Musik:Grandioses aus Georgien

Meta Theater - Adilei Georgische Gesänge

Zum Entree präsentieren die acht Männer von "Adilei" im Moosacher Meta Theater einen traditionellen georgischen Rundtanz.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Vokalensemble "Adilei" begeistert das Publikum im Moosacher Meta Theater

Von Peter Kees, Moosach

Fremdartig klangen die Gesänge, die am Freitag in Moosach zu hören waren - irgendwie schrill, nicht einzuordnen in europäische Hörgewohnheiten. Man meinte, Schalmeien zu hören, fühlte sich an Dudelsackklänge erinnert, an Hirtengesänge oder an orthodoxe Choräle - und doch trifft all das nicht. Auch wenn sich das harmoniebasierte europäische Musiksystem aus polyfoner Musik entwickelt hat, so klingt die legendäre Polyfonie georgischer Gesänge, wie sie das Ensemble Adilei im Meta-Theater interpretierte, für unsere Ohren gänzlich ungewohnt.

Tatsächlich hat sich in Georgien bereits vor Jahrhunderten ein ganz spezieller Musikstil entwickelt, mit eigenem Notensystem und eigenen theoretischen Grundlagen. 2001 hat die Unesco den georgischen Gesang in die Liste der "Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit" aufgenommen: Er ist weltweit einzigartig.

Es war die junge Ärztin Sophia Kuhn aus Köln, die, während sie in Georgiens Hauptstadt Tiflis arbeitete, auf acht junge Männer traf, die seit ihrer Kindheit miteinander singen. Kuhn war so verzaubert von dem lebendigen Gesang der Truppe, dass sie eine Konzerttournee nach Deutschland organisierte. Eine Station: das voll besetzte Moosacher Meta-Theater.

Von der Seite traten die acht Männer - alle etwa Mitte Zwanzig - singend auf, bildeten einen Kreis, fassten sich an den Händen, drehten sich, klatschten, stampften sacht mit ihren Füßen dazu und beendeten ihren unbegleiteten Gesang schließlich unisono auf einem Ton. Ein Rundtanz, wie er über Jahrhunderte bei Feiern in den Dörfern zelebriert wird, wurde dem begeisterten Publikum da zum Entree geboten. Ein faszinierender Ohrenschmaus.

Eine hohe, tirilierende, kräftige Männerstimme war beim einem Lied, mit dem man jemandem ein fröhliches Leben wünscht, in tiefe, lang gezogene, choralartige Töne eingebettet. Wie Wechselgesänge zwischen Vorsängern und Chor muteten auch andere Stücke an, die die sympathischen Burschen manchmal drei-, manchmal vierstimmig sangen. Eine Tschonguri - eine georgische Laute - als Begleitung wurde nur einmal eingesetzt.

Das Konzert, durch das man auf Englisch geleitet wurde (übersetzt von Sophia Kuhn), war ein außergewöhnliches Erlebnis, das die Zuhörer musikalisch in die Welt eines fernen Landes entführte. Rituelle Lieder aus dem Kaukasus, Volksstücke aus der Gebirgsregion Swanetien und anderen Landesteilen waren zu hören. Die jungen Männer lernen ihre Lieder von alten Sängern, hören manches sogar von historischen Aufnahmen ab. Etwa das Lied vom "schönen kleinen Mädchen", das der Liebende sehnsuchtsvoll wiederhaben will. Tanz-, Liebes- oder Jodellieder (wie herrlich konnte einer seine Stimme überschlagen lassen), Lieder, die dem Arbeitseifer dienen (schließlich lässt es sich mit Gesang besser arbeiten), Jagdlieder oder auch ein "Stadtlied" wurde in unterschiedlichen Formationen dargeboten. Ganz nach georgischen Prinzip: dort wo gesungen wird, gesellen sich immer andere hinzu und singen mit. Zum Abschluss überraschte das Ensemble mit dem deutschen Seemannslied "Alle, die mit uns auf Kaperfahrt fahren".

Eines ist gewiss: Wer an diesem Abend ins Meta-Theater kam, wurde mit einem sehr kostbaren Gut beschenkt. Ganz zu recht war das Publikum begeistert. Und eigentlich reichten die zwei Zugaben nicht aus. Denn man hätte einfach gern noch mehr gehört, viel mehr.

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