Moosach:Mit Farbe gegen Fremdenhass

Römer in der Seifenblase

Wer erkennt, dass Menschen in ihrer Vielfalt wie die Farben einer Seifenblase schillern, ist laut dem Kindermusical gefeit gegen Vorurteile

(Foto: dpa)

Montessori-Schüler setzen sich in einem Musical mit Vorurteilen gegen Flüchtlinge auseinander

Von Alina Schimansky, Moosach

"Die Seifenblase ist wie eine kleine Welt, pass gut auf, gib gut acht, dass sie nicht zusammen fällt", singen die Kinder der Montessori-Grundschule in Niederseeon einstimmig im Chor. Hinter ihnen sind schwarze Laken gespannt, der Kinderchor steht jeweils rechts und links von der Bühne. Zwischen den zwei schwarzen Laken ist ein großes weißes Tuch gespannt, hinter dem ein kleiner Junge neugierig hervorlugt und darauf wartet, endlich auftreten zu dürfen. Als auch die letzte Stimme verklungen ist, huschen Menschlein mit Pappmasken über die Bühne. Sie unterscheiden sich nur durch ihre Farben, die sie tragen: gelb und blau.

Ein Mädchen mit einem langem blonden Zopf tritt vor das Mikrofon und führt die Zuschauer durch das Musical "Aus Fremden werden Freunde" für Schüler der ersten bis vierten Klassen. In dem Stück von Reinhard Horn und Rolf Krenzer geht es um Gelb- und Blauländer, die aufeinandertreffen und miteinander auskommen müssen.

Thema ist die Flüchtlingsproblematik, Anspruch des Musicals ist, auf spielerisch-musikalische Weise zu erklären, was sich auf der Welt gerade abspielt. Dazu gehört auch der wachsende Fremdenhass, wie Ronny Haselow erzählt, der das Stück mit den Schülern einstudiert hat. "Natürlich schnappen die Kinder das über ihr Umfeld auf", sagt Haselow. Auch bei den Kleinen entstünden viele Fragen. In Niederseeon will man darüber hinaus ein Zeichen setzen.

Als Ronny Haselow nach dem Mikrofon greift, erklärt er, dass die Gelb- und Blauländer aus unterschiedlichen Kulturen stammen. In dem Land der Gelbländer sei Krieg, die Bewohner hätten große Angst und würden eine weite Reise über das Meer wagen, um ihr Leben zu retten. Den Blauländern hingegen gehe es sehr gut, wie das Mädchen dem Publikum erklärt. Und so mischen sich auf der Bühne immer mehr kleine gelbe Menschlein unter die Blaumaskenträger, die langsam Angst vor so viel Gelb bekommen - bis auf einmal schwarze Gestalten die Bühne stürmen und die Gelbländer einkreisen.

Pädagogisch übersetzt wird die Szene von Haselow damit, "dass etwas, was für uns fremd ist, Ängste in uns weckt." Deshalb baue man Mauern, um das Fremde fernzuhalten.

Kurz bleiben die Zuschauer ein wenig ratlos zurück, bis ein Schluchzen den mucksmäuschenstillen Raum erfüllt. Verwundert reibt sich ein Gelbländer die Augen, als ein Blauland-Kind eine Seifenblase über die Menschenmauer zu ihm hinüberschweben lässt. "Die Seifenblasen schillern in allen Farben", sagt die kleine Moderatorin. Eine Erkenntnis und Prophezeiung, denn bald springen die Blauländer gegen die Mauer und bringen den Wall aus Vorurteilen zu Fall. Nun ist es egal, welches Kind blaue Kleidung trägt und welches gelbe, sie liegen sich in den Armen. Da fragt ein Junge, welche Farben die beiden Gruppen morgen tragen würden. Die Antwort der Sprecherin. "Grün." Denn grün ist die Hoffnung. "Ich bin sehr stolz auf meine Schüler, die sich vorbildlich mit diesem Thema auseinander gesetzt haben", sagt Haselow, während das Publikum auf seine Weise dankt: Mit tosendem Applaus.

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