Moosach:Konkurrenz um Grünland

Schweinestall Baumhau, Visualisierung der Bürgerinitiative

So würde der neue Schweinestall nahe Baumhau laut einer Visualisierung der Bürgerinitiative aussehen.

(Foto: privat)

Gegner des geplanten Schweinemaststalles bei Moosach warnen vor Auswirkungen auf die lokale Landwirtschaft

Von Wieland Bögel, Moosach

Wie viel Landwirtschaft verträgt das Land? Diese Frage haben die Gegner des geplanten Schweinemaststalls bei Baumhau nun in die bereits drei Jahre dauernde Kontroverse eingebracht. Seit Bekanntwerden der Pläne im Sommer 2012 war das Projekt von Nachbarn und Umweltschützern kritisiert worden. Diese beklagten etwa den hohen Flächenverbrauch, außerdem werde das Landschaftsbild beeinträchtigt. Doch nicht nur dieses, so das jüngste Argument der Schweinestallgegner, das Projekt gefährde außerdem die bestehende regionale Landwirtschaft in dem Moosacher Ortsteil.

Dies zumindest befürchtet Monika Ehrenböck von der Bürgerinitiative Pro Moosach. Die Initiative wurde kurz nach Bekanntwerden der Pläne für den Maststall gegründet und will diesen verhindern. Ehrenböck warnt nun davor, dass durch den neuen Stall eine wichtige Weidefläche der örtlichen Milchbauern verloren gehe. Bisher hätten die Kühe im Sommer auf der an die Milchbauern verpachteten Wiese geweidet, so Ehrenböck, nun solle das Grünland "unter dem Stall verschwinden". Dadurch gehe zum einen die Möglichkeit verloren "in Form von Freilandhaltung die artgerechteste Tierhaltung" zu betreiben, gleichzeitig habe der Verlust der Weide aber auch enorme wirtschaftliche Folgen für die Milchbauern.

"Wie soll die Übernahme ihrer Betriebe durch die nächste Generation gewährleistet sein, wenn immer weniger Grünland zu bezahlbaren Preisen angepachtet werden kann?", fragt Ehrenböck. Denn bereits durch den Maisboom für die Biogasanlagen werde Weideland zunehmend knapp. Wenn nun auch noch das Futter für die rund 600 Schweine, die in dem Stall einmal gemästet werden sollen, wie vom Betreiber angekündigt auf den umliegenden Feldern angebaut werden sollen, "würde sich die Konkurrenzsituation in Baumhau und Umgebung weiter verschärfen," warnt Ehrenböck.

Und auch für die Anwohner werde der Stall deutlich unangenehmere Folgen haben, als bisher bekannt, so Ehrenböck. So sei zwar eine Entlüftung über mehrere Kamine geplant, allerdings nicht das ganze Jahr hindurch. "Im Sommer, also wenn sich die Baumhauer gerne im Garten aufhalten", werde der Stall wegen der hohen Temperaturen nämlich über die Fenster entlüftet. Somit bleibe als einziger Effekt der Kamine "die Verschandelung des Landschaftsbildes".

Für den Sprecher der Bürgerinitiative Siegfried Lehnberg verschlimmern die geplanten Kamine ebenfalls das bereits seit Langem kritisiertes Problem. Die befürchteten Verunstaltung der Landschaft werde dadurch noch zunehmen. Denn wie einem runden Tisch mit Bauherr und Gegnern im Frühjahr vorgestellt wurde, sollen die Kamine drei Meter hoch und auf dem acht Meter hohen First des Stalles angebracht werden. Mit insgesamt elf Metern Höhe würde der Stall "gravierend in die natürliche Eigenart der Landschaft eingreifen", so Lehnberg.

Damit widerspräche der Bau eigentlich der bayerischen Verfassung, immerhin stelle diese Orts- und Landschaftsbilder unter besonderen Schutz, so Lehnberg weiter. Der Sprecher der Bürgerinitiative verweist genau wie Ehrenböck auf eine Aussage von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Dieser wurde in der BR-Sendung "Jetzt red i", die im Mai in Ebersberg aufgezeichnet wurde, auch zum geplanten Schweinestall in Baumhau gefragt. Dabei habe der Minister sehr deutlich die Wichtigkeit des Landschaftsschutzes betont.

Allerdings hatte sich Herrmann ausdrücklich nicht auf ein Ja oder Nein zum Schweinestall festlegen lassen. Er verwies auf die Zuständigkeit des Ebersberger Landratsamtes und erklärte, er sei sich sicher, dass man in der Behörde zwischen Schweinestall und Landschaftsschutz abzuwägen wisse.

In welche Richtung diese Abwägung am Ende ausfallen wird, steht nach Aussage von Landratsamts-Pressesprecherin Evelyn Schwaiger noch nicht fest. Sicher scheint nur, dass das derzeit laufende Genehmigungsverfahren noch einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte. Mit einer schnellen Entscheidung ist laut Schwaiger nicht zu rechnen.

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