Nach Sylvia Boher:Die CSU Zorneding ist vom Neuanfang weit entfernt

Zorneding kath. Pfarrkirche im Ortsumfeld

Die alte Zornedinger CSU-Vorsitzende ist weg - neu durchstarten kann der Ortsverband deshalb noch nicht.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)
  • Die CSU Zorneding muss sich nach dem Rücktritt der zuletzt wegen ihrer fremdenfeindlichen Aussagen stark in die Kritik geratenen Vorsitzenden, Sylvia Boher, neu aufstellen.
  • Als zunächst kommissarische, nun auch neue Vorsitzende will Jutta Sirotek der Partei vor allem mehr Transparenz verordnen.
  • Schon zum Auftakt ihrer Amtszeit misslingt das: Erst wurde die Presse zur Hauptversammlung geladen - und dann des Saales verwiesen.

Von Carolin Fries

Es ist eben gar nichts passiert. Vorne herum, da darf sich die neue Vorsitzende Jutta Sirotek abbuckeln, zur Parteispitze ein "Alles im Griff hier" hinauflächeln, den Bundestagsabgeordneten aus Berlin zur Mitgliederversammlung mitbringen (soll heißen "Wir sind wichtig!") und die Presse beschwören, nach innen seien große Fortschritte gemacht worden. Doch sobald man unter sich ist, wie am Montag bei der Mitgliederversammlung, lässt man die Vorsitzende förmlich im Regen stehen und gibt ihr zu verstehen: Du hast im Ortsverband gar nichts zu sagen. Jutta Sirotek gilt es zur Wahl nicht zu beglückwünschen. Sie ist zu bedauern.

Zuckerbrot und Peitsche geben sie ihr, die Alteingesessenen in der Partei. Obwohl sich Sirotek von Anfang an offen von Sylvia Boher distanziert und deren fremdenfeindliche Aussagen verurteilt hat, darf sie den Ortsverband führen - um des äußeren Friedens willen. Thomas Huber hätte im Herbst kaum einen Robert Strobl als Boher-Nachfolger eingesetzt, der sich öffentlich zu Sylvia Boher und deren fremdenfeindlichen Artikel im örtlichen Parteiblatt bekennt. Strobl ist jetzt Siroteks Stellvertreter. Johannes Schott, der gegen Boher aufbegehrte und deren Rücktritt forderte, ist nicht mehr dabei.

Die Wahl ist ein klares Signal: Sirotek darf den undankbaren Job, das Image des Ortsverbands aufzupolieren, solange weitermachen, bis sich die Wogen geglättet haben. Vorausgesetzt, sie akzeptiert den rechtsgerückten Boher-freundlichen Flügel im Ortsverband weiterhin. Für Jutta Sirotek ein Pakt mit dem Teufel - den sie längst geschlossen hat. Diesen Herrschaften flötet sie lieber nicht ihre Meinung ins Gesicht.

Presserklärungen formuliert sie im Zweifel in der Ich-Form. Anstatt rechte Sympathisanten in den sozialen Netzwerken in die Schranken zu weisen, löscht man die Facebook-Seite. Das alles hat nicht Jutta Sirotek alleine beschlossen, schon klar. Aber sie trägt es in der Hoffnung mit, irgendwann irgendwie etwas verändern zu können. Danach aber sieht es nicht aus. Vielmehr besteht die Gefahr, dass man sie abservieren wird, sobald sich die Lage beruhigt hat - womöglich schon bei den turnusmäßigen Neuwahlen im kommenden Jahr.

Jutta Sirotek selbst sieht sich als Vertreterin der liberalen Christsozialen in Zorneding. Als Ortsvorsitzende aber vertritt sie alle. Auch jene, die sie ganz offensichtlich nur als Platzhalter benutzen. Sirotek sollte sich überlegen, wie lange sie sich für diesen Posten hergeben will.

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