Moosach:Dahoam is Moosach

Tobias Siebert, Drehbuchautor, stammt aus Moosach

Drehbuchautor Tobias Siebert greift gerne auf die Eindrücke aus seiner Kindheit in Moosach zurück. Am Samstag ist er dort als Redner bei der CSU zu Gast.

(Foto: oh)

Tobias Siebert, Drehbuchautor der BR-Kultserie, besucht seine alte Heimat als Festredner

Von Johannes Hirschlach, Moosach

Eigentlich müsste eine Geschichte über Tobias Siebert seinem Beruf entsprechend in besonderem Stil ausformuliert sein:

Dienstag, 10.40 Uhr. Das Telefon klingelt. Tobias Siebert nimmt den Hörer ab.

Tobias Siebert: "Hallo? Siebert . . ."

SZ: "Guten Morgen, hier ist die Süddeutsche Zeitung, wir hatten uns auf ein Gespräch verabredet."

Siebert: "Ja richtig!" (lacht)

Der 53-Jährige ist Drehbuchautor. Dialoge wie diesen schreibt Siebert täglich nieder, für Fernsehfilme, den Komödienstadel, vor allem aber für die bayerische Daily Soap "Dahoam is Dahoam". Vier Jahre war Siebert Chef-Autor für die Kultserie - und Moosach, seine Heimat während der Jugendzeit, stand Pate für zahlreiche Details der filmischen Szenerie. Jetzt kommt Siebert für einen Abend in die kleine Gemeinde im Landkreis Ebersberg zurück. Geladen hat ihn der CSU-Ortsverband zum 40-jährigen Bestehen der Moosacher "Streifzüge", einem Mitteilungsblatt.

Das Leben in Moosach hat Siebert "hoch geprägt", wie er sagt: Besuch der örtlichen Grundschule, des Grafinger Gymnasiums, jedes Sportvereins, der mit dem Fahrrad zu erreichen gewesen sei - von Leichtathletik bis zum Ski-Club Falkenberg. "Ich hab an vielen Rennen teilgenommen, mit gravierenden Misserfolgen", erzählt er heute und lacht herzlich.

In den Achtzigern studierte Siebert Kommunikationswissenschaften in München und fand Gefallen am Drehbuchschreiben: 1985 kam sein erster Film "Schwabinger Girls" in die Kinos. Es folgte ein gutes Dutzend Fernsehkomödien, eine Folge des "Bullen von Tölz", zuletzt "Dahoam is Dahoam". Das "Ur-Konzept" der Serie sei bereits gestanden, Siebert habe ebendieses mit Leben gefüllt. "Dass man sich mit der eigenen Vergangenheit auseinandersetzt, ist das Erfolgsrezept schlechthin", sagt der Autor, das stelle Authentizität her.

Vieles in dem fiktiven Serien-Dorf Lansing erinnert an Sieberts Kindheitstage. Der Landrat Schattenhofer heiße so, weil Siebert der Name des Moosacher Ortsteils Schattenhofen gefallen habe. Der Brunnerwirt in "Dahoam is Dahoam" befindet sich neben einer Metzgerei, genau wie der Neuwirt in Moosach. "Ich konnte viele Eindrücke von damals direkt übernehmen", sagt Siebert. Das Beobachten, das an Situationen erinnern, spielt auch für den Stil des Filmautors eine wichtige Rolle. "Mein Humor ist nicht das gezielte Herausarbeiten von Pointen, sondern einer, der sich daraus ergibt, kleine menschliche Schwächen zu zeigen", sagt er. "Wenn ich beim Schreiben lachen muss, hat sich herausgestellt, dass das andere auch lustig finden." Ernsten Filmstoff, das würden dagegen andere besser können.

2011 gab Siebert den Posten des Chef-Autors bei "Dahoam is Dahoam" ab, für das Verfassen von Dialogbüchern zur Serie ist er aber weiterhin mit im Team. "Ich weiß also alles", plaudert er fröhlich über den Fortgang der Soap - zumindest was das nächste halbe Jahr angehe. Hardcore-Fans, die interessiert, wie es weitergeht, beißen sich an Siebert dennoch die Zähne aus: "Es ist das Schlimmste, wenn man Sachen frühzeitig verrät", sagt er und zeigt dabei, dass er auch ernst klingen kann. Das sogenannte "Spoilern", das Verraten von Film- und Seriengeheimnissen, verderbe einem einfach die Lust am Weiterschauen.

Wenn Siebert nicht gerade als Festredner für die Moosacher Streifzüge auf der Bühne steht, arbeitet er derzeit vor allem an einem Kino-Projekt, einer "Teenie-Abenteuer-Komödie". Da sein bisheriges Gesamtwerk überwiegend in Bayern spiele, habe er nun die Ambition, "Neuland zu betreten". Ganz neu ist die ausgesuchte Location für den Reisefreund Siebert dann aber doch nicht: Spielen soll das Ganze auf Mallorca.

Am Samstag, 19. November, öffnet in der Rudolf-Obermayr-Halle um 19 Uhr die Ausstellung "40 Jahre Moosacher Streifzüge". Festredner ist Tobias Siebert. Am Sonntag, 20. November, ist die Ausstellung von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

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