Erzieher in Ebersberg:Austausch im Bayerischen Landtag

Erzieher in Ebersberg: Peter Golle, Karen Brummer (von links) sowie Petra Pilter und Susann Stope (von rechts) diskutierten mit Doris Rauscher über Verbesserungsvorschläge.

Peter Golle, Karen Brummer (von links) sowie Petra Pilter und Susann Stope (von rechts) diskutierten mit Doris Rauscher über Verbesserungsvorschläge.

(Foto: oh)

Die SPD-Landtagsfraktion lädt zum Empfang für Erzieherinnen und Erzieher. Gastgeberin Doris Rauscher punktet mit Forderungen nach mehr Wertschätzung und einem besseren Gehalt.

Von Annalena Ehrlicher, München/Ebersberg

Es summt im Foyer des Bayerischen Landtages. Fotos werden gemacht, Hände geschüttelt, der Ausblick bewundert und Erfahrungen ausgetauscht. "Ich kenne die Praxis und weiß relativ gut, was Sie bewegt", richtet sich Gastgeberin Doris Rauscher beim von der SPD-Fraktion ausgerichteten Empfang für Erzieherinnen und Erzieher an ihr Publikum. Mehr als 450 Menschen folgten der Einladung.

Rauscher strahlt: Aus allen sieben Regierungsbezirken und mehr als 35 Landkreisen sind Menschen "aus unserem Berufsstand", wie sie bis heute sagt, zusammengekommen - auch aus Ebersberg sind vier Leute dabei. "Ich wollte unbedingt kommen, um Frau Rauscher zu hören", sagt Susann Stope von der "Arche" Ebersberg. Und es stellt sich heraus: Rauschers Themen, bei denen es Szenenapplaus gibt, wiederholen sich: "Mehr Fachpersonal, mehr Wertschätzung und letztlich auch ein besseres Gehalt", fordert sie.

Die Qualitätsentwicklung sei vernachlässigt worden

Zum Thema Fachkräftemangel sagt Rauscher: "Schuld daran sind die Rahmenbedingungen", in den vergangenen Jahren sei der Kita-Ausbau vorangetrieben worden, während die Qualitätsentwicklung vernachlässigt wurde. "Wenn wir einen Schlüssel von eins zu acht wollen", so Rauscher, "würden uns heute mehr als 12 800 Leute fehlen!" "Die Rahmenbedingungen sind das A und O", bestätigt Stope. "Es tut sich nichts, und das ist ärgerlich", fügt sie hinzu. Ihre Kollegin Petra Pilter ergänzt: "Wir sind in der Arche ja personell schon recht gut besetzt, aber wir müssen immer dafür kämpfen."

Was nicht bedacht werde, sei beispielsweise, dass es eben auch Krankheitsfälle oder Fortbildungen gebe. "Und da ist einfach in den wenigsten Einrichtungen Spielraum da", sagt sie. Stope wirft ein: "Und das obwohl die Leitung sich sehr bemüht und unser Team super zusammen arbeitet." Nicht uninteressant: Einrichtungsleitung Angela Lettl sprach ihrerseits bereits bei Rauchers Erzieherinnenempfang im Oktober 2014 von einem "täglichen" Kampf um den Betreuungsschlüssel - in diesem Punkt hat sich nicht viel geändert.

Der leidige Qualitätsbonus Plus

Was Rauscher als Abgeordnete gelernt hat? "Es ist kein Spaziergang und es gibt Momente, in denen ich frustriert bin. Aber es ist einfach wichtig, dass man sich immer und immer wieder einbringt", erklärt sie. Doch es gebe auch Erfolgsmomente: Der "leidige" Qualitätsbonus Plus, wie sie es ausdrückt, sei beispielsweise auf Drängen ihrer Fraktion abgeschafft und in eine Erhöhung des Basiswertes umgewandelt worden.

Ein Punkt, der sie immer wieder beschäftigt, ist, Erziehern mehr Verfügungszeiten zu gewährleisten. "Keiner Lehrerin würde man zumuten, vierzig Stunden die Woche direkt am Kind zu arbeiten!", ruft sie. Deutlich spürbar ist, mit welchen Themen sie die Anwesenden mitreißt. Auch Petra Pilter nickt. "Das wäre ein großes Anliegen. Wir brauchen die Zeit für Vorbereitungen und beispielsweise zum Ausfüllen der Beobachtungsbögen." Für sie sei die Arbeit "eine Berufung", aber "für junge Leute ist dieser tägliche Spagat eine Zumutung".

Im Foyer des zweiten Stocks des Landtages steht ein Kasten bereit, in den jeder, der eine spezielle Anregung für den Sozialausschuss hat, eine Karte mit dem jeweiligen Anliegen einwerfen kann. "Stark genutzt" werde dieses Angebot, so Rauscher. Sie kennt die Praxis, weiß, was ihre Kollegen umtreibt. "Mit Frau Rauscher habe ich das Gefühl, dass sie durch ihre Erfahrung die Leute da abholt, wo sie stehen - wie wir Erzieher sagen würden", erklärt Karen Brummer von Waldhort Ebersberg.

Im Waldhort wie im Schlaraffenland

Das sei wichtig, denn auch sie frage sich häufig, warum der "Impuls" relativ vieler Erzieherinnen und Erzieher noch so klein sei. Rauscher ihrerseits betont: "Sie stehen nicht allein da." Bei einer von der SPD-Landtagsfraktion angeregten Umfrage mit mehr als 1000 Teilnehmern wurde nach Wünschen im Bereich Kindertagesbetreuung gefragt. "Eine ganz große Mehrheit" habe sich für mehr Personal und höhere Investitionen im Bereich inklusive Kindertagesstätten ausgesprochen, so Rauscher.

"In unserer Einrichtung leben wir ja schon in einem halben Schlaraffenland", sagt Brummer im Nachhinein: Da der Waldhort eine Mischung aus Eltern- und Erzieherinitiative sei, könne man vieles flexibler handhaben und "es ist deutlich familiärer". Dennoch: "Auch bei uns bleibt einfach nie ein Euro übrig und ich muss schon sehr jonglieren", fügt ihr Mann hinzu, der neben pädagogischen Aufgaben die Kasse für den Waldhort macht. Nicht zu übersehen ist das Nicken im Raum, der Applaus, der Rauschers Worten folgt - man ist sich einig über die Problembereiche. "Solange ich die Möglichkeit habe, werde ich immer und immer wieder für diese Punkte einstehen", verspricht Rauscher.

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