Mitten in Baldham:Karls Baupläne

sperrung

Dass einem gewissen Karl die Böhm-Straße gehört, suggeriert diese Umleitungstafel in Wolfesing.

(Foto: Karin Kampwerth/oh)

Ein Umleitungsschild wirft die Frage nach den Besitzverhältnissen an der Karl-Böhm-Straße auf.

Kolumne von Karin Kampwerth

Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald." Mit diesem Slogan konnte sich 1955 die erste Fastfood-Kette der Republik etablieren, vornehmlich in Süddeutschland. Hendl gab es damals statt Hamburgern - denn McDonalds steckte zu jener Zeit ja noch nicht einmal richtig in den Kinderschuhen. Die erste europäische Filiale wurde erst 1971 in Amsterdam gegründet.

Mit den Hühnern von der Stange, die in Rekordzeit vor den Augen der hungrigen Gäste brutzelten - heute nennt man so etwas Front-Cooking - kam aber noch eine Neuerung: Das Hendl "to go" sozusagen. Man konnte sich sein Essen an einem Verkaufsfenster im Vorbeigehen mitnehmen. Das war die Geburt des Straßenverkaufs. Wobei so manche Ulknudel auch gerne mal bei Wienerwald anstand und statt eines halben Gockels etwa nach der Goethestraße verlangte, - wahlweise auch nach der Schiller- oder auch der Heine-Straße, selbstverständlich eingepackt! Hieß ja schließlich Straßenverkauf.

Ob ein gewisser Karl aus Baldham seine Böhm-Straße tatsächlich bei Wienerwald erworben hat, ist freilich fraglich. Umleitungsschilder rund um die Gemeinde weisen die Vorbeifahrenden jedenfalls ausdrücklich darauf hin, dass "Karls Böhm-Straße" bald für Bauarbeiten gesperrt wird. Eindeutiger als mit dem Genitiv-"S" können Besitzverhältnisse nicht dargestellt werden.

Allerdings wird auf den Hinweistafeln darauf verzichtet, zu verraten, was denn nun Karl an seiner Straße baut. Und ob die Neuerungen dann vielleicht gar rechtfertigen, dass Karl in der Folge eine Maut für alle erhebt, die seine Böhm-Straße künftig befahren wollen. Vielleicht aber motzt er den Asphaltstreifen aber auch so auf, dass er ihn anschließend in den Straßenverkauf geben kann. Die Preisverhandlungen mit den Interessenten könnte Karl dann ja mit einer Einladung zum Hendl-Essen verbinden.

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