Musik gegen Rechts:Reggae, Party und Politik

Die Grafinger Jugendinitiative (Jig) will das multikulturelle Miteinander von den Ebersberger Kulturtagen weitertragen und veranstaltet ein Wochenende mit Musik gegen Rechts.

Thorsten Rienth

Musik gegen Rechts: Bunt statt Braun: Bei den Ebersberger Kulturtagen diskutierten Teilnehmer in großem Kreis über die Asylbewerber im Landkreis.

Bunt statt Braun: Bei den Ebersberger Kulturtagen diskutierten Teilnehmer in großem Kreis über die Asylbewerber im Landkreis.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Von wegen Multikulti ist gescheitert. Nur ein paar Wochen ist es her, da zeigten die Ebersberger Kulturtage wie ein multikulturelles Miteinander funktionieren kann: Dunkelhäutige, Hellhäutige, Christen, Muslime oder Atheisten, aneinander interessiert und vereint am Tischkicker, an der Bar oder auf der Bühne. Gut eine Woche lang feierten sie in der Ebersberger Volksfesthalle ihre Kultur, ihre Musik, ihre Literatur - und damit ganz nebenbei: sich selbst.

Sie präsentieren den Prototyp einer modernen Gesellschaft, die auf Zusammenhalt basiert und nicht auf Ausgrenzung. "Das soll keine Eintagsfliege gewesen sein, das wollen wir sozusagen am Köcheln halten", sagt die Vorsitzende der Grafinger Jugendinitiative (Jig), Rici Grenzer. Das gesamte kommende Wochenende widmet der Treff dem Thema dazu.

Als "Projekt zur Förderung von Toleranz, Integration und Demokratie sowie gegen rechte Tendenzen", beschreibt das Jugendzentrum die beiden Tage in seiner Einladung etwas abstrakt. Von der bundesweiten Integrationsdebatte schlagen die Jugendlichen dann aber schnell den Bogen zu ihrer Heimatstadt: "Grafing ist eine offene Stadt, hier leben Menschen aus der ganzen Welt", erzählt die Vorsitzende. "Es ist wichtig, dass wir uns verstehen und gut miteinander auskommen. Dazu braucht es Offenheit und eine Prise Neugier." Für beides soll das Wochenende stehen, das die Jugendlichen zusammen mit Grass 21, dem Verein Horizonte sowie dem Bündnis Bunt statt Braun veranstalten.

Vorträge zu wichtigen Themen

Am Freitagabend geht es dazu erst einmal um die gesellschaftliche und wissenschaftliche Basis. Eingeladen hat die Jugendinitiative gleich mehrere Referenten. Anna Bräsel von der Ebersberger regionalen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus für Oberbayern und Schwaben zum Beispiel spricht zum Thema Rechtspopulismus.

Nicola Hieke, die Leiterin der übergeordneten Landeskoordierungsstelle beschreibt Lebensbedingungen und Integrationserfahrungen von Muslimen in München. Auch Uche Akpulu vom Bayerischen Flüchtlingsrat ist eingeladen. Geplant ist, dass der Nigerianer von den Lebensbedingungen von Flüchtlingen in Bayern berichtet. Klar, dass danach eine Diskussion auf dem Programm steht, an der sich die Besucher dann auch selbst beteiligen sollen.

Zweiter Teil des Wochenendes ist am Samstag das Reggae gegen Rechts-Konzert, so groß, dass die Jugendlichen dafür sogar einen offiziellen Vorverkauf starteten. Das könnte sich als weise Voraussicht herausstellen: Denn Headliner ist Nosliw, Sohn einer Österreicherin und eines Senegalesen, der nicht erst seit gestern eine feste Größe in der deutschen Reggae-Dancehall-Szene ist. "Tunes zum Abgehen, Lieben und Wohlfühlen", seien von Goldi zu hören, frohlockt das Jig. Bayerischen Reggae gibt es von Mista Wicked. Der Mann zeige, dass man die Lederhose auf den Bühnen der Reggaeszene anlassen kann.

Sind diese drei Künstler zum ersten Mal in Grafing, ist das von dem Duo Ever Blazing Soundsicher nicht zu behaupten. Sie sind alte Bekannte. Dahinter verbergen sich der KJR-Vorsitzende Chris Singer und der Grafinger Roman Schütze. Alleine diese beiden dürften für ein volles Haus Garanten genug sein. Da passt es gut, dass der Jugendtreff für den Samstag eine Ausnahmegenehmigung für den Cocktail-Ausschank bekommen hat und auch erst nachts um drei Uhr zusperren muss.

Der Vortragsabend am Freitag beginnt um 19 Uhr und ist kostenlos. Der Samstagabend mit Nosliw, Goldi, Mista Wicked und Ever Blazing Sound beginnt um 20 Uhr mit einer Happy Hour. Der Eintritt beträgt sieben Euro, der Vorverkauf läuft noch an diesem Donnerstag und am Freitag, jeweils ab 18 Uhr. Hier kosten die Karten allerdings einen Euro mehr - im Gegenzug ist aber auch der Einlass zum Konzert garantiert.

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