Nach acht Jahren in Haft:Badewannen-Mörder ist tot

Der 30-Jährige, der im Jahr 2002 eine Poingerin umgebracht hat, ist im Gefängnis gestorben.

Wieland Bögel

- Es war eines der brutalsten Verbrechen, die in den vergangenen Jahrzehnten im Landkreis Ebersberg begangen wurden: der sogenannte Badewannenmord von Poing. Im August 2002 wurde die 38-jährige Gudrun Wudy in ihrer Wohnung umgebracht. Erst knapp ein Jahr nach dem Mord konnte der Täter verhaftet werden, am Sonntag ist der inzwischen 30-Jährige in der Haft gestorben.

Die Details der Tat waren so grausam, dass die Polizisten wohl nicht nur aus ermittlungstaktischen Gründen lange zögerten, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Anfang August hatte der Vater des Mordopfers die Frau leblos in der Badewanne ihrer Erdgeschosswohnung am Bergfeld in Poing gefunden. Wie sie zu Tode kam, wurde erst nach und nach bekannt. Die 38-Jährige sei "übel zugerichtet" worden, ihr Tod trat aufgrund "massiver Gewalteinwirkung" ein, so die Ermittler. Laut Obduktionsbericht starb die Ingenieurin durch zahlreichen Messerstiche in Brust und Hals und wies Spuren von Schlägen mit einem schweren Gegenstand auf. Aufgrund der extremen Brutalität schlossen die Ermittler einen Raubmord aus. Sie gingen von einer Beziehungstat, etwa einem Racheakt aus.

Doch nichts war weiter von der Wahrheit entfernt: Täter und Opfer hatten keine Beziehung, sie kannten sich nicht einmal. Mehr als ein Jahr nach dem Mord verhaftete die Polizei im Oktober 2003 den damals 21-jährigen Arbeitslosen Michael F. Der hatte zwar keinen Bezug zu seinem Opfer, allerdings zum Tatort, er war in Poing aufgewachsen. 2002 lebte Michael F. in Riem, trotzdem trieb er sich im Sommer 2002 an seinem früheren Wohnort herum. Dabei soll er auch Dessous aus Waschkellern gestohlen haben. Am Tatabend war er im Bergfeld unterwegs, schlich er seinem späteren Opfer nach und überfiel die 38-Jährige, als sie die Wohnungstür öffnete.

Um auf die Spur des Täters zu kommen, ließ die Polizei nichts unversucht. Es wurde die Sonderkommission "Bergfeld" gegründet. Zahlreichen Zeugenaussagen gingen die Ermittler nach, im August wurden Spezialisten der Kriminalpolizei hinzugezogen. Bei einem Massengentest waren Ende September 2002 knapp 1500 Männer aus Poing zwischen 14 und 60 Jahren aufgerufen, eine Speichelprobe abzugeben. Doch keiner kam als Täter in Frage.

Dass der Mörder gefasst wurde, war einem Zufall zu verdanken. Vierzehn Monate nach der Tat meldete sich eine junge Frau bei der Polizei. Sie hatte eine Videokamera ihres Freundes mit schockierenden Aufnahmen entdeckt. Es sei das blutüberströmte Opfer zu sehen gewesen, das Messer habe in ihrem Hals gesteckt. Auch Michael F. sei zu erkennen gewesen, der wie betrunken durchs Bild getorkelt sei und sich bei laufender Kamera an der Leiche vergangen habe. Das Landgericht München verurteilte ihn zur höchstmöglichen Jugendstrafe: zehn Jahre Haft. Woran der 30-Jährige, der im Mai 2012 einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung stellte, gestorben ist, dazu macht die Staatsanwaltschaft keine Angaben.

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