 Uhr in Markt Schwaben verpasst, muss vier Stunden auf den nächsten durchgehenden Bus warten. Samstag und Sonntag fahren die 446er überhaupt nicht. Als Alternative bleibt dann nur der Umweg per S-Bahn. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität fällt auch diese Option weg. Ähnlich mau sieht es auf der anderen Durchquerungslinie des Forstes zwischen Ebersberg und Hohenlinden aus. Hier kommt der Bus der Linie 445 sogar nur fünfmal am Tag.

Es hakt noch beim Busverkehr im Landkreis. Dabei steigen dessen Einwohner immer häufiger in die Busse des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV). Seit 2006 haben sich die Fahrgastzahlen um ein Drittel erhöht. Das geht aus Zahlen des MVV hervor. Demnach nutzten 2015 pro Woche über 61 000 Personen die Regionalbusse im Landkreis. Über die Landkarte ziehen sich die Linien wie ein - beinahe - flächendeckendes Netz. Nur kleine Weiler, wie Fürmoosen bei Moosach, haben keinen Anschluss an den Nahverkehr. 327 Haltestellen gibt es aktuell im Kreisgebiet, ein Dutzend weitere sollen hinzukommen.

Auf die Nachfrage der Bürger will das Landratsamt reagieren, hat man dort doch Probleme wie die mangelnden Verbindungen durch den Ebersberger Forst längst auf dem Schirm. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) kündigte bereits Anfang des Jahres Verbesserungen im Nahverkehr an. Im Sommer wurde es im Verkehrsausschuss des Kreistags konkret: Ein im Vergleich zu 2016 um neun Prozent aufgestocktes Budget für ÖPNV-Ausgaben soll es im kommenden Jahr richten. Damit möchte der Landkreis unter anderem mehr Fahrten der Busse zwischen Ebersberg und Markt Schwaben sowie Ebersberg und Hohenlinden und weiter nach Erding bewirken. Auch die Linie 440 zwischen Grafing Bahnhof und Glonn soll von der Finanzspritze profitieren und zu einem Stunden-, am Nachmittag zu einem Halbstundentakt, verdichtet werden. Der umfangreiche Maßnahmenkatalog umfasst auch Fahrzeitverlegungen, um die Busse besser mit S-Bahnen und Regionalzügen zu verknüpfen.

Damit wächst zum neuen Fahrplan das Angebot der Öffentlichen im Vergleich zum Vorjahr wieder. "Im Großen und Ganzen können wir im Landkreis schon zufrieden sein", sagt Mobilitätsexperte und Mitglied des SPD-Kreisvorstandes, Josef Mittermeier. Dennoch gebe es viele weitere Möglichkeiten der Verbesserung. Die Fahrzeiten morgens und abends sowie auf das Wochenende auszudehnen, nennt der Gemeinderat aus Vaterstetten als Beispiel. "Da fährt oft gar nichts, am Wochenende werden die Bushaltestellen hochgeklappt", sagt er. Man solle es sich genauer ansehen, ob es dafür ein Potenzial gebe.

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SZ-Grafik; Stand: jeweils 31.12. eines Jahres; Quelle: MVV

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SZ-Grafik; Stand: jeweils 31.12. eines Jahres; Quelle: MVV

Großen Respekt habe Mittermeier vor dem Landkreis Dachau, der eine dichte Rundumversorgung eingeführt habe. Zwar ist dieser etwas größer und dichter bevölkert als der Landkreis Ebersberg. Ungeachtet dessen stieg dort die Betriebsleistung der Regionalbusse bemerkenswert rasant. Innerhalb von drei Jahren wuchs diese von 3,38 Millionen Nutzwagenkilometer um einen Wert von 560 000. Die Zahl definiert die Menge der zurückgelegten Strecke abzüglich Werkstatt- und Leerfahrten. Im Landkreis Ebersberg werden die Busse im Fahrplanjahr 2016/17 nur rund 200 000 Kilometer mehr zurücklegen, als noch 2013/14. Die Linienanzahl stagniert bei 24. In Dachau kamen dagegen seit 2013 sieben neue hinzu. "Das wird spannend", äußert sich Mittermeier. Denn bei aller Euphorie müsse ein Kreis natürlich auch die Kosten solcher Maßnahmen im Auge behalten.

In einem individualisierten Nahverkehr durch Rufbusse sieht er eine Chance. Erste Annäherungsversuche an das System gibt es im Landkreis bereits: entlang der Rufbuslinie 443 zwischen Steinhöring, Tulling und Frauenneuharting halten die Fahrzeuge an den entsprechenden Haltestellen nur nach vorheriger Anmeldung.

Der MVV sucht auch in diesem Jahr den "Busfahrer des Jahres". Teilnahmescheine liegen in allen Bussen des Verbundes aus. Auch ein Vorschlag per E-Mail an busfahrer-aktion@mvv-muenchen.de ist möglich. Dazu sollten Uhrzeit und Buslinie angegeben werden, zu der man unterwegs war. Alle Einsender haben die Chance, Geld- oder Sachpreise zu gewinnen.

© SZ vom 21.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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