Modell "nette Toilette":Erleichterung in Sicht

Ebersberg will bei Gastronomen für öffentliche Toiletten in der Stadt werben

Von Wieland Bögel, Ebersberg

In der Kreisstadt soll es bald mehr öffentliche Toiletten geben. Diese wird aber nicht die Stadt selbst aufstellen, sondern man will örtliche Gastronomen dazu bewegen, ihre Bedürfnisanstalten auch für Nichtkunden zu öffnen. Bis es soweit ist, kann es allerdings noch etwas dauern, voraussichtlich im Frühjahr soll es konkrete Gespräche dazu geben.

Beantragt hatte dies die SPD-Stadtratsfraktion, mit Verweis auf Klagen der Ebersberger über die zu geringe Anzahl öffentlicher Toiletten in der Innenstadt und in Bahnhofsnähe. Besonders dort sei die Klo-Situation verbesserungsfähig. Obwohl es am Bahnhof eigentlich eine öffentliche Toilette gebe, die auch aus Mitteln der Stadt eingerichtet wurde, könne diese "aus bekannten Gründen nicht geöffnet werden".

Tatsächlich war die 2010 von der Stadt für rund 20 000 Euro sanierte Toilette seitdem nur wenige Monate geöffnet. Die von der SPD angesprochenen "bekannten Gründe" betreffen die Unfähigkeit oder Unwilligkeit der Bahn, einen Pächter für den inzwischen in "Service-Store" umbenannten ehemaligen Kiosk zu finden. Service fand dort in den vergangenen sieben Jahren allerdings nur sehr selten statt.

Gut ein Jahr nach der Eröffnung gab der erste Pächter auf, mehrere Monate stand der Laden leer. Endgültig geschlossen wurde er dann Anfang 2015, laut Bahn, welche ihre Kioske über ein kompliziertes Geflecht verschiedenster Konzerntöchter und externer Partner betreibt, sei der Standort leider unrentabel, weshalb man den Kiosk wohl nie wieder öffnen werde, so ein Bahnsprecher vor einigen Jahren. Damit bleibt auch die Toilette im Untergeschoss bis auf weiteres unbenutzbar.

Abhilfe schaffen könnte nach Meinung der Genossen ein Modell, das in anderen Kommunen bereits mit Erfolg umgesetzt wurde: Die nette Toilette. Dabei zahlen die Städte und Gemeinden örtliche Geschäftsleute dafür, dass diese ihre Klos für die Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Diese Beteiligung an den Unterhaltskosten wäre, wie die Antragsteller betonen, "auf jeden Fall günstiger", als wenn die Stadt selbst Toiletten bauen und betreiben würde.

Im Finanz- und Verwaltungsausschuss des Stadtrates wurde die Idee positiv aufgenommen. Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) schlug vor, die "nette Toilette" beim Stadt-Dialog - dem regelmäßigen Treffen von Verwaltung und Gewerbeverband - im kommenden Frühjahr auf die Tagesordnung zu setzen. Außerdem solle man auch die Wirte einladen "und fragen, welche Bedingungen sie stellen". Die Umfrage bei den Gastronomen befürworteten auch die Antragsteller, Hans Mühlfenzl (SPD) regte aber an, diese möglichst vor dem Treffen mit dem Gewerbeverband vorzunehmen.

Bei erfolgreichen Verhandlungen mit den Geschäftsleuten, soll, so der Antrag, ein Aufkleber an Läden und Gaststätten darauf hinweisen, wo sich auch Nichtkunden erleichtern dürfen. Der Bürgermeister regte an, dies auch bei der Neuauflage des Stadtplans zu berücksichtigen.

Martin Schechner (CSU) schlug noch eine Erweiterung vor: "Wir haben in Ebersberg so viele Behörden, die sollten auch in den Stadtplan aufgenommen werden." Auch und besonders am Bahnhof könnte so ein Hinweis hilfreich sein: "Da gibt es eine sehr große Behörde, und ich bin der Meinung, dass man in einer Behörde auch aufs Klo gehen kann."

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