Moosach:Berührender Charme

Moosach: Sudan in Moosach (v. li.): Axel Tangerding, Muna Mustafa, Abdalla Abakar, Najla Mahmoud, Carlton Bunce und Andrea Loewenthal vom Verein"Hilat Al Bir".

Sudan in Moosach (v. li.): Axel Tangerding, Muna Mustafa, Abdalla Abakar, Najla Mahmoud, Carlton Bunce und Andrea Loewenthal vom Verein"Hilat Al Bir".

(Foto: Christian Endt)

Der Grafinger Fotograf Carlton Bunce zeigt im Meta Theater Bilder aus dem Sudan

Von Claus Regnault, Moosach

Im Nordosten des Sudan liegt das Dorf Hilat Al Bir, etwa 300 Kilometer südlich der Hauptstadt Khartoum. Mit etwa 5000 Einwohnern hat es eine beachtliche Größe. Ein Sohn dieses Dorfes, Abdalla Abakar, der zunächst in Khartoum, dann in Deutschland ein Studium der Ingenieurwissenschaften absolviert hat, gründete im Mai 2001 den Verein "Freunde von Hilat Al Bir e.V." mit dem Ziel, die schlechten Lebensbedingungen in seinem Dorf zu verbessern. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es weder fließend Wasser noch Strom in dem Dorf, und in der einzigen Schule wurden mehr als 100 Kinder in einer Klasse unterrichtet. Inzwischen hat die Aktivität dieses Vereins die dortigen Verhältnisse spürbar verbessern können.

Hiervon handelte der Dia-Vortrag des in Wales geborenen Grafinger Schauspielers und Fotografen Carlton Bunce, der im Moosacher Meta Theater ungemein eloquent und mit Humor gewürzt über einen Besuch von Vereinsmitgliedern berichtete. Das Publikum war stark durchsetzt mit in Deutschland lebenden Sudanesen, die auch die sehr schmackhafte und würzige Verköstigung der Teilnehmer besorgt hatten. Um nur eine Köstlichkeit zu erwähnen: Der in kleinen Schalen gereichte Kaffee, mit Ingwer gewürzt, machte dem heimischen Espresso heftige Konkurrenz!

Hilat Al Bir heißt übersetzt "Dorf am Brunnen". Dieser Brunnen schöpft sein Wasser aus dem in 86 Metern Tiefe gelegenen Bassin der Sahara. Um das Wasser bis zur Erdoberfläche zu pumpen, werden Esel eingesetzt, die als "Mercedes der Wüste" nahezu den gesamten Verkehr beherrschen. Das Dorf selbst hat nicht zuletzt durch die Unterstützung des Vereins inzwischen beachtliche Neubauten für Schulen und ein Hospital bekommen, wobei die Schulen auch Zimmer für die von weither kommende Lehrerschaft beinhalten. So war es überraschend zu erfahren, dass Nordsudan eine eigene Schulbehörde besitzt.

Ein großer Teil des Vortrags widmete sich dem Großereignis des Besuchs des Vizepräsidenten von Nordsudan und des deutschen Botschafters Rolf Welberts. Zu diesem Anlass waren nicht nur die einheimischen Dörfler vom Stamm der Fulani gekommen, sondern auch die Einwohner benachbarter Dörfer, insgesamt eine Jubelgesellschaft von etwa 15 000, darunter jede Menge großäugiger und strahlender Kinder. Überhaupt waren Kinder das bevorzugte Fotomotiv des Vortrags, freundlich offene Gesichter von berührendem Charme. Und obwohl die Staatsreligion des Nordsudan der Islam ist, und auch eine etwas mildere Form der Scharia angewendet wird, zeigten die Frauen ihre schönen Gesichter unverhüllt. Ein anderer Teil des Vortrags zeigte Bilder von Khartoum und der in der Wüste gelegenen Ruinenstadt Naga (Königreich Meroe), kegelartige Grabmäler, deren Spitzen zum großen Teil abgehauen wurden, weil Räuber im Inneren der Kegel Schätze vermuteten.

Insgesamt hatte die Veranstaltung fast familiären Charakter, zumal sich ein erheblicher Teil der Besucher mit dem Thema des Vortrags vertraut zeigte, wohl auch Mitglieder des inzwischen auf 134 Personen angewachsenen Vereins "Freunde von Hilat Al Bir".

Tätigkeit und Ziele dieses in Freising ansässigen Vereins kamen in dem Vortrag überzeugend zur Darstellung. Dieser zeigte, was der Westen in den hilfsbedürftigen Regionen Afrikas leisten kann mit dem Ziel, dass die dort lebenden Menschen ihre Heimat als lebenswert und bleibenswert erleben. Wieder einmal hat sich das Meta Theater als Tor zur Welt für den Landkreis erwiesen.

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