Mitten in Zorneding:Mit der S 4 nach Rosenheim

S4 nach Rosenheim

Der Beweis: Kürzlich fuhr die S 4 nicht nach Ebersberg, nicht nach Geltendorf, aber nach Rosenheim.

(Foto: Karin Kampwerth/oh)

Nur eine Vision? Manche S-Bahn-Pendler rieben sich beim Blick auf die Zielanzeige jüngst die Augen

Von Karin Kampwerth

Wer eine Vision hat, der soll zum Arzt gehen." Diesen ernst gemeinten Ratschlag hat der in seinem Mundwerk wenig hanseatische frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt einst Politiker-Kollegen mit auf den Weg gegeben, die sich seiner Meinung nach eher seltsame Dinge für die Zukunft ausmalten. Die Vision an sich ist jedoch längst nicht nur der pathologische Begriff für manches Politiker-Geschwätz. Sinnestäuschungen oder Halluzinationen können auch ziemlich real sein. Man muss nicht zur örtlichen Gemeinderatssitzung, um sie zu erleben. Es reicht, wenn man in die S-Bahn steigt.

An dieser Stelle geht es ausnahmsweise nicht um die Pünktlichkeit des MVV, die für viele auch künftig wohl eine Vision bleiben wird. Zuverlässigkeit und ähnliches Kleinklein werden aber ohnehin überschätzt, wenn es um die wirklich großen Ziele im öffentlichen Nahverkehr geht. Immerhin gilt es für die Verantwortlichen, einen zweiten Tunnel zu bauen und den Ringschluss zwischen Erding und dem Flughafen zu schaffen. Und wo man gerade so schön am Reißbrett zusammensteht, könnte man ja einen noch größeren Wurf hinlegen.

Nun steht womöglich ein weiterer Ringschluss bevor. Nämlich den auf der westlichen Route von Grafing-Bahnhof über Aßling nach Rosenheim und über einen östlichen Schienenstrang zurück über Wasserburg nach Ebersberg. Anders lässt sich nicht erklären, weshalb die Digitalanzeige einer S4 in Zorneding als Endbahnhöfe nicht Ebersberg oder Geltendorf anzeigte, sondern Rosenheim. Kein Wunder, dass sich das Grüppchen, das gerade die S-Bahn bestiegen hatte, verwundert die Augen rieb. Wobei schnell klar war: Der Zug fuhr in Richtung München und nicht in Richtung Ebersberg. Das wiederum konnte nur zwei Dinge bedeuten: Bei diesem Umweg kommt die S-Bahn garantiert nicht pünktlich in Rosenheim an. Oder aber der S-Bahn-Fahrer hatte beim Einstellen der Anzeige ein pathologisches Problem. Nicht mit einer Vision, sondern mit den Augen. Auch da könnte ein Arzt helfen.

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