Nach 20 Jahren:Letzter Rettungsversuch für Förderverein des Grafinger Heimatmuseums

Museum Grafing

Seit 20 Jahren schon unterstützt der Förderverein das Museum der Stadt Grafing personell wie finanziell. Gemeinsam widmet man sich Geschichte und Kultur mit Lokalbezug.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wegen Überalterung will sich der Verein noch dieses Jahr auflösen. Leiter Bernhard Schäfer hat aber noch Hoffnung.

Von Anja Blum, Grafing

Er sei zwar auch schon mit dem ein oder anderen Zipperlein geschlagen, sagt Franz Frey, "aber im Vergleich zu den anderen bin ich blutjung". Dann lacht der bald 72-Jährige herzlich. Dabei gibt es aus seiner Sicht momentan nicht allzu viel Grund zur Freude: Der Förderverein des Museums der Stadt Grafing, dessen Vorsitzender Frey ist, wird sich nun, nach 20 Jahren, wohl auflösen - wenn nicht noch ein Wunder geschieht.

An ein solches aber glaubt Frey nicht mehr. Man habe schon alles versucht, mehrere Aufrufe gestartet, doch vergebens. Den Förderverein plagt, woran viele solcher ehrenamtlichen Gruppen leiden: die Überalterung.

Museumsleiter Bernhard Schäfer hingegen will die Hoffnung noch nicht aufgeben. "Ich bin schwer dagegen, dass der Verein sich auflöst", sagt er. Denn das Museum verlöre damit eine sehr wichtige Unterstützung, personell wie finanziell. "Wenn ich der alleinige Rufer in der Wüste bin, wird es noch viel schwerer, die Interessen des Museums zu vertreten", befürchtet der Leiter.

Er schätzt den Förderverein vor allem dafür, dass dieser der Kultureinrichtung mehr Gewicht und Aufmerksamkeit verleiht: "Dadurch wird klar, dass das Haus nicht ein Spielzeug des Herrn Schäfer ist, sondern dass da eine ganze gesellschaftliche Gruppierung dahintersteht." Und die Chemie zwischen ihm und den Ehrenamtlichen habe auch immer gestimmt.

Senioren tun sich beim Altpapiersammeln schwer

Darüber hinaus seien die Museumsfreunde freilich wertvolle Ideengeber und Helfer in allen möglichen Bereichen. "Das ist ein sehr reger Verein", sagt Schäfer, "da kann man wirklich was gestalten."

So belebt der Förderverein das Haus regelmäßig mit zusätzlichen Veranstaltungen, Lesungen etwa oder kleine Konzerte, außerdem tragen Mitgliedsbeiträge und Spenden zu so mancher Anschaffung bei. "Es ist einfach sehr schön, wenn man auch mal etwas erstehen kann, für das im städtischen Haushalt kein Platz ist", sagt Schäfer. Besonders engagieren sich die Ehrenamtlichen für die Dauerausstellung Max Wagenbauer: Immer wieder gelingt es ihnen, weitere Werke des einigermaßen bekannten Grafinger Tier- und Landschaftsmalers aufzuspüren und zu erwerben.

Nach 20 Jahren: Franz Frey ist im Vorstand der Jüngste.

Franz Frey ist im Vorstand der Jüngste.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Gerade jetzt gebe es vielleicht wieder ein solches Werk zu kaufen, erzählt Frey, doch es befinde sich in Thüringen - und sei möglicherweise gar kein echter Wagenbauer. Man müsste sich also vor Ort ein Bild machen, "aber so eine aufwendige Unternehmung kann man ja niemandem mehr zumuten". Eine wichtige Einnahmequelle des Vereins ist auch das Sammeln von Altpapier - eine beschwerliche Arbeit, die von den Senioren ebenfalls kaum mehr geleistet werden könne.

Der Kassier sei mittlerweile 80 Jahre alt, sein Stellvertreter gar 82, und der Schriftführer leide unter großen Rückenproblemen, berichtet Frey. Da lasse die Kraft einfach langsam nach, das müsse man realistisch sehen. Und da, wo vielleicht noch Reserven seien, würden diese oftmals von der Familie gebraucht, sei es in der Pflege noch Älterer oder bei der Betreuung der Enkel. Aktiver Nachwuchs für den Förderverein, der momentan 186 Mitglieder zählt, sei indes nicht in Sicht, ganz im Gegenteil.

"Wir verlieren immer wieder Menschen, sei es, weil sie in ein Seniorenheim ziehen oder gar sterben", sagt Frey. Bei den Jüngeren jedoch, da fehle es oftmals an Zeit und auch am Heimatbezug, den es brauche, um sich für ein Museum wie das in Grafing zu engagieren. "Und wenn es so aussieht, dann sollte man an so einem Posten auch nicht kleben bleiben", resümiert der Vorsitzende.

Die Renovierung ist auf unbestimmte Zeit verschoben

Hinzu kommt, dass das nächste große Projekt des Museums, die Renovierung des Rückgebäudes, auf unbestimmte Zeit verschoben ist. "Dazu würden wir als Förderverein natürlich sehr gerne einen Beitrag leisten", so Frey, doch daraus werde nun vermutlich nichts mehr: Als Stadtrat wisse er nur zu gut, dass für diesen Umbau in den nächsten Jahren kein Geld übrig sei, zu viele dringlichere Aufgaben stünden auf der Agenda des Rathauses. Etwa 30 000 Euro habe der Förderverein derzeit auf dem Konto, also viel zu wenig für solch eine Mammutaufgabe, deswegen werde man die Summe am Ende an die Stadt übergeben - zweckgebunden, für die Unterstützung des Museums, versteht sich.

Der Zeitplan, den Frey und seine Kollegen im Kopf haben, ist schon ziemlich konkret: Auf der Mitgliederversammlung am Donnerstag, 22. März, um 20 Uhr im Museum wird über die Auflösung des Fördervereins beraten, in einer zweiten Sitzung soll sie endgültig beschlossen werden und bis Ende des Jahres dann vollzogen sein. "Das haben wir schon so besprochen - und bislang gab es auch keinen Widerspruch von Seiten der Mitglieder."

Der Museumsleiter indes möchte am Donnerstag durchaus das Wort ergreifen und noch einmal einen eindringlichen Appell an alle richten. Schäfer nämlich hofft nach wie vor, dass sich zwei, drei Jüngere finden, die bereit sind, den Vorsitzenden - der ja vielleicht doch noch für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung stehe - zu unterstützen. "Natürlich kann ich niemanden aus dem Hut zaubern, aber man muss es zumindest versuchen."

Dass Frey eine klare Zielrichtung vorgibt, bedeutet mitnichten, dass er den Schritt nicht bedauert. "Natürlich ist das Herz gespalten", sagt er, schließlich habe man gemeinsam viele erfolgreiche Jahre mit einer schönen Arbeit verbracht, tolle Ausflüge unternommen und Freundschaften geschlossen. Außerdem, so Frey, sei es schade für die Kulturszene in Grafing, die zu beleben stets das Ziel des Fördervereins war. So bleibt ihm persönlich nur das Versprechen, dem Haus auch ohne offizielle Struktur weiter verbunden bleiben zu wollen. Immerhin. Auf die geistreichen Lesungen des Grafinger Studiendirektors will schließlich auch niemand verzichten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: