Musik:Salut für die Fischer

Kammerchor Con Voce

Mit der A-Dur-Messe von Rheinberger begann die Geschichte des Kammerchors Con Voce. Zum Zehnjährigen wurde das Werk erneut aufgeführt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zehn Jahre "Con Voce": Festkonzert in Möschenfeld

Von Johannes Hirschlach, Vaterstetten

Con Voce machte in der Wallfahrtskirche St. Ottilie in Möschenfeld da weiter, womit alles seinen Anfang genommen hatte: mit der Messe in A-Dur von Josef Gabriel Rheinberger, bayerischer Hofkapellmeister unter Ludwig II. Der ausschließlich mit Frauenstimmen besetzte Kammerchor aus Vaterstetten feierte dort mit einem festlichen Konzert sein zehnjähriges Bestehen, bei dem auch eben jene Messe zur Aufführung kam, die schon bei der Premiere am 16. September 2006 Teil des Programms war. "Das hat sich so ergeben", sagte Kirchenmusiker und Chorleiter Matthias Gerstner zur Musikauswahl. Jedoch gebe es zwei Interpretationen der Messe - die für Orgel und Chor habe man 2006 vorgetragen. Für das Festkonzert in St. Ottilie wagte sich die Gruppe nunmehr mit dem Barockensemble Vaterstetten an eine Streicherfassung.

Die kleine, aber prächtig ornamentierte ehemalige Wallfahrtskirche im abseits des Trubels gelegenen Möschenfeld bot dafür den idealen Ort. In "einer der schönsten Kirchen in der Region", wie Gerstner sie beschreibt - stuckverziertes Tonnengewölbe, funkelnde, mit Blattgold geschmückte Altarbilder - intonierten die rund 30 Mitwirkenden gefühlvoll Rheinbergers Messe in A-Dur aus dem Jahr 1881. Ein "Kyrie", getragen von sanften Streicherakkorden, steigerte sich konsequent zu einem "Gloria", bei dem die Chormitglieder ihren erstaunlichen Stimmumfang unter Beweis stellen konnten. Mit "Sanctus et Benedictus" schloss sich ein bedächtiger, im "Benedictus" helltönender Teil der Messe an. Im "Agnus Dei" kam besonders das Barockensemble deutlich zur Geltung, als es das Arrangement würdevoll ummantelte.

Auf das 20-minütige Werk folgte das um 1740 entstandene "Laudate pueri" von Johann Adolph Hasse. Monika Lichtenegger (Sopran) und Carolin Neukamm (Alt) verliehen der achtteiligen Komposition Stimmgewalt, umrahmt von Chor und Ensemble. Der Zeitsprung durch die musikalischen Epochen war bereits in den ersten Takten deutlich vernehmbar. Hasse, ein Notendichter des Spätbarock, vereinte in seinem Stück opulente Geigerstimmen im Stil Händels mit denen des Frauenchors. Der Sopran-Gesang "A solis ortu" hatte etwas Operettenhaftes, in "Excelsus omnes gentes" harmonierten tiefe, zuweilen dunkle Töne der Geigen, des Cellos und Kontrabasses mit dem glockenhellen Duett Lichtenegger/Neukamm. Seit den Pfingstferien habe der Chor geübt, sagte Gerstner - besonderen Augenmerk habe er auf das Abschlusswerk des Abends gelegt, die "Messe des pêcheurs de Villerville", 1881 von Gabriel Fauré und André Messager. Die sei "ein bisschen anders" als die anderen Stücke, sagte der Kirchenmusiker. Die Noten seien schwierig aufzutreiben. "Daraus schließe ich, dass das Werk nicht sehr häufig aufgeführt wird."

Geschrieben wurde die Messe ursprünglich für Violine und Harmonium. Um 1880 verbrachten Fauré und Messager einige Sommer bei Freunden in Villerville, einem Badeort an der normannischen Küste. Dort entstand die Idee, gemeinsam ein Werk zu schreiben, das von Frauen des Dorfes und aus den Reihen der Sommergäste als Benefizkonzert für die Fischervereinigung des Dörfchens gesungen werden sollte. Der Uraufführung 1881 in der Pfarrkirche des Ortes ging ein fahnengeschmückter Umzug der Fischer voraus.

Schon das Kyrie (komponiert von Messager) unterschied sich deutlich von dem der Rheinberger-Messe. Sakrale und zugleich düstere Passagen verloren sich in einer sanften Tonfolge der Oboe, ehe die Alt- und Sopranstimmen mit dem Chor zu einem orchestralen "Kyrie eleison" anschwollen. Das monumentale "Gloria" ging über in ein huldvolles "O Salutaris". Das "Agnus Dei" bildete den Abschluss des festlichen Konzerts, das die Zuhörer mit einem mehrminütigen Applaus honorierten. Nachdem Matthias Gerstner allen Beteiligten als anerkennende Geste eine Rose überreicht hatte, entließen diese mit einem letzten volltönenden "Gloria in excelsis Deo" das Publikum in die hereingebrochene Dämmerung.

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