Nach dem Orkan "Niklas":Aufräumen bis nach Mitternacht

Straßensperrungen, umgeknickte Bäume, ein Dach, das wegzuwehen droht: Das Sturmtief hat Feuerwehren, THW, Polizei und Rettungsdienste bis 1 Uhr morgens in Atem gehalten. Jetzt geht es ans Aufräumen.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Die letzten Helfer gingen am Mittwoch um 1 Uhr morgens heim. Dann endlich schien das Dach einer Firma im Poinger Technologiepark wieder so stabil verankert, dass man den Rest der Nacht nicht mehr befürchten musste, dass es einfach davonwirbeln könnte. Der Orkan Niklas hatte am Tag zuvor dem Hallendach schwer zugesetzt. Die 2000 Quadratmeter hohe Fläche hob sich durch die heftigen Böen bedenklich - hätte es sich losgerissen, hätte das tonnenschwere Dach in der Umgebung massive Schäden angerichtet.

Doch gemeinsam leisteten die örtlichen Feuerwehrleute, die 45 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks Markt Schwaben und deren Kollegen aus Freising, die Rettungsdienste und die Polizei ganze Arbeit. Unter Einsatz eines 25 Tonnen schweren Autokrans wuchteten sie so genannte "Big Bags" aufs Blechdach - mit Kies gefüllte Riesenbeutel, die das Dach an Ort und Stelle hielten und somit, so der Vergleich des THW-Sprechers Stefan Sandner, ähnlich wie Briefbeschwerer auf einem flatternden Papierstapel wirkten. Gleichzeitig wurde die Umgebung weiträumig gesperrt, Anwohner wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben.

Als kurz nach Mitternacht die Situation in Poing unter Kontrolle war, hatte sich die Situation auch im übrigen Landkreis weitgehend beruhigt, wie Kreisbrandrat Andreas Heiß berichtet. Insgesamt absolvierten die Feuerwehren im Landkreis 260 Einsätze. Im Vergleich zu anderen Regionen sei Ebersberg noch vergleichsweise glimpflich davongekommen: "Wir sind froh, dass es nicht so viele schweren Unfälle gab", sagt Heiß. Auch die Schneefälle, die im Gefolge von Orkan Niklas am Mittwoch in den frühen Morgenstunden noch über den Landkreis zogen, hatten keine größeren Unfälle zur Folge.

Zwar waren die Einsatzkräfte der Feuerwehr auch am Dienstagabend noch schwer im Einsatz, allerdings waren es dann keine akuten Notfälle mehr. Vielmehr ging es vor allem darum, umgekippte Bäume zu beseitigen. Einige Straßen allerdings konnten am Abend nicht mehr freigegeben werden. Die Staatsstraße 2080 durch den Forst von Ebersberg nach Schwaberwegen etwa wurde erst am Mittwochvormittag wieder für den Verkehr freigegeben. Umgeleitet wurde über die Staatsstraße 2086, hier bildeten sich an den Einmündungen in Ebersberg und Hohenlinden teils lange Staus.

Auch wenn inzwischen die Bäume von den Straßen entfernt sind, warnen doch die Bayerischen Staatsforsten eindringlich vor Waldspaziergängen: Es herrsche mancherorts Lebensgefahr durch umstürzende Bäume oder herabfallende Äste. Nach ersten Prognosen des Forstbetriebs Wasserburg entstanden durch den Orkan im Bereich Ebersberg etwa 10 000 Festmeter Schadholz.

Wer nicht mit dem Auto, sondern mit der Bahn durch oder in den Landkreis wollte, hatte es vor allem am Dienstagabend schwer. Allerdings konnte die S 4 als eine der ersten S-Bahnstrecken im Umland schon am Abend wieder bedient werden.

Fahrgäste der S 2 mussten da schon mehr Geduld beweisen: Einigermaßen verlässlich verkehrten die Züge erst vom Haltepunkt Riem an. Zwischen Markt Schwaben und Erding fuhr am Mittwochnachmittag eine S-Bahn im Pendelverkehr, zwischen Markt Schwaben und Riem waren Ersatzbusse eingesetzt. Störungen gab es auch am Mittwoch noch beim Meridian, hier mussten die Fahrgäste ebenfalls teilweise auf Busse umsteigen.

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